JULIA EXTRA Band 0281
und fand in einem Speisezimmer statt, das, obwohl Malik es als „intim“ beschrieben hatte, die Ausmaße eines kleinen Ballsaales besaß, geschmückt mit goldenen Spiegeln und kostbaren Gemälden.
Die große runde Tafel war mit edlem Porzellan, Kristall und Silber gedeckt. Üppige Rosenbuketts verbreiteten ihren schweren Duft, während hohe weiße Kerzen alles in sanftes, schmeichelndes Licht tauchten. Traditionell gekleidete Diener huschten herein und hinaus, um bei Tisch zu bedienen, ein kleines Musiker-Ensemble spielte auf fremd anmutenden Instrumenten leise, seltsam betörende Klänge.
Die Gesellschaft bestand aus insgesamt sieben Personen … außer Alexa, Giovanni und Paolo noch Malik, der Berater des Scheichs, und an seiner Seite Sonya. Und natürlich das glückliche Brautpaar … Xavier und seine englische Braut Laura.
„Gewöhnlich essen wir hier nicht so früh.“ Ein unerwartetes Lächeln huschte über Maliks ernstes Gesicht. „Aber gewöhnlich geben uns auch nicht so wichtige Gäste die Ehre wie der junge Paolo.“
„Ich kann schon lange aufbleiben!“, prahlte Paolo, strafte seine Behauptung jedoch sofort durch ein so gewaltiges Gähnen Lügen, dass alle lachten.
Giovanni stellte seinen schweren Silberkelch auf den Tisch und ließ den Blick über die ungleiche Gesellschaft schweifen. Als Erstes fiel ihm auf, dass Malik trotz der Anwesenheit des königlichen Bräutigams den Gastgeber spielte. Aber vielleicht hatte er die Rolle ja ganz einfach übernommen, weil Xavier und seine Braut augenblicklich so verliebt waren, dass sie kaum die Augen voneinander lassen konnten. Giovanni beobachtete, wie sein Halbbruder Laura Wasser einschenkte, bevor er sich ihr wieder zuwandte und ihr zärtlich zulächelte. Giovannis Mundwinkel zuckten spöttisch. War er je so vernarrt in Alexa gewesen? Es fiel ihm schwer, eine Antwort zu finden, denn seine Erinnerungen waren durch die bittere Enttäuschung entstellt.
Liebe war doch letztendlich nur ein beschönigendes, gesellschaftsfähiges Wort für den Fortpflanzungstrieb des Menschen. Das Stadium extremer erotischer Anziehung, in dem Xavier und Laura sich gegenwärtig befanden, würde aller Voraussicht nach nicht auf Dauer anhalten, wenn man die Scheidungsstatistiken betrachtete. Unwillkürlich schweifte Giovannis Blick zu seiner verlogenen Frau. Man brauchte sich nur anzusehen, was zwischen ihm und Alexa passiert war.
Hatte sie seinen Blick gespürt? Schaute sie deshalb auf und sah ihn an? Für einen Moment verlor er sich im sanften Schimmer ihrer grünen Augen und glaubte, einen Anflug von Traurigkeit zu entdecken, der ihn seltsam berührte. Dann presste Alexa die Lippen zusammen und wandte sich ab. Giovannis Blick glitt hinab zu ihren vollen Brüsten, die sich unter ihrer Seidentunika abzeichneten, und wider Willen durchzuckte ihn erneut heißes Verlangen. Verdammt, wie konnte Alexa es wagen, hier das arme Opfer zu spielen, wo sie ihm jahrelang seinen Sohn vorenthalten hatte!
Um sich abzulenken, wandte Giovanni sich Malik zu, der ein kleines Wortgefecht mit der blonden, selbstbewussten Sonya zu führen schien. Sie war Maliks Mündel und verhielt sich, als gehörte sie zur Familie.
„Der Scheich leistet uns beim Dinner keine Gesellschaft?“, erkundigte sich Giovanni.
Malik schüttelte den Kopf. „Leider nicht. Seine Königliche Hoheit zieht sich jetzt immer schon zeitig zurück. Aber er möchte Sie und Paolo morgen früh noch vor der Hochzeit sehen.“ Malik schwieg einen Moment, bevor er hinzufügte: „Und Ihre Frau natürlich auch.“
Giovanni hörte die unausgesprochene Frage in den Worten des Beraters. Er hatte weder Malik noch irgendeinem anderen gegenüber ein Wort darüber verloren, dass er und seine Frau schon seit Langem getrennt lebten, allerdings vermutete er, dass es sowieso jeder wusste. Man hätte ihm nicht Zutritt zu dem engsten königlichen Familienkreis gewährt, ohne ihn und seine Lebensumstände vorher genauestens durchleuchtet zu haben. Wahrscheinlich wusste man alles über ihn, bis hin zu seiner Schuhgröße. „Ich verstehe.“
„Sie sind ein Mann weniger Worte“, bemerkte Malik, wobei er ihn fragend ansah.
Giovanni lächelte. „Ich ziehe es vor, meine Gedanken für mich zu behalten.“
Der Berater des Scheichs nickte. „Eine kluge Strategie, wie sie die Kharastani bevorzugen … vor allem die Männer aus der königlichen Familie“, erwiderte er anerkennend. „Ich gehe davon aus, dass Sie Ihre Räumlichkeiten angemessen
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