JULIA EXTRA Band 0287
bedeutungslosen Adelstitel, aber sein Familienname und seine Blutlinie sind sehr alt. Sophia hat von ihrem Vater jede Menge Geld geerbt und wollte unbedingt einen Aristokraten heiraten – und Luigi brauchte dringend Geld. So hat Jay Anderson mir dieses Arrangement jedenfalls beschrieben. Seit der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes gehen Luigi und Sophia praktisch getrennte Wege.“
„Wie traurig.“
Er zog eine Augenbraue hoch. „Du würdest wahrscheinlich nur aus Liebe heiraten?“
Hester schwieg für einen Moment. „Respekt und ein gutes Verhältnis miteinander wären wohl tatsächlich meine Prioritäten. Aber mir geht es nicht darum, jemanden abgrundtief zu lieben.“
„Aber du warst willens, deine Ferien mit diesem Schauspieler in Südfrankreich zu verbringen.“
„Das Angebot war einfach zu verlockend“, gab sie zu.
„Dann gab ich dir stattdessen die Gelegenheit, in die Toskana zu reisen. Und ich hab dich nicht in letzter Minute hängen lassen“, fügte er betont hinzu.
„Das ist doch etwas völlig anderes“, protestierte sie.
„Warum?“
„Weil es mein Job ist. Ich bin natürlich dankbar dafür, dass ihr mich mitgenommen habt, trotzdem werde ich für meine Arbeit bezahlt – ganz gleich, wo wir uns aufhalten.“
„Das ist aber ein äußerst rationaler Blickwinkel“, brummte er enttäuscht. „Wenn der Trip nach Frankreich doch zustande gekommen wäre, hättest du mit deinem Romeo unterwegs auch das Bett geteilt?“
Sie zuckte zusammen. „Die Tatsache, dass ich für dich arbeite, gibt dir nicht das Recht, mir so persönliche Fragen zu stellen.“
„Da muss ich dir leider widersprechen. Mir ist das moralische Umfeld meiner Tochter ungeheuer wichtig“, argumentierte er, obwohl er wusste, wie haltlos seine Aussage war.
„Damals hatte ich noch nicht die Verantwortung für deine Tochter“, entgegnete sie ruhig. „Also gedenke ich auch nicht, deine Frage zu beantworten. Gute Nacht.“ Mit diesen Worten erhob sie sich und stolzierte ins Haus.
Innerlich kochte sie allerdings vor Wut und war zutiefst verwirrt über dieses Gespräch. Erschrocken fuhr sie zusammen, als Connah plötzlich direkt hinter ihr stand.
„Ich entschuldige mich in aller Form, Hester“, begann er leise. „Komm wieder hinaus, und trinke ein Glas Wein mit mir. Es ist noch zu früh, um ins Bett zu gehen.“
„Nein danke.“
Mit gequältem Blick sah er sie an. „Ich bin dir zu nahe getreten, und das ist unverzeihlich.“
„Ich arbeite für dich“, stellte sie klar. „Da kann ich es mir nicht leisten, dass man mir zu nahe tritt.“
„Lieber Himmel, Hester! Mir ist doch vollkommen klar, dass ich kein Recht dazu habe, in dein Privatleben einzudringen.“ Entschlossen holte er eine Flasche Wein aus dem Kühlschrank. „Bitte nimm mein Friedensangebot an, und trinke einen Versöhnungsschluck mit mir!“
Im Grunde wollte Hester auch noch gar nicht ins Bett gehen, denn es war tatsächlich noch recht früh. Also schluckte sie ihren Stolz hinunter und lenkte ein.
Draußen auf der Terrasse reichte Connah ihr ein Glas mit kühlem Weißwein.
„Was möchtest du dir morgen in Greve gern kaufen?“, fragte er.
„Nur Postkarten und ein paar Spezialitäten für unser Abendessen, die man hier nicht in jedem Supermarkt bekommt“, erwiderte sie.
„Solange du es nicht noch selbst aufwändig zubereiten musst. Dies soll auch ein Erholungsurlaub für dich sein, Hester, bevor du deine nächste Stelle in Angriff nimmst. Besonders nachdem ich aus deinen Bewerbungsunterlagen weiß, wie selten du dir in deiner Laufbahn eine Auszeit genommen hast. Freust du dich eigentlich darauf, ein Neugeborenes in deiner Obhut zu haben?“
„Ich habe sogar schon kleine Zwillinge betreut, aber es ist natürlich einfacher, sich um ein Kind wie Lowri zu kümmern. Und nicht nur, weil sie sich selbst füttert und anzieht“, fügte sie lachend hinzu. „Es macht einfach Spaß, mit ihr zusammen zu sein und zu reden. Und sie schläft die ganze Nacht durch!“
Connah stimmte in ihr Gelächter ein. „Ach ja, die kurzen Nächte. Darauf freut sich wohl niemand wirklich.“
„Ich werde ja nicht ganz allein sein. Sarah Rutherford hat vor, ihr Kind selbst zu stillen, aber ich kümmere mich um den Rest. Wenigstens sind es diesmal keine Zwillinge.“
„Mir ist schleierhaft, wie du das geschafft hast“, sagte er aufrichtig. „Ich war nicht oft da, als Lowri noch so klein war. Meine Mutter und Alice haben die meiste Zeit über für sie
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