JULIA EXTRA Band 0287
versprochen, mit mir zu schwimmen“, erinnerte Lowri sie enttäuscht.
„Das werde ich später auch tun. Aber jetzt ziehe ich mich erst einmal wieder an.“
In Windeseile schlüpfte Hester in ein kurzes weißes Jerseykleid und steckte sich die Haare zu einem losen Knoten hoch. In ihrem Kopf schwirrte ununterbrochen das Wort Liebling umher. Schnell steckte sie sich ihre riesige Sonnenbrille aufs Haar, zog ein paar Riemchensandalen an und hetzte wieder nach unten. Dieser unverhoffte Besuch versprach, endlich etwas Spannung in ihren Alltag zu bringen …
Die beiden Männer standen immer noch nebeneinander am Pool, Lowri zwischen ihnen, und Hester konnte zum ersten Mal einen genaueren Blick auf ihren neuen Gast werfen. Er war zweifelsohne südländischer Herkunft, hatte glänzende schwarze Haare, eine lässige Haltung und trug ebenso lässige Designerkleidung.
Connah war allerdings der Größere von beiden, und sein keltisches Aussehen gefiel Hester weitaus besser als das des wortgewandten Italieners.
„Ah, Hester“, begrüßte Connah sie mit zuckersüßer Stimme. „Könntest du uns vielleicht einen Kaffee einschenken?“
„Sicher“, sagte sie etwas verhalten und drehte sich zu Luigi Martinelli um. Sie setzten sich an den Tisch, und er wählte sofort den Stuhl neben Hester. „Trinken Sie Ihren schwarz?“
„Sí, grazie.“ Mit unverhohlener Bewunderung musterte er sie. „Wie gefällt Ihnen meine Heimat, Miss Hester? Sind Sie schon einmal hier gewesen?“
„Nicht direkt hier. Ich war in Venedig, aber dies ist mein erster Trip in die Toskana. Und wie könnte ich nicht hingerissen sein, so schön, wie es hier ist?“
Lächelnd wandte er sich an Lowri, die ebenfalls mit ihnen am Tisch saß. „Und wie alt bist du, carina?“
„Zehn“, antwortete sie schüchtern.
„Ist Sophia mitgekommen?“, erkundigte sich Connah.
„Nein. Meine Frau ist in Rom. Wo sonst? Sie macht sich nichts aus dem Landleben.“ Luigi zuckte die Achseln. „Von Zeit zu Zeit genieße ich die nostalgische Ruhe meines antiquierten Heims. Als ich hörte, dass die Casa Girasole bewohnt ist, nahm ich an, die Andersons wären hier. Ich wollte sie für heute zum Essen einladen. Und es wäre mir eine riesige Freude, Connah, wenn ihr mich stattdessen mit eurer Anwesenheit beehren würdet.“
Doch Connah schüttelte entschlossen den Kopf. „Tut mir leid, Luigi, aber wir gehen wegen meiner Tochter immer sehr früh ins Bett. Ein anderes Mal vielleicht.“
„Selbstverständlich.“ Der Italiener trank seinen Kaffee aus und erhob sich. „Es war mir eine Freude, Sie kennenzulernen, Miss Hester. Und dich natürlich auch, kleine Miss Lowri. Ein reizender Name“, stellte er fest. „Ich habe ihn noch nie zuvor gehört.“
„Es ist Walisisch für Laura“, erklärte das Mädchen scheu.
Gelassen schlenderte Luigi auf dem Weg zurück in den Wald, aus dem er gekommen war. Wohl wissend, dass ihm drei Augenpaare neugierig folgten …
„Was für ein netter Mann“, brach Lowri das Schweigen. „Darf ich noch einen Saft haben, bitte?“
Hester schenkte ihr ein Glas voll und sah dann Connah an, der betont beide Augenbrauen hochzog.
„Und? Was hältst du von unserer adeligen Lokalprominenz?“, fragte er spitz. „Ich hätte ihn als Conte Pierluigi Martinelli vorstellen sollen. Das Castello ist seit Jahrhunderten im Besitz seiner Familie.“
„Flavia hat vorhin seinen Titel schon einmal erwähnt“, sagte Hester schmunzelnd. „Und dann hat sie für Il Conte das beste Porzellan der Andersons hervorgeholt.“
„Flavia lebt hier schon ihr ganzes Leben lang. In ihrer Hierarchie ordnet sie Gott, den Papst und Luigi in einer Reihenfolge an. Früher war sie Hausmädchen auf dem Castello, und ihr Mann Nico ist dort der Gärtner.“
„Ist es eine echte Burg mit Türmen?“, erkundigte Lowri sich fasziniert. „Das hätte ich mir gern mal angeschaut.“
„Entschuldige, Liebes“, sagte er betroffen. „Ich hätte dich fragen sollen, bevor ich die Einladung einfach absage.“
„Macht nichts, Daddy. Aber jetzt gehen wir zusammen schwimmen, Hester! Ziehst du dir wieder deinen Bikini an?“
„Wenn das für dich in Ordnung ist, geh lieber mit deinem Vater schwimmen“, bat sie Lowri erschöpft. Sie wollte am liebsten dort sitzen bleiben, wo sie war.
„Spielverderberin“, flüsterte Connah Hester zu, und sein Atem brannte heiß auf ihrer Haut.
Mit klopfendem Herzen sah sie dabei zu, wie Connah sich auszog und dann – nur mit einer Badehose
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