JULIA EXTRA Band 0287
gesorgt.“
Bestimmt musste er noch den Tod seiner Frau verarbeiten, dachte sie voller Mitgefühl.
Es überraschte sie, dass Connah in diesem Moment offenbar etwas ganz anderes im Sinn hatte.
„In letzter Zeit habe ich oft versucht, mich daran zu erinnern, wie ich dich vor zehn Jahren kennenlernte“, begann er. „Aber dann habe ich nur das Bild eines Teenagers mit blonden Locken und riesigen Augen im Kopf.“
„Die Lockenpracht hatte ich einer missglückten Dauerwelle zu verdanken, und die Augen habe ich mir zu der Zeit fürchterlich stark geschminkt.“ Sie lachte wieder. „Außerdem war ich noch ein bisschen pummelig, was du aber sehr galant verschwiegen hast.“
„Nachdem ich heute einen flüchtigen Blick auf dich werfen durfte, kann ich sagen, dass das wohl kein Thema mehr für dich ist.“ Er räusperte sich leise. „Nur interessehalber, hättest du den Bikini angelassen, wenn du mit Lowri und mir allein gewesen wärst?“
„Klar“, bestätigte sie, ohne zu zögern. „Lowri hat es sich gewünscht, also habe ich ihr die Freude gemacht.“
„Dann trag ihn wieder, wenn wir vor Eindringlingen sicher sind.“
„Ich denke nicht.“
„Du meinst wohl, es ist keine passende Kleidung für ein Kindermädchen?“
Sie nickte. „Auch nicht für eine Haushälterin.“
Seine Belustigung war ihm anzumerken. „Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass du hier bist.“ Er wirkte plötzlich ernst. „Du hast mich schon so gut unterstützt und mir mit deinen Ratschlägen dabei geholfen, eine gute Beziehung zu meiner Tochter aufzubauen. Ich danke dir.“
„Das ist schließlich meine Aufgabe. Und ich halte dich für einen ausgezeichneten Vater, ganz ehrlich.“
Ihr Lob tat ihm gut. „Danke. Aber es wird schwerer werden, wenn sie erst einmal größer ist. Und leider wird mir meine Mutter in Zukunft auch nicht mehr so zur Seite stehen können wie früher. Das macht mir schon etwas Angst. Deshalb wollte ich auch noch mit dir reden. Ich weiß, ursprünglich hatten wir sechs Wochen abgemacht. Aber falls du bis Oktober noch nicht nach Yorkshire fahren musst, könntest du dir vorstellen, ein oder zwei Wochen länger bei uns zu bleiben? Das würde die Übergangszeit bis zu Lowris neuem Schuljahr erleichtern.“
„Selbstverständlich“, stimmte sie zu. „Das mache ich sehr gern.“
Viel lieber, als du dir vorstellen kannst, dachte sie entzückt.
Erleichtert atmete er auf. „Mir fällt ein Stein vom Herzen“, gestand er.
„Das Baby der Rutherfords wird erst Mitte des Monats erwartet. Ich soll mich natürlich etwa zwei Wochen vor dem Stichtag im Haushalt einleben, aber die Zeit bis dahin hätte ich normalerweise sowieso mit meiner Familie verbracht.“
Was rede ich denn da?, dachte sie erschrocken. Familie klingt ja mehr als zweideutig!
Der Ausflug nach Greve war eine gelungene Abwechslung, und Hester konnte sich auf dem sonnigen Marktplatz gar nicht sattsehen an den eigentümlichen Häusern und den herrlich bewachsenen Balkonen.
„Wenn wir durch die Läden gebummelt sind, müssen wir uns unbedingt ein paar Postkarten besorgen und schreiben“, verkündete Connah. „Jeder soll erfahren, wie gut wir es hier haben.“
Für Hester war es mittlerweile kaum vorstellbar, dass sie in diesen Wochen eigentlich nur ihre Arbeit machte. Sie genoss die gemeinsame Zeit mit Connah und Lowri, als hätte sie in ihrem Leben nie von etwas anderem geträumt. Und wer hätte gedacht, dass sie einmal an der Seite ihres Schwarms aus Teenagertagen in einer Luxusvilla in der Toskana residieren würde?
„Einen Penny für deine Gedanken“, flüsterte Connah in ihr Ohr, während Lowri sich bereits die ersten Urlaubspostkarten aussuchte.
„Glaub mir, sie sind weit mehr wert als das“, versicherte sie ihm kühl.
Zu Mittag aßen sie in einem kleinen Restaurant mit steinernen Torbögen und einem alten Terrakottaboden, in dem Connah schon früher einmal gewesen war. Von der mit Wein bewachsenen Terrasse aus hatte man einen atemberaubenden Ausblick auf die Landschaft von Chianti.
„Können wir draußen essen, Daddy?“, bat Lowri aufgeregt.
„Sicher, Liebes.“ Er wandte sich an Hester. „Es sei denn, dir ist zu heiß und du möchtest lieber drinnen sitzen?“
„Überhaupt nicht. Ich nutze jede Gelegenheit, die Sonne und die frische Luft zu genießen.“
Auf Connahs Empfehlung hin bestellten sie sich als Vorspeise selbst gemachte Gnocci mit Salbei-Butter-Soße, danach Rostbraten mit Rosmarin, Backkartoffeln
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