JULIA EXTRA Band 0287
Der Schmerz des Ehepaars war deutlich zu spüren.
Pearl zwang sich zu einem Lächeln und reichte die Scones herum. „Wir freuen uns natürlich, dass Jasper sich für unser Haus interessiert“, fuhr sie fort. „An jeden hätten wir nicht verkauft. Ich will nicht, dass alles niedergerissen und mit Fertighäusern bebaut wird.“
Audrey musste sich beherrschen, um nicht vorwurfsvoll zu Jasper hinüberzublicken. Was hatte er den Hendersons erzählt? Er hatte sie doch wohl nicht angelogen, um an das Land zu kommen?
„Als er uns sagte, dass er hier die Wochenenden verbringen wolle, sobald er verheiratet sei, haben wir es uns noch einmal überlegt“, meinte Pearl weiter. „Das Anwesen braucht so sehr eine junge Familie, die es wieder mit Leben erfüllt.“
Audrey verschluckte sich beinahe an einem Krümel der süßen Brötchen und spülte ihn rasch mit einem kräftigen Schluck Tee herunter.
„Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar, dass Sie mir bei dem Verkauf den Vortritt gelassen haben“, sagte Jasper. „Schon beim ersten Anblick habe ich mich in dieses Anwesen verliebt.“
Jim verzog den Mund zu einem Lächeln und murmelte etwas Undeutliches.
„Werden Sie Rinder oder Schafe züchten?“, erkundigte sich Pearl, während sie ihm die Brombeermarmelade anbot. „Vor ein paar Monaten haben wir all unser Vieh verkauft, aber es wäre eine Sünde, das saftige Frühlingsgras nicht zu nutzen.“
„Ich werde jemand einstellen, der sich darum kümmert.“ Jasper gab großzügig Marmelade auf sein Brötchen. „Von Viehzucht verstehe ich nicht viel, aber ich bin bereit, es zu lernen.“
Audrey konnte es kaum erwarten, ihm unter vier Augen die Meinung zu geigen. Jasper und Viehzucht!
Wenig später begann Pearl das Geschirr zusammenzustellen. „Warum machen Sie nicht mit Audrey einen Spaziergang unten am Fluss entlang?“, schlug sie Jasper vor. „Um diese Jahreszeit ist es dort wunderschön, jetzt schlagen gerade die Weiden aus. Wenn Sie zurück sind, können wir den Vertrag unterschreiben. Wir haben bereits alle Papiere hier.“
„Eine schöne Idee.“ Audrey sprang auf und griff nach Jaspers Hand.
Kaum waren sie außer Hör- und Sichtweite, blieb Audrey stehen und stemmte die Hände in die Seiten. „Du egoistischer Heuchler! … aber ich bin bereit, es zu lernen“, äffte sie Jasper nach. „Was sollte das denn?“
„Das war nicht gelogen“, erwiderte er ruhig. „Es interessiert mich wirklich.“
„Seit wann?“
„Ich dachte, es könnte ganz spannend sein, meine Kapitalbeteiligungen breiter zu fächern.“
„Du bist Immobilienmakler. Du kannst eine Kuh nicht von einem Schaf unterscheiden! Ich weiß, was du vorhast, aber ich werde dabei nicht mitmachen. Du willst das Land in Parzellen aufteilen und mit rentablen Häusern vollstellen!“
„Denk, was du willst, aber du irrst dich.“ Er ging weiter Richtung Fluss.
Audrey musste ihre Schritte beschleunigen, um mithalten zu können. „Wehe, du lügst mich an, Jasper“, keuchte sie. „Ich möchte dir nicht dabei helfen, die Hendersons zu täuschen.“
Jasper blieb stehen und betrachtete sie spöttisch. „Aber das tust du bereits, Baby. Du hast ihnen ziemlich überzeugend vorgespielt, dass du in mich verliebt bist.“
Audrey wollte sich abwenden, aber er packte sie am Arm. Ihre Blicke trafen sich. Was sie in seinem las, ließ ihren Puls schneller schlagen. Jaspers Hand glitt langsam über ihre plötzlich empfindliche Haut und umschloss ihr Handgelenk. In ihrem Bauch flatterten auf einmal tausend Schmetterlinge.
Während er sie mit einer unglaublichen Intensität musterte, fühlte sie sich verletzlich und nackt. Ob er ihre wahren Gefühle erahnte? Seit Tagen schon wehrte sie sich gegen die Anziehung, von der sie geglaubt hatte, sie sei vor zwölf Jahren erloschen. Stattdessen erwachte sie schlagartig zu neuem Leben, in dem Moment, als sie Jasper wiedersah, und bedrohte wieder einmal ihren gesunden Menschenverstand.
Er stand so dicht vor ihr, dass sie sein Aftershave roch. Der leichte Duft nach Zitronen stieg ihr zu Kopf. Unwillkürlich beugte sie sich vor, sehnte sich danach, ihm noch näher zu sein.
„Was … machst du?“, stieß sie atemlos hervor, als er den Kopf senkte.
„Ich werde dich küssen.“
„Ich … habe dir gesagt, du sollst mich nicht anfassen.“ Überzeugend klang das wirklich nicht!
„Das weiß ich, aber Jim und Pearl beobachten uns bestimmt vom Haus aus.“
Wie magnetisch angezogen, glitt ihr Blick zu seinem Mund,
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