JULIA EXTRA Band 0287
Spielchen. Glaub nicht, dass du mich um den Finger wickeln kannst, damit ich nach dem Monat nicht die Hälfte deines Vermögens verlange. Dein teurer Ring ändert nichts daran.“
Er trat das Gaspedal so hart durch, dass der Motor aufröhrte. „Du glaubst, dass ich ihn dir deswegen gekauft habe?“
„Stimmt das etwa nicht?“
„Nein“, erwiderte er. „Für mich hat ein Blick auf den Ring, den Lederman dir geschenkt hat, genügt, um zu sehen, was für ein schäbiger Typ er ist. Ich heirate dich vielleicht aus eigennützigen Gründen, aber ich fand, dass du zumindest echte Diamanten verdient hast.“
Rasch wandte Audrey sich ab, damit er nicht sah, wie ihr das Blut ins Gesicht stieg. „Es war ein echter Diamant!“, beharrte sie, aber es klang nicht überzeugend.
Jasper schnaubte nur abfällig. „Sicher …“
Sie schaute aus dem Seitenfenster. „Lieber möchte ich einen unechten Diamanten von einem Mann, der mich liebt, als einen ganzen Haufen echter von jemandem, der es nicht tut.“
„Myles hat dein Geld geliebt, nicht dich“, gab er schonungslos offen zurück. „Immerhin habe ich dich nicht belogen, was meine Gefühle betrifft. Die haben sich seit Jahren nicht verändert.“ Stimmt doch, dachte er. Nachts lag er wach, voller Verlangen nach ihr seit jenem leidenschaftlichen Kuss. Auch damals, nachdem sie sich ihm an den Hals geworfen hatte, hatte er mit seinen Gefühlen zu ihr kämpfen müssen. Er hatte es nicht wahrhaben wollen, aber Audrey hatte ihn schon immer gereizt, seit aus dem Mädchen eine junge Frau geworden war mit verlockenden Brüsten und weichen, vollen Lippen.
Sarkastisch verzog sie den Mund. „Bitte erspar mir einen weiteren Hieb unter die Gürtellinie.“
Jasper fluchte leise. „Ich würde gern etwas ganz anderes unter deiner Gürtellinie anstellen“, murmelte er.
„Wenn du mich auch nur einmal anfasst, wirst du teuer dafür bezahlen.“
Er warf ihr einen düsteren Blick zu. „Glaub mir, Sweetheart, ich bezahle jetzt schon.“
Audrey fragte nicht nach, was er damit meinte, weil sie nicht sicher war, ob sie es überhaupt wissen wollte. Also blieb sie steif sitzen und wartete darauf, dass die Fahrt zu Ende ging.
6. KAPITEL
Wenig später bog Jasper auf die lang gewundene Zufahrt eines ländlichen Anwesens ein. Sie war mit Kies bestreut und von hohen Pappeln gesäumt, deren Blätter in der frischen Frühlingsbrise zitterten.
Gleich darauf hielten sie vor einem großen Sandsteinhaus im Kolonialstil, umgeben von einem ausgedehnten Garten. Als Audrey aus dem Wagen stieg, begrüßte sie der süße Duft von Steinkraut und früh blühenden Rosen.
„Wie idyllisch!“ Bewundernd schaute sie sich um. „Was für ein wunderschönes Anwesen. Warum um alles in der Welt wollen sie es verkaufen?“
Die Antwort erhielt sie, als sich die Haustür öffnete und eine grauhaarige Frau um die siebzig heraustrat. Sie schob einen etwas älteren Mann im Rollstuhl vor sich her, sein rechter Arm lag leblos auf seinem Schoß.
Jasper ergriff Audreys Hand, drückte sie kurz und sagte mit gesenkter Stimme: „Vergiss nicht – du bist schrecklich in mich verliebt.“
Sie lächelte gepresst. „Klar.“
Mrs. Henderson ergriff Audreys Hand. „Sie müssen Jaspers Verlobte sein. Ich heiße Pearl, und dies ist mein Mann Jim.“
„Ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen“, sagte Audrey und schüttelte Jims linke Hand.
Jim Henderson murmelte etwas Undeutliches, und sie beugte sich zu ihm herab, um ihn besser zu verstehen. Offenbar hatte er einen schweren Schlaganfall erlitten. Audrey war voller Mitgefühl beim Anblick des gezeichneten Mannes.
Pearl Henderson bat sie lächelnd ins Haus. „Ich habe Scones gebacken“, verkündete sie. „Ich dachte, wir trinken erst einmal eine Tasse Tee, ehe Jasper Ihnen das Anwesen zeigt.“
Das Haus war ordentlich und sauber. Möbel und Teppiche sahen aus, als wären sie schon von Generationen benutzt, aber auch sorgfältig gepflegt worden.
„Sie haben ein bezauberndes Heim“, meinte sie zu Pearl, als diese ihr eine Tasse Tee anbot. „Bestimmt verlassen Sie es nicht gern.“
Pearl schob Jasper Milch und Zucker zu. „Es wird Zeit, zu gehen“, sagte sie bekümmert. „Nach Jims Schlaganfall wird es zunehmend schwieriger, alles instand zu halten. Wir haben vor einigen Jahren unseren einzigen Sohn verloren … er hätte die Tradition fortsetzen sollen. Die Hendersons leben hier seit sechs Generationen.“
„Das tut mir leid …“, sagte Audrey aufrichtig.
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