JULIA EXTRA Band 0287
immer größer. „Würde es dir etwas ausmachen, mir das zu erläutern?“
„Ja.“
Sie überlegte. Gino konnte ein Nein noch nie akzeptieren. Vergangenen Freitag hatte sie ihn zurückgewiesen. Ob er einen Detektiv auf sie angesetzt hatte? Der ihm verraten hatte, wo sie arbeitete und dass sie mit Chad verlobt war?
Zutrauen würde sie es ihm.
„Es muss hart für dich sein“, bemerkte er, „jetzt, wo dein Verlobter in den Staaten weilt. Sicher vermisst du ihn.“
Jordan verschluckte sich beinahe. „Woher weißt du, dass Chad in den Staaten ist?“
„Vielleicht hat Frank es mir gesagt.“
„Das hat er aber nicht, oder? Du hast mich bespitzeln lassen!“
„Mein Gott, wie misstrauisch du bist. Das muss an deinem Beruf liegen.“
„Was willst du von mir, Gino?“
Er legte seine Gabel ab und lächelte sie an.
Es war ein bewusst provozierendes Lächeln – eines, das ihren Puls zum Rasen brachte. Und nicht etwa, weil sie wütend gewesen wäre.
„Das, was ich immer wollte, wenn ich in deiner Nähe war, Jordan“, murmelte er, und seine Augen wirkten plötzlich nicht mehr kühl, sondern geradezu glühend heiß.
Als ihre Hand zu zittern begann, legte auch sie das Besteck ab. Rasch blickte sie zur Seite und griff nach ihrem Weinglas. Sie nahm einen tiefen Schluck.
So gewann sie genug Zeit, um einen Teil ihrer Fassung wiederzuerlangen. Doch als sie sich ihm endlich wieder zuwandte, klopfte ihr Herz wie verrückt.
„Ich habe mich erst nach Freitagabend verlobt“, erklärte sie.
„Und du glaubst, das entbindet dich?“, zischte er leise. „Du hast mich einen Lügner und Betrüger genannt, Jordan, doch in Wirklichkeit bist du die Lügnerin und Betrügerin. Ich weiß ganz genau, was vergangenen Freitag passiert ist. Du dachtest, du könntest dir ein wenig Spaß gönnen, während dein Lover weg ist. Aber als du herausgefunden hast, wer ich in Wirklichkeit bin, da hast du eine Panikattacke bekommen und bist geflüchtet. Allerdings nicht, bevor du mir nicht einen Haufen Schuldgefühle eingeredet hast. Du hast mich sogar einen Feigling genannt. Niemand nennt mich ungestraft einen Feigling, Jordan.“
Jordan drehte sich der Kopf bei diesen anklagenden Worten.
Doch Gino war noch lange nicht fertig.
„Was glaubst du wohl, würde passieren, wenn ich deinem geliebten Chad sagen würde, was du in seiner Abwesenheit so getrieben hast? Ich bezweifle, dass du diesen protzigen Ring dann noch lange tragen würdest. Oder dass du noch lange für Stedley & Parkinson arbeiten würdest. Sie sind hier alle ziemlich altmodisch, nicht wahr?“
Zum zweiten Mal wurde Jordan leichenblass. „Darum geht es dir also“, presste sie hervor. „Rache. Wie typisch italienisch.“
„In der Tat“, stimmte er zu. „Daran hättest du denken sollen, bevor du meinen Stolz und mein Ehrgefühl verletzt hast.“
„Willst du etwa behaupten, es sei ehrenhaft, mich bespitzeln zu lassen?“
„Mir blieb keine andere Wahl.“
„Und warum nicht, Gino?“
„Ich muss wieder mit dir zusammen sein, Jordan“, sagte er, und in seiner Stimme erklang die verführerischste Leidenschaft. „Heute Nacht.“
Jordan hätte beinahe vor Schock laut gelacht. Stattdessen warf sie Gino einen messerscharfen Blick zu.
„Träum weiter. Ich habe dir schon am Freitag gesagt, dass es zwischen uns vorbei ist – das ist es schon seit zehn Jahren. Der vergangene Freitag war ein großer Fehler meinerseits.“
Gino lächelte selbstgefällig. „Wenn du nicht tust, was ich sage, dann informiere ich deinen geliebten Verlobten, was vergangenen Freitag passiert ist. Ich glaube nicht, dass er gelten lässt, dass du rein technisch da noch nicht mit ihm verlobt warst.“
„Oh, du verdammter Mist…“
„Pst“, unterbrach er sie rasch. „Du willst doch bestimmt nicht, dass der gute alte Frank mitkriegt, wie du mit seinem wertvollen neuen Mandanten redest?“
Jordan warf ihm einen mörderischen Blick zu, ehe sie erneut nach ihrem Wein griff und das Glas in einem Zug leerte. Mehrere Augenpaare richteten sich überrascht auf sie.
Normalerweise trank sie nie besonders viel bei diesen Kanzleiveranstaltungen. Nie verhielt sie sich in irgendeiner Weise unbesonnen oder leichtfertig.
Aber durch Ginos Ultimatum stand sie kurz davor, die Kontrolle zu verlieren. Sein Verlangen nach ihr war rein sexueller Natur, so viel war klar. Noch dazu wollte er sie weniger ihrer Kleider berauben als ihres Stolzes.
Doch obwohl sie all das wusste, hegte sie den furchtbaren
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