JULIA EXTRA Band 0286
und sie vergaß, wo sie waren und dass sie ihn hasste …
Der Klang von Lachen und näher kommenden Schritten veranlasste Bryn, die Umarmung zu beenden. Er trat einen Schritt zurück und sagte: „Nicht jetzt, jemand kommt. Später … Wenn wir zu Hause sind.“
Er nahm sie bei der Hand, und sie setzten ihren Weg fort. Mia war wie betäubt, ihre Beine fühlten sich an wie Gummi. Später, hatte er gesagt … Ein Zittern durchlief sie. Er hatte ja recht, sie wollte es, wie sie noch nie in ihrem Leben etwas gewollt hatte. Es war sinnlos, dagegen anzukämpfen.
Die Sonne brannte unbarmherzig auf sie herab, als sie den Schatten der Bäume verließen und einen schmalen Pfad hinabgingen. Vor ihnen lag eine kleine sandige Bucht und dahinter das Meer. Mächtige Wogen rollten heran und brachen sich am Strand.
„Hast du Lust auf eine kleine Abkühlung?“
„Und wie!“
Sie waren nicht die Einzigen: Ein wenig weiter lagen ein paar Sonnenhungrige im weißen Sand. Mia warf einen flüchtigen Blick in ihre Richtung, dann blieb sie stehen.
„Was ist?“, fragte Bryn.
„Die Leute dort … Sie haben nichts an!“
„Ja, ich weiß.“ Er schlüpfte aus den Joggingschuhen und streifte die Shorts ab. „Das hier ist ein öffentlich genehmigter FKK-Strand.“
„ Was? Das ist nichts für mich, ich ziehe mich nicht aus.“
„Du musst nicht, wenn du nicht willst.“ Mit langen Schritten lief er ins Wasser.
Sie sah ihm nach, und sein goldbrauner athletischer Körper verschlug ihr den Atem.
Schweiß perlte ihr über das Gesicht und über den Rücken. Der Gedanke, es Bryn gleichzutun, war plötzlich sehr verlockend. Sie zögerte, dann zerrte sie das T-Shirt über den Kopf, holte tief Atem und streifte die Jogging-Shorts und den winzigen Bikini ab.
12. KAPITEL
Das Wasser prickelte wie eiskalter Champagner auf ihrer nackten Haut; die See war turbulent und die Wellen belebend wie eine Massage. Nach der heißen Sonne genoss Mia das Bad in vollen Zügen.
Weiter draußen erspähte sie Bryn. Selbst auf die Entfernung konnte sie erkennen, wie hervorragend er schwamm. Sie sah ihm zu, wie er in einen Brecher hineintauchte und sein Körper kurz danach wieder auf dem Wasser erschien. Sein brauner Rücken und die kraftvollen Arme glänzten in der Sonne.
Mia war selbst eine gute Schwimmerin, doch sie bemerkte, dass die Strömung sie immer weiter ins offene Meer hinauszog. Daher drehte sie um und ließ sich an den Strand zurücktreiben.
Sie schlüpfte wieder in den Bikini, dann setzte sie sich in den heißen Sand, um der unbändigen Brandung zuzuschauen. Es war ein turbulentes Schauspiel und entsprach durchaus dem Aufruhr ihrer Gefühle. Bryns Vorschlag, die Ehe auf unbestimmte Dauer fortzusetzen, hatte sie völlig aus dem Konzept gebracht. Seine Gründe waren klar und deutlich: Er wollte sie – doch für wie lange? Ein paar Wochen? Vielleicht einen Monat? Dazu äußerte er sich nicht, weil er wusste, dass ihre Beziehung nicht von Dauer sein konnte, er hatte es mehr oder weniger eingestanden. Sobald er ihrer überdrüssig wurde, war die Angelegenheit für ihn erledigt, und sie konnte zusehen, wie sie mit ihren Erinnerungen und einem gebrochenen Herzen weiterlebte.
Sie dachte an ihre Unterhaltung mit Agnes kurz vor der Hochzeit und was die alte Dame über ihn gesagt hatte: Dass Bryn seit dem Tod seiner Eltern niemand an sich heranließ und er sich nie von Gefühlen leiten ließ.
War es möglich, den Schutzwall, hinter dem er sich verbarrikadierte, niederzureißen? Agnes glaubte, dass es ihr, Mia, gelingen würde …
Sie unterdrückte einen Seufzer. Dass sie der kranken Frau etwas vorgetäuscht hatte, ließ ihr keine Ruhe; es verstieß gegen die Grundsätze, mit denen sie aufgewachsen war. Wäre es nicht möglich, den Betrug gutzumachen, indem sie zustimmte, die falsche Ehe in eine richtige umzuwandeln? Dann wäre auch die Geschichte, die sie ihren Eltern und Schwestern aufgetischt hatte, nicht länger eine Lüge, sondern die Wahrheit. Sie liebte Bryn – vielleicht konnte sie ihm nach und nach beweisen, dass Liebe nicht immer mit Schmerz und Enttäuschung endet.
Sie sah ihm entgegen, als er jetzt auf sie zukam. In dem strahlenden Nachmittagslicht erschien ihr die hohe Gestalt, an der das Wasser abperlte, wie ein Meeresgott der Antike. Wie hatte sie nur glauben können, dass sie ihm widerstehen würde?
„Hat das Bad Spaß gemacht?“, fragte er, während er sich neben ihr in den Sand fallen ließ.
„Ja.“
Er betrachtete sie ein
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