JULIA EXTRA Band 0287
und Pilzen. Anschließend dösten sie noch fast eine Stunde lang im Halbschatten, während die Kellner ihnen mit freundlichen Mienen Kaffee und kühles Wasser servierten.
„Man nimmt das Essen hier sehr ernst“, stellte Hester fest. „Jeder möchte, dass man sich Zeit dafür lässt und den Moment auskostet. Niemand drängelt, um den Tisch für den nächsten Gast frei zu machen.“
„Das würde man hier nicht wagen, weil so ein Verhalten überhaupt nicht zu der italienischen Mentalität passt.“ Er lächelte, als seine Tochter ihren Kopf an seine Schulter lehnte und die Augen schloss. „Schlummer ruhig ein wenig, Kleines“, raunte er und streichelte ihr über die Haare.
„Ich habe gestern mit meiner Mutter telefoniert“, sagte Hester leise. „Sie lässt schön grüßen.“
„Grüße sie bitte zurück, wenn du wieder mit ihr sprichst“, gab er ebenso leise zurück und sah auf seine schlafende Tochter hinunter. „Hat deine Mutter jemals meine Begleiterin von damals erwähnt?“
„Sie sagte, die junge Frau sei ziemlich krank gewesen. Deshalb wollte sie auch gern, dass ihr bleibt, bis deine Begleitung wieder reisetüchtig ist.“
„Dafür werde ich ihr ewig dankbar sein.“ Dann ließ er seinen Blick über die grün leuchtenden Hügel in der Ferne schweifen. „Ein paar Jahre später bin ich zurückgekommen, um mich bei deiner Mutter zu bedanken, aber sie wohnte nicht mehr dort. Und die nachfolgenden Besitzer weigerten sich zu Recht, die neue Adresse weiterzugeben.“
Lowri rührte sich und gähnte herzhaft. „Ich bin wie ein Baby. Dauernd muss ich ein Nickerchen halten“, seufzte sie.
„Das war doch nur ein sehr kurzes Schläfchen“, sagte Connah amüsiert. „Geh ruhig mit Hester, und mache dich ein bisschen frisch, dann können wir unseren Ausflug fortsetzen.“
Sie spazierten weiter durch die kleine Stadt, bewunderten die neoklassische Fassade von Santa Croce und suchten sich ein paar Delikatessenläden und einheimische Händler, um ihr Abendessen zusammenzustellen.
Hester entschied, bei dieser Gelegenheit ihre Vorräte aufzustocken, und kaufte eine riesige Tüte frischer Tomaten, saftige Pfirsiche, knuspriges toskanisches Ciabatta, Käse, Blattspinat und noch einiges mehr.
„Vielleicht kann Flavia morgen Gemüseravioli machen“, schlug Lowri vor. „Ich frage sie. Sie mag mich nämlich.“
„Tut sie das?“, neckte Connah. „Du hast unsere Küchenfee ganz schön um den kleinen Finger gewickelt.“
Auf dem Weg zum Auto dachte Hester, dass es einer dieser Tage war, die sie nie in ihrem Leben wieder vergessen würde. Und wenn sie den kalten englischen Winter in Yorkshire erlebte, würde sie immer an diesen Augenblick zurückdenken und ein warmes Gefühl in ihrem Herzen spüren.
„Ich habe darüber nachgedacht, dass ich deiner Meinung nach mehr Zeit mit meiner Tochter verbringen sollte“, sagte Connah später zu Hester. „Du hast vollkommen recht. Morgen werde ich mit ihr ins Dorf gehen, und du kannst tun, was immer du willst.“
„Ich mache die Wäsche“, erwiderte sie prompt, und er lachte auf.
„Ich dachte eher an ein gutes Buch, eine bequeme Liege am Pool und einen kühlen Drink.“
„Das kann ich auch später noch tun, wenn ihr wieder zurück seid.“
Nachdenklich betrachtete er ihr hübsches Gesicht. „Hat dir der Tag heute gefallen, Hester?“
„Es war fantastisch“, gab sie vergnügt zurück. „Und ich freue mich auf unser italienisches Abendbüfett. Es ist der perfekte Abschluss eines solchen Traumtags.“
„Der Tag, an dem du in mein Leben zurückgekommen bist, ist für mich mein Glückstag.“
Hester wurde tiefrot und war für einige Sekunden sprachlos. Und als sie endlich ihre Fassung wiedergewonnen hatte, war Connah bereits ins Haus gegangen.
Eine Sache, die Hester an diesem Land so liebte, war die grenzenlose Gelassenheit, mit den Dingen des Alltags umzugehen. Und da sie Urlaub machten, konnten sich Connah, Lowri und Hester ebenfalls diesem Lebensstil hingeben. Es machte im Prinzip nichts aus, wenn Lowri abends einmal später als üblich ins Bett ging, da sie am nächsten Morgen länger ausschlafen konnte.
Nach ihrem Ausflug nach Greve waren alle drei froh, den nächsten Tag entspannt in der Villa verbringen zu können. Einem ausgiebigen Frühstück folgte ein herrlicher Vormittag, den Hester und Lowri nutzten, um im Pool zu schwimmen und zu toben. Connah blieb im Haus, um mit John Austin zu telefonieren und einige Zeit zu arbeiten.
Als Hester und
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