JULIA EXTRA Band 0287
Verdacht, dass sie am Ende nachgeben würde – nicht um ihn zum Schweigen zu bringen, sondern weil sie tief in ihrem Innern die Nacht mit ihm verbringen wollte.
Sie musste völlig den Verstand verloren haben.
Entweder das, oder sie liebte Gino noch immer.
Aber wie konnte sie einen Mann lieben, der sie mit Erpressung in sein Bett zwang?
Nein, das war keine Liebe, die ihren Körper und ihre Sinne so in Aufruhr brachte. Es war reine Lust. Eine Lust, so machtvoll und alles verzehrend, dass sie sich nicht dagegen wehren konnte.
Gott sei Dank hatte sie die Kunst perfektioniert, sich nach außen hin kühl und souverän zu geben, egal wie angespannt ihre Nerven auch sein mochten.
„Erpresser sind dafür bekannt, dass sie nie genug bekommen können“, entgegnete sie knapp. „Wenn ich tue, was du von mir verlangst, wer garantiert mir dann, dass du nach heute Nacht nicht mehr willst?“
„Ich gebe dir mein Wort, dass ich nach der heutigen Nacht nach Melbourne zurückkehre und dich nie wieder belästige.“
„Verzeih mir, wenn ich auf dein Wort nicht besonders viel gebe.“
„Welche Alternative hast du?“
„Ich könnte Chad selbst sagen, was vergangenen Freitag passiert ist. Vielleicht versteht er es.“
„ Ich würde es nicht verstehen“, versetzte Gino grimmig.
Und Chad auch nicht, gestand sich Jordan innerlich ein.
„Ich verlange doch sicher nicht zu viel?“, fuhr Gino fort. „Eine Nacht mit mir im Gegenzug zu einem ganzen Leben als Mrs. Chad Stedley.“
„Was sollte dich davon abhalten, mir zu einem späteren Zeitpunkt Schwierigkeiten in meiner Ehe zu bereiten?“, konterte Jordan.
„Nichts – du kannst nur auf mein Wort vertrauen. Aber ich nehme an, dass du nach der Heirat nach New York ziehst. Auch wenn ich es sehr genieße, dich heute Abend zu meiner uneingeschränkten Verfügung zu haben – ich glaube nicht, dass ich so weit reisen würde, um den Vorgang zu wiederholen.“
„Weiß deine Familie, was für ein herzloser, gewissenloser Mistkerl du bist?“
Seine Miene verdüsterte sich. „Lass meine Familie aus dem Spiel.“
„Sehr gerne.“
„Also, wie lautet deine Antwort, Jordan?“, fauchte er. „Haben wir einen Deal oder nicht?“
Jordan biss die Zähne zusammen. Warum war er der einzige Mann, der ihr Herz so zum Rasen bringen konnte, dass sie sogar ihren Stolz vergaß?
„Dir ist schon klar, dass ich dich für das, was du mir antust, hassen werde?“, presste sie hervor.
„Das wird es wert sein“, versprach er.
In diesem Moment räumte der Kellner die Teller ab, sodass sie nicht antworten musste. Sie ließ sich ihr Weinglas auffüllen. Wieder ein Weißer, diesmal jedoch ein Chardonnay und nicht mehr der Chablis wie bei der Vorspeise. Offensichtlich würde der Hauptgang etwas Leichtes sein.
„Ich sollte dich in die Hölle schicken“, stieß Jordan zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, sobald der Kellner verschwunden war.
„Das solltest du, aber du wirst es nicht tun. Du wirst genau das tun, was ich sage.“
„Sei dir da nicht so sicher.“
„Das bin ich aber. Weil ich hier nicht der Einzige bin, der herz- und gewissenlos ist. Ehrgeizig und berechnend nicht zu vergessen!“
„Du weißt nichts über mich.“
„Das will ich auch gar nicht. Früher war das vielleicht mal anders, aber jetzt interessiert es mich nicht mehr. Also, haben wir einen Deal, zukünftige Mrs. Stedley? Deine totale Unterwerfung für mein Schweigen?“
„ Totale Unterwerfung?“, wiederholte sie ungläubig und erregt zugleich.
„Hatte ich das nicht erwähnt?“
„Nein“, murmelte sie. Ihr ganzer Körper zitterte.
„Ich werde nichts von dir verlangen, was du nicht schon zuvor mit mir getan hättest“, sagte er.
Jordan unterdrückte nur mit Mühe einen tiefen Seufzer. Da blieb nicht viel übrig, wenn überhaupt. Chad war in Sachen Sex nie so experimentierfreudig gewesen wie Gino. Nicht einmal annähernd.
„Du hast zehn Sekunden, um den Deal zu besiegeln“, erklärte er mit beängstigender Endgültigkeit, „oder ich tue das, was ich gesagt habe. Sofort. Ich habe die persönliche Nummer deines Verlobten in meinem Handy gespeichert. Ein kurzer Abstecher nach nebenan genügt, um ihn anzurufen.“
Wenn es ein anderer Mann gewesen wäre, dann hätte Jordan ihm gesagt, er bluffe nur.
Doch bei Gino wusste sie, dass er jedes Wort ernst meinte.
„In diesem Fall“, erwiderte sie, und ihr Magen zog sich bei dem Gedanken an die Konsequenzen von Ginos Ultimatum krampfhaft zusammen,
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