JULIA EXTRA Band 0287
wunderschöne Tochter hat“, vervollständigte sie nachdenklich.
„Willst du damit andeuten, ich hätte es ihm sagen sollen?“
„Das ist allein deine Entscheidung. Aber ich wünschte, du hättest es wenigstens mir gesagt.“
„Hättest du meinen Heiratsantrag dann abgelehnt?“
„Nein.“
„Was macht es also für einen Unterschied?“
„Du hast mir die Wahrheit nicht anvertraut. Und Vertrauen ist nun einmal auch ein wesentlicher Bestandteil einer erfolgreichen Ehe.“
„Natürlich vertraue ich dir“, sagte er unwillig. „Genug um zu wissen, dass dir Lowris Seelenheil mehr am Herzen liegt als Langs.“
„Wirst du ihm eines Tages die Wahrheit sagen?“
„Ich denke, das muss ich.“ Müde rieb er sich die Augen. „Spätestens wenn sie ihre Geburtsurkunde braucht und feststellt, dass ihre Mutter Laura Carey Jones heißt – Vater unbekannt. Aber dann wird sie hoffentlich alt genug sein, um die Dinge besser einordnen zu können.“ Forschend betrachtete er Hester. „Aber diese Lösung scheint dir nicht zu gefallen.“
„Nein.“ Sie stand auf. „Nur keine Sorge, ich werde dein Spiel mitspielen. Ich würde niemals etwas tun, das Lowri verletzen könnte.“
Eilig griff er nach ihrer Hand. „Hast du deine Meinung in Bezug auf unsere Hochzeit geändert?“
Ohne zu zögern, schüttelte sie den Kopf.
„Wegen meiner Tochter?“, wollte er wissen.
„Auch“, gab sie ehrlich zurück. „Wenn sie nicht wäre, würde ich zumindest darauf bestehen, die Dinge langsamer angehen zu lassen.“
„Aber ihretwegen hältst du dein Wort?“
„Ich halte immer mein Wort. Was ich sagen wollte, ist, dass die Frage ohne sie gar nicht im Raum stehen würde. Schließlich willst du mich heiraten, um ihr eine Mutter zu geben.“
„Und mir eine Ehefrau, vergiss das nicht!“
„Bestimmt nicht“, erwiderte sie seltsam tonlos.
„Gut.“ Abrupt ließ er ihre Hand wieder los. „Aber du musst mir versprechen, dass du Peter Lang niemals aufsuchen wirst, um ihm die Wahrheit zu sagen.“
Lange sah sie schweigend auf ihn hinunter. „Okay, ich schwöre dir bei allem, was mir heilig ist, ich werde es niemals tun“, sagte sie schneidend.
„Hester …“
Doch sie hatte sich schon abgewandt und war aus dem Zimmer verschwunden.
Bis zum folgenden Tag, an dem sie bei Hesters Eltern zum Mittagessen eingeladen waren, wechselten Connah und Hester kein Wort mehr miteinander. Lowri war zum Glück so aufgeregt und fröhlich, dass sie die Spannungen zwischen den beiden nicht bemerkte.
Sie besprachen mit Moira die Hochzeitspläne, als hätte es das schicksalhafte Gespräch im Wohnzimmer niemals gegeben.
„Hoffentlich erscheint es euch nicht zu kurzfristig“, entschuldigte sich Connah bei Moira. „Aber um Lowris willen haben wir die Eheschließung auf den letzten Tag gelegt, bevor sie zurück ins Internat fährt. Hester möchte gern hier bei euch feiern, aber ich bestehe trotzdem darauf, einen Partyservice zu engagieren, um euch zu entlasten.“
„Macht es euch nichts aus, unzählige Leute durch euren kostbaren Garten trampeln zu lassen?“, fragte Hester kleinlaut.
„Nicht im Geringsten“, beruhigte Moira sie lachend. „Im Gegenteil, ich freue mich, dass ich die Hochzeit meiner einzigen Tochter ausrichten darf.“
Anschließend machten sie Connahs Mutter ihre Aufwartung. Marion Carey Jones war eine gut aussehende, elegante Dame mit grauen langen Haaren, und die Ähnlichkeit mit ihrem Sohn war nicht zu übersehen. Begeistert und warmherzig begrüßte sie Hester in ihrer Familie.
„Bitte nenn mich Marion“, sagte sie. „Und, hat Connah dir endlich alles über unsere Familie gebeichtet?“, fragte sie unumwunden, als sie für einen Moment allein waren.
Hester nickte. „Am Ende konnte er ja nicht anders, aber davon wird er dir selbst erzählen.“
„Hat es deine Meinung über ihn geändert?“
„Nein. Mir wäre es nur lieber gewesen, er hätte mir mehr Vertrauen geschenkt“, gab sie zu und drehte sich lächelnd um, als Lowri mit einer Schale Plätzchen in der Hand das Zimmer betrat.
„Das sind walisische Kekse, Hester“, erklärte sie stolz. „Mrs. Powell hat sie extra für heute gemacht.“
„Die sehen ja köstlich aus.“
Connah verlor kein Wort über Peter Lang, bis Lowri schließlich im Bett lag und die Erwachsenen bei einer Tasse Tee im Wohnzimmer von Bryn Derwen versammelt waren.
„Lowri ist ganz offensichtlich hingerissen von der Vorstellung, dich als Mutter zu haben“, bemerkte Connahs
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