JULIA EXTRA Band 0287
Sie in einem besseren Zimmer unter, einer Privatsuite.“
Ein großzügiges Angebot, doch sie hatte das Gefühl, dass er sie dadurch noch besser kontrollieren könnte. „Danke, das hier genügt vollkommen.“
„Miss Davies, Sie hätten es bequemer – und das Kind auch. Abgesehen davon wäre Ihre Privatsphäre besser geschützt. Hier …“, er deutete auf den Strand, „… kann jederzeit jemand vorbeikommen, auch Fotografen.“
„Fotografen?“
„Paparazzi. Nachdem Sie so freundlich waren, der Öffentlichkeit mitzuteilen, ich hätte ein Kind, werden sie ausschwärmen und versuchen, ein Foto oder eine Stellungnahme zu ergattern. Es wäre mir lieber, wenn Sie und das Mädchen dem nicht ausgesetzt sind.“
Ein Schrei schreckte sie auf, ehe sie antworten konnte, und auch Lukas drehte abrupt den Kopf. Rhia eilte ins Zimmer.
Annabel saß weinend und verschwitzt in ihrem Bettchen, die feinen Haare klebten ihr im Gesicht. Als sie Rhia sah, hob sie die Ärmchen.
Sie nahm die Kleine hoch und drückte sie an sich, atmete den süßen Babyduft ein, der ihr inzwischen vertraut geworden war. Annabel schlang die Arme um ihren Hals, schmiegte das Köpfchen an Rhias Schulter. In diesem Moment begriff sie: Sie wollte dieses Kind nicht wieder hergeben. Sie wollte es lieben und von ihm geliebt werden.
Rhia schluckte, versuchte, die Emotionen zurückzudrängen, aber es gelang ihr nicht. Und dann kam ein Gedanke, der ihr Angst einjagte – Lukas Petrakides würde verhindern, dass sie bei Annabel bleiben durfte.
Sie drehte sich um, sah ihn im Türrahmen stehen. Die letzten Sonnenstrahlen verliehen seiner hochgewachsenen Gestalt bronzene Konturen, und sein schwarzes Haar hatte einen goldenen Schimmer.
Der Ausdruck in seinen Augen hatte etwas Sehnsuchtsvolles. Bei einem Mann wie Lukas Petrakides? Unmöglich. „Sie mag Sie“, sagte er heiser.
„Nach zwei Wochen gewöhnen wir uns allmählich aneinander.“
„Zwei Wochen? Wann ist Leanne gestorben?“
„Dienstag.“
Überrascht blickte er sie an. „Das ist erst vier Tage her!“
Rhia strich Annabel liebevoll über den Rücken. „Ja. Vor gut vierzehn Tagen tauchte sie bei mir auf, und zehn Tage später war sie tot.“
„Das heißt, Sie hatten noch gar keine Zeit, das Kind offiziell zu adoptieren?“
Unwillkürlich presste sie es fest an sich, und Annabel protestierte leise. „Nein, aber Leanne hat mich zu ihrem Vormund bestimmt, und ich habe Papiere, um es zu beweisen.“ Sie straffte die Schultern. „Entschuldigen Sie mich bitte, Annabel braucht ihr Fläschchen.“
Damit marschierte sie ins Bad, wo die ausgewaschenen Flaschen auf der Ablage standen. Sie setzte Annabel in den Babyautositz und begann mit bebenden Fingern, Milchpulver abzumessen.
„Sie haben sich ja gut eingerichtet.“
Rhia hätte fast die Flasche fallen lassen.
„Müssen Sie mir überallhin nachschleichen?“, fauchte sie.
„Annabel geht mich genauso viel an wie Sie, und ich habe nicht vor, Sie oder das Kind aus den Augen zu lassen.“
Sie warf ihm einen spöttischen Blick zu. „Meinen Sie, ich würde verschwinden?“
„Ich habe keine Ahnung, wozu Sie in der Lage sind“, entgegnete er kühl. „Oder was Sie vorhaben. Ich frage mich immer noch, was Sie sich von der ganzen Sache versprechen, Rhia Davies. Ist Annabel Ihre Trumpfkarte in einem Spiel, dessen Regeln nur Sie kennen?“
Zornig fuhr sie herum, und die Flasche entglitt ihrer Hand, landete geräuschvoll auf den Fliesen. Annabel fing an zu weinen.
„Ich weiß nicht, mit welchen Leuten Sie normalerweise zu tun haben“, stieß sie hervor, „aber sie sind bestimmt anders als die, die ich kenne. Weil ich nämlich niemals so weit sinken würde. Hier geht es nicht um mich, Mr. Petrakides, sondern um Annabel, und mich interessiert einzig und allein ihr Wohl. Wenn sie ohne mich besser dran ist, ziehe ich mich zurück. Wenn nicht, werde ich mit allen Mitteln darum kämpfen, sie bei mir zu behalten. Aber ich werde auf gar keinen Fall jeden Ihrer barschen Befehle befolgen oder mich Ihrer Kontrolle unterordnen. Was ich tue, tue ich für Annabel, nicht für Sie! Ist das klar?“
Schwer atmend, mit geballten Fäusten stand sie vor ihm, und Lukas sah sie lange schweigend an. Schließlich lächelte er spöttisch und deutete eine leichte Verbeugung an. „Klar.“
„Gut.“ Sie zitterte immer noch, als sie Annabel auf den Arm nahm und sie an sich drückte. Das Kind schien zu spüren, wie aufgewühlt sie war, und hörte nicht auf zu
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