JULIA EXTRA Band 0287
Sicherheitsleute würden sie in ein kleines Büro bringen, sie eine Schweigeverpflichtung unterzeichnen lassen und sie dann vor die Tür setzen.
Er würde sie nie wiedersehen.
Auf einmal wollte er mehr wissen, ihr Spielchen verstehen, hören, welche Informationen sie hatte.
Danach wollte er sie ein für alle Mal vergessen.
„Verzeihung … Pardon …“ Lukas bewegte sich durch die Menge zum Ausgang.
Draußen marschierte er den Flur entlang zur Empfangshalle, nahm nur am Rande wahr, wie seine Angestellten aufsahen, ihn grüßten, und strebte auf das Büro zu, dessen Tür von einer der großen Kübelpalmen verdeckt wurde.
„Ich will kein Geld!“ Es klang wie ein Aufschrei, und Lukas schüttelte den Kopf. Was hatte sie vor? Mehr Geld herausschlagen?
„Unterschreiben Sie diese Erklärung, Miss Davies“, hörte er Tony, einen seiner Männer, ruhig sagen. „Damit verpflichten Sie sich, keine Informationen über Mr. Petrakides, die Familie Petrakides oder das Unternehmen Petrakides an die Öffentlichkeit zu bringen oder zu verkaufen. Anschließend werden Sie diese Anlage verlassen. Petrakides Properties wird Ihnen die Auslagen für eine Hotelübernachtung erstatten. Ihre persönliche Habe liefern wir Ihnen heute Abend in das Hotel.“
Lukas griff nach der Türklinke.
„Das geht nicht“, entgegnete die junge Frau.
„Selbstverständlich geht das“, antwortete Tony. „Sobald Sie unterzeichnet haben.“
„Das will ich ja, aber Sie können mich nicht aus dem Haus werfen. Ich habe ein Baby bei mir, und dieses Kind gehört Lukas Petrakides.“
Nur mühsam unterdrückte Lukas seinen Zorn. Hatte sie tatsächlich ein unschuldiges Kind hergeschleppt, um ihr Lügenmärchen glaubhaft zu machen?
„Wenn das so ist, begleite ich Sie zu Ihrem Zimmer, Sie holen das Kind, und dann gehen Sie.“
Hinter der Tür wurde es still. Lukas wartete.
„Sie haben mich völlig falsch verstanden.“ Die leise, von einem verzweifelten Unterton beherrschte Stimme war kaum zu verstehen. „Ich will niemanden erpressen – vor allem Lukas Petrakides nicht. Aber sein Kind ist in meiner Obhut, und ich dachte, das sollte er wissen … er muss doch seine Tochter kennenlernen.“ Die letzten Worte waren ein herzzerreißendes Flüstern.
Die Frau meinte es ernst, auch wenn sie sich täuschte. Oder sie war eine glänzende Schauspielerin. Ja, das musste es sein, ein durchtriebenes Spiel. Wie konnte sie glauben, dass sie sein Kind hatte, wenn er sie nie in seinem Leben gesehen hatte?
Er wollte sich abwenden, zögerte, überlegte. Ja, er wollte wissen, was dahintersteckte.
Und nicht nur das. Er musste sich eingestehen, dass er sie wiedersehen wollte.
Entschlossen drückte er die Klinke herunter.
Rhia war kurz davor, in Tränen auszubrechen. Das Ganze war gewaltig schiefgegangen. Niemand glaubte ihr, niemanden interessierte, was aus Annabel wurde.
„Ich will kein Geld“, wiederholte sie, „nur ein paar Minuten mit Mr. Petrakides unter vier Augen, damit ich ihm alles erklären kann. Mehr nicht!“
„Das sagten Sie bereits, Miss Davies.“ Der Mann klang gelangweilt.
„Warum glauben Sie mir dann nicht?“, fuhr sie ihn an, aber er schwieg, sein Blick glitt zur Tür.
Sie drehte sich um, schnappte unwillkürlich nach Luft. Lukas Petrakides stand am Türrahmen, eine Hand in der Hosentasche, und sah sie ausdruckslos an.
„Ich erledige das“, wandte er sich an die Männer.
Wortlos verschwanden die beiden.
Lukas Petrakides hatte seine Leute im Griff, und wie es aussah, nutzte er seine Macht, um Gehorsam zu verlangen. Unbedingten Gehorsam, keine Nachfragen, es war klar, wer das Sagen hatte.
Rhia fröstelte. Und doch war er Annabels Vater.
Sie waren allein in dem kleinen Zimmer, und ihr Herz klopfte so laut, dass sie Angst hatte, er müsse es hören.
„In Ihrem Zimmer befindet sich ein Kind?“ Kühl musterte er sie von oben bis unten.
„Ja … Ihres.“
„Verstehe.“ Ein spöttisches Lächeln glitt über seine Züge. „Und wann haben wir dieses Kind gezeugt?“
Die Frage war wie ein Eimer eiskaltes Wasser, der sich direkt über ihrem Kopf leerte. „Annabel ist nicht mein Kind!“
„Annabel. Ein Mädchen, also.“
„Ja.“
„Wer ist dann die Mutter?“
„Leanne Weston. Sie … Sie haben sie in einem Londoner Nachtklub kennengelernt und sie nach Naxos eingeladen.“ Rhia kam sich albern vor, weil sie ihm sagte, was er eigentlich selbst viel besser wissen musste. Oder gab es, entgegen allen Medienberichten, doch
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