JULIA EXTRA Band 0287
ist, birgt es zu viele Erinnerungen, die ich für immer auslöschen möchte.“ Erinnerungen an Eva, die das geliebte Heim seiner Mutter und den herrlichen Garten mit ihrem schrecklichen Geschmack verschandelt hatte, daran, dass Eva mit allem flirtete, was Hosen anhatte, sogar mit ihm. Jasper konnte es kaum erwarten, aus Crickglades wieder das Zuhause zu machen, das es zu Lebzeiten seiner Mutter gewesen war.
„Und wie?“, wollte Audrey wissen. „Indem du alles abreißt und einen Haufen profitabler Reihenhäuser auf das Grundstück setzt?“
„Was dachtest du denn?“, konterte er spöttisch. „Es aus sentimentalen Gründen so lassen, wie es ist?“
Audrey folgte ihm zu seinem Wagen. Jasper wollte Crickglades, aber er hatte ihr deutlich zu verstehen gegeben, dass er sie nicht wollte. Gut, wann immer sie einander begegneten, machten sie sich das Leben schwer. Eigentlich sollte es ihre Gefühle nicht verletzen, dass er sich nur widerwillig an sie band, selbst wenn es nur vorübergehend war. Warum schmerzte es dann trotzdem?
Viel mehr, als es sollte?
5. KAPITEL
Jasper warf einen kurzen Blick auf Audrey, die stumm neben ihm auf dem Beifahrersitz saß. Ihre Reaktion auf den Verlobungsring hatte ihn verblüfft. Eigentlich hatte er vermutet, dass sie gierig danach greifen, rasch seinen Wert taxieren würde. Stattdessen schimmerten ihre Augen, so als wäre sie von seiner Geste tief gerührt gewesen.
Und noch immer schmeckte er ihre weichen Lippen. Erstaunlich, wie sie auf seinen Kuss reagiert hatte, obwohl sie doch behauptete, ihn zu verabscheuen. Was seine eigenen Gefühle betraf, wollte er lieber nicht genauer analysieren. All die Jahre über hatte er sich bemüht, ihren jungen weiblichen Körper zu ignorieren, aber er geriet jedes Mal in Aufruhr, wenn er Audrey zu nahe kam.
„Wenn du am Wochenende nichts vorhast, könnten wir vielleicht zusammen zu einem Anwesen fahren, das ich kaufen möchte“, sagte er in das Schweigen hinein. „Die Hendersons sind nette ältere Leute, seit einer Ewigkeit verheiratet, mit entsprechend altmodischen Moralvorstellungen. Bisher haben sie sich etwas geziert, mit mir zu verhandeln, aber als sie hörten, dass ich mich verlobt habe, waren sie plötzlich viel aufgeschlossener.“
„Im Moment ist mir wirklich nicht danach, überhaupt mit dir irgendwohin zu fahren“, gab sie bissig zurück.
„Hör zu, Audrey, ich wollte dir nur Kummer ersparen. Also lass deine Enttäuschung über Myles nicht an mir aus.“
Sie bedachte ihn mit einem kühlen Blick. „Ich wette, insgeheim reibst du dir die Hände, weil es dir gelungen ist, meinem Selbstbewusstsein einen herben Schlag zu versetzen.“
„Da irrst du dich gewaltig. Und was dein Selbstbewusstsein betrifft, dachte ich, dass ich ihm mit meinem Kuss enormen Auftrieb gegeben habe. Ich kann mich nämlich nicht erinnern, wann mich eine Frau so schnell erregt hat. Es muss an deinem Parfüm liegen.“
Aber Audrey ließ sich durch das nachgereichte Kompliment nicht besänftigen. „Ich hoffe, es wird nicht zur Gewohnheit, dass du mich für deine niederen Triebe benutzt.“
Er schnaubte abfällig. „Du hast dir zu viele Predigten meines Bruders angehört.“
„Immerhin verfügt er über moralische Werte!“
„Und ich nicht?“
„Du bist nicht anders als andere Väter, die ihre Kinder vernachlässigen“, warf sie ihm an den Kopf. „Machst ein Kind und überlässt der Mutter, es großzuziehen. Miriam Moorebanks Schwiegermutter hat mir erzählt, mit welchen Sorgen sie zu kämpfen hat.“
Er warf ihr einen bösen Blick zu. „Wenn du den Rest des Wegs zu Fuß gehen möchtest, mach weiter so.“
„Ich würde lieber laufen, als deine Gegenwart zu ertragen.“
Jasper bremste abrupt und lenkte den Wagen an den Straßenrand. Als er zum Stehen kam, griff er über sie hinweg und stieß die Beifahrertür auf.
„Wie du willst“, sagte er. „Steig aus.“
„Es ist mindestens eine Stunde bis zu meinem Salon!“
„Der Spaziergang wird dir guttun.“
„Ich habe nicht die passenden Schuhe an.“
„Steig aus, Audrey.“
„Nein, ich will nicht!“ Ihre Stimme überschlug sich, und plötzlich war Audrey den Tränen nahe. Sie fuhr sich mit der Hand über die Augen, aber es war zu spät. Die Demütigung war zu viel, Audrey schlug die Hände vors Gesicht und fing an zu schluchzen.
Jasper fluchte unterdrückt. „Verdammt, tu das nicht“, murmelte er, legte die Hand auf ihren Nacken und zog sie an seine Brust. Dabei stieg ihm ihr
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