JULIA EXTRA Band 0287
Duft in die Nase, ein betörender Geruch nach Frühlingsblumen und Sonnenschein. „Verzeih mir. Ich wollte dich nicht zum Weinen bringen.“
Audrey hob den Kopf und sah ihn anklagend an. „Doch!“ Sie bekam einen Schluckauf. „Vom ersten Moment an, als du in meinen Salon marschiert bist, hast du mich nur geärgert. Du erpresst mich, sodass ich nachts nicht mehr schlafen kann, und dann … küsst du mich auch noch! Was soll ich denn davon halten?“
„War der Kuss so schlimm?“
„Du hast mir nur bewiesen, wie schwach ich bin.“
„Du bist nicht schwach“, widersprach er sofort. „Du bist auch nur ein Mensch, das ist alles.“
„Und dabei mag ich dich nicht einmal. Ich habe dich nie gemocht.“
„Du musst mich auch nicht mögen, nur heiraten.“
„Ich weiß auch nicht, was Gerald sich bei alldem gedacht hat.“ Audrey wischte sich die feuchten Wangen ab. „Ich komme mir vor wie ein Bauer in irgendeinem undurchsichtigen Schachspiel, und das ist wirklich kein tolles Gefühl, glaub mir.“
Jasper schaute sie an. Hatte sein Vater vielleicht doch recht, was sie betraf? War Audrey ganz anders als ihre Mutter? War sie wirklich so lieb und unschuldig, wie Gerald geglaubt hatte?
„Wenn es einen anderen Weg gäbe, mein Ziel zu erreichen, würde ich ihn wählen, wirklich, Audrey“, sagte er langsam. „Aber mir bleibt nur dieser eine.“
Sie seufzte bedrückt. „Dies wird der längste Monat meines Lebens.“
Jasper lehnte sich zurück und legte den Gang ein. „Für uns beide, Baby.“
Mehr als einmal hatte Audrey zum Telefon gegriffen, um Jasper zu sagen, dass sie am Sonntag nicht mitfahren würde. Aber jedes Mal fiel ihr Blick dabei auf den Verlobungsring, und sie legte wieder auf.
Am Sonntagmorgen hörte sie pünktlich zur verabredeten Zeit den kraftvollen Motor seines Sportwagens vor dem Haus und lugte durch die Gardine. Jasper stieg aus, mit geschmeidigen Bewegungen, sein schwarzes Haar glänzte in der Frühlingssonne, und das legere weiße Hemd, das er zur dunkelblauen, perfekt sitzenden Jeans trug, betonte seine tiefe Sonnenbräune. Selbst in dem harten Winter, den Sydney in diesem Jahr erlebt hatte, war sie nicht verblasst. Aber wahrscheinlich hatte Jasper die Zeit an einem tropischen Strand verbracht, umschwärmt von rassigen Schönheiten in knappen Bikinis, während sein Vater hier seinen letzten Atemzug getan hatte. Auch das nahm Audrey ihm übel.
Sie griff nach ihrer Handtasche und der leichten Jacke, falls der Wind auffrischen sollte, und öffnete die Wohnungstür gerade in dem Moment, als Jasper die Treppe heraufkam.
„Schön zu wissen, dass du es kaum erwarten kannst, mich zu sehen“, begrüßte er sie amüsiert.
Sie warf ihm einen ärgerlichen Blick zu. „Wenn du es genau wissen willst“, begann sie mit gesenkter Stimme, „meine Nachbarin ist Krankenschwester und hatte Nachtdienst. Dein Wagen hat schon genug Krach gemacht, da muss sie nicht noch mal davon wach werden, dass du bei mir klingelst.“
Jasper antwortete nicht, sondern begleitete sie zum Wagen und sprach erst wieder, als sie sich auf dem Weg zu den Hendersons befanden. „Ich habe wegen der Trauung noch einmal mit Raymond gesprochen.“
„Ja?“
„Er kann uns doch nicht trauen, da er an dem Tag eine andere Hochzeit hat. Aber er scheint froh zu sein, dass er bei diesem Spiel nicht mitmachen muss.“
„Im Grunde hat er völlig recht. Eine Ehe sollte fürs Leben geschlossen werden.“
„Ein Jammer, dass deine Mutter nicht genauso denkt wie du.“ Jasper verzog spöttisch den Mund und warf ihr einen kurzen Seitenblick zu.
Ein Schatten glitt über ihr Gesicht, und sie biss sich auf die Unterlippe. Er sah es und bereute seltsamerweise seine sarkastische Bemerkung.
„Tut mir leid“, entschuldigte er sich nach einer kleinen Pause.
„Schon gut.“ Audrey schaute auf ihre Hände. „Ich verstehe, warum du so empfindest. Mir geht es ja nicht anders.“
„Hast du sie in letzter Zeit gesehen?“
Nervös spielte sie mit dem Verlobungsring. „Nein …“
„Ich möchte sie eigentlich nicht zu unserer Hochzeit einladen.“
„Das kann ich verstehen“, sagte sie. „Zu meiner Hochzeit mit Myles hatte ich sie auch nicht eingeladen.“
Es folgte ein längeres Schweigen.
„Myles ist ein mieser Kerl, Audrey“, sagte er dann. „Er hat dich nur benutzt.“
„Und was machst du?“
Jasper presste die Lippen zusammen. „Das ist nicht das Gleiche.“
„Natürlich nicht. Dieser Kuss von dir gehört mit zu dem
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