JULIA EXTRA Band 0287
hob.
„Hast du?“
„Was?“
„Mir vergeben?“
Sie lächelte schief. „Noch nicht ganz. Aber ich werde es tun, während ich bei meinen Eltern bin. Morgen fahre ich ab und gedenke, bis zur Hochzeit dortzubleiben. Eigentlich würde ich Lowri gern mitnehmen, aber dir ist es vermutlich lieber, wenn Sam sie tagsüber zu uns bringt. Was meinst du dazu?“
Er sah sie durchdringend an. „Ist das deine Rache?“
„Aber nein. Ich hatte sowieso vor, die letzten Tage vor der Trauung mit meiner Mutter zu verbringen. Ich hätte es dir heute schon von allein gesagt, aber dann bist du mir mit deinen Vorwürfen zuvorgekommen.“
„Ich habe mich dafür in aller Form bei dir entschuldigt, Hester.“
„Und ich habe deine Entschuldigung angenommen. Gute Nacht, Connah.“
Hester sah die farbenfrohen Hügel der Toskana in der Abendsonne an sich vorbeigleiten. Ihr Anblick war so atemberaubend wie beim ersten Mal, und sie sah überwältigt zu ihrem Ehemann hinüber, der ruhig hinter dem Steuer des Mietwagens saß.
Sie konnte kaum glauben, dass sie nun als Mr. und Mrs. Connah Carey Jones in die Flitterwochen fuhren, denn im eigentlichen Sinne waren sie kein typisches frisch vermähltes Ehepaar. Schließlich hatte die Braut in ihrer Hochzeitsnacht die meiste Zeit im Badezimmer verbracht und sich von dem köstlichen Hochzeitsmahl verabschiedet …
Connah war ein Fels in der Brandung gewesen. Er hatte ihre Bitte stoisch ignoriert, sie in ihrem Elend allein zu lassen, sondern stattdessen ihr Haar festgehalten und mit einem feuchten Tuch ihr Gesicht abgetupft.
„Wir sind gleich da“, verkündete Connah, als das vertraute Dorf in Sicht war. „Wie fühlst du dich?“
„Müde, aber dafür habe ich das Essen aus der kleinen Trattoria gut vertragen, wie es scheint“, erwiderte sie und lächelte. „Du warst so lieb gestern Nacht. Ich konnte mich noch gar nicht richtig dafür bedanken.“
„Wozu ist ein Ehemann denn da?“, sagte er abwehrend und schlug den Weg zur Casa Girasole ein.
Flavia wartete dieses Mal nicht auf sie, weil Jay Anderson ihnen den Schlüssel zu seinem Haus auf der Hochzeitsfeier gegeben hatte. Als Connah schließlich den Wagen anhielt und Hester die Beifahrertür öffnete, betrachtete er sie eindringlich.
„Blass, aber ansonsten unbeschreiblich schön“, kommentierte er und lachte sie an. Dann hob er sie auf seine Arme und trug sie über die Türschwelle ins Haus. „So macht man das bei Frischverheirateten!“
Behutsam setzte er sie ab und holte danach ihr Gepäck aus dem Auto. Überglücklich sah Hester sich um. Flavia hatte überall Vasen mit frischen Blumen aufgestellt, die einen betörenden Duft ausströmten. Und auf dem Küchentisch lag eine Nachricht für sie.
„Vermutlich geht es um das Essen, das sie für uns vorbereitet hat“, sagte Hester, als Connah sich endlich zu ihr gesellte. „Mein Italienisch reicht dafür leider nicht aus.“
„Meines eigentlich auch nicht, aber du scheinst recht zu haben“, murmelte er und legte den Zettel wieder auf den Tisch. „Ich bringe eben unsere Sachen nach oben, aber mit dem Auspacken können wir ja bis morgen warten. Du siehst wirklich erschöpft aus.“
Nach einer heißen Dusche fühlte Hester sich schon wesentlich besser. Eilig trocknete sie sich ab, cremte sich von Kopf bis Fuß mit ihrer teuren neuen Bodylotion ein und schlüpfte in ein rosafarbenes Nachthemd, das sie sich extra für die Hochzeitsreise gekauft hatte. Barfuß ging sie wieder nach unten und fand ihren Mann draußen auf der Terrasse.
„Das ging aber schnell“, bemerkte er und verstummte, als er sie erblickte.
„Ich dachte, du willst bestimmt auch sofort unter die Dusche“, sagte sie und strahlte ihn an.
Er gab ihr einen langen Kuss. „Du siehst bezaubernd aus, Hester.“
„Ich fühle mich auch tausendmal besser“, sagte sie leichthin, obwohl ihr Körper mit aller Macht auf seine Liebkosung reagierte.
„Ich habe eine Flasche Champagner kalt gestellt“, raunte er. „Il Conte hat als Hochzeitspräsent ein Dutzend davon hierhergeschickt. Ich habe sie eben gerade entdeckt.“
Überrascht lächelte sie. „Wie lieb von Luigi. Ist er gerade auf dem Castello?“
„Wenn dem so sein sollte, wird sein Taktgefühl ihn sicherlich davon abhalten, uns zu besuchen“, mutmaßte Connah und versiegelte ihre Lippen mit einem weiteren heißen Kuss. „Schließlich soll man sich in den Flitterwochen hauptsächlich auf seine Braut konzentrieren.“
Als könnte sie das vergessen!
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