JULIA EXTRA Band 0287
Geistliche segnete die Eheringe und legte sie ihnen in die Hand. Dann streifte Theo ihr den breiten Goldreif auf den Finger, tat das Gleiche bei Lukas und tauschte die Ringe noch dreimal. Lukas lächelte, während er ihr zuflüsterte: „Das ist Sitte. Du wirst sehen, wir machen manches gleich dreimal hintereinander.“
Bildete sie sich den erotischen Unterton nur ein? Rhia errötete.
Der Pope legte ihre Hände ineinander, und im selben Moment, als sie Lukas’ warme Finger spürte, schoss es wie ein Stromschlag durch ihren Arm, und ihre Haut prickelte.
Nach einigen Gebeten schwenkte der Geistliche zwei Blütenkränze und legte sie schließlich Lukas und Rhia auf den Kopf.
„Die stefana“, sagte Lukas leise. „Sie symbolisieren die Herrlichkeit und die Ehre, die uns zuteil werden.“
Herrlichkeit, Ehre. Starke Worte für eine Ehe, die nur einem bestimmten Zweck dienen sollte.
Rhia lächelte trotzdem, gefangen in der romantischen, feierlichen Atmosphäre.
Theo tauschte die Blütenkränze dreimal zwischen ihnen, und sie begegnete Lukas’ lachendem Blick. Schließlich reichte ihnen der Pope einen Becher Wein, und Lukas flüsterte ihr zu, sie müssten jeder dreimal daraus trinken.
Danach nahm der Pope sie bei den Händen, führte sie um den Altar herum und trennte schließlich das Band zwischen den Kränzen, um Lukas und Rhia für verheiratet zu erklären.
„Verheiratet“, wiederholte Lukas leise, und sie hörte den zufriedenen, fast besitzergreifenden Unterton heraus.
Verheiratet. In guten und in schlechten Tagen. Für immer.
Sie hoffte nur, dass sie das Richtige getan hatte. Für Annabel … und für ihn und sich selbst.
„Ihr solltet gehen“, mahnte Theo, nachdem das Hochzeitsessen in der Villa vorbei war. „Die Bootsfahrt dauert mindestens eine Stunde.“
„Bootsfahrt?“
Lukas warf seinem Vater einen Blick zu und verdrehte die Augen. „Ja. Irgendwo müssen wir unsere Flitterwochen verbringen, oder?“
„Müssen wir das?“ Sie befanden sich doch auf einer herrlichen Insel, warum wegfahren?
„Natürlich. Adeia hat für dich gepackt, und du brauchst dich nur noch umzuziehen, dann können wir los.“
Auf einmal war Rhia ganz aufgeregt. Sie würde etwas Neues kennenlernen … zusammen mit Lukas.
Am späten Nachmittag standen sie auf dem Segelboot und winkten den Zurückbleibenden zu. Selbst Annabel, sicher in Adeias Armen, schüttelte das runde Händchen.
„Mach dir keine Sorgen um sie.“ Lukas schien Rhias Gedanken gelesen zu haben. „Es ist nur für eine Nacht.“
„Wohin fahren wir?“
Lukas, der jetzt eine helle Sommerhose und ein blaues Hemd trug, lächelte verschmitzt über die Schulter, während er das Segel hisste. „Auf einer abgelegenen, ruhigen Insel warst du bereits, also dachte ich mir, ich sollte dir etwas anderes schenken. Rate mal, was?“ Seine Augen blitzten, und Rhia lachte.
„Keine Ahnung.“
„Gesellschaft.“
„Aha.“ Fragend sah sie ihn an, aber er grinste nur.
„Wart’s ab.“
Die Sonne sank bereits zum Horizont, als sie Land erreichten. Rhia betrachtete die hübsche kleine Bucht, sah Lichter blitzen und konnte weiß getünchte Häuser mit farbenfroh gestrichenen Türen und Fensterläden erkennen.
„Das ist Amorgos, unsere Nachbarinsel. Sie ist nicht groß und von Touristen bisher kaum entdeckt.“
„Du willst nicht das nächste Petra Resort hier bauen?“, neckte sie, und er tat, als erschaudere er.
„Nie im Leben.“ Er vertäute das Boot am Anleger und half ihr heraus. „Du bist wunderschön“, fügte er hinzu, während er sie an der Hand hielt. „Dieses Kleid habe ich in der Hoffnung gekauft, dass du es eines Tages tragen wirst.“
„Du hast mich schon mal darin gesehen.“ Sie sah an sich herunter. Das kurze Sommerkleid schmiegte sich an ihre schlanke Figur.
„Ja, aber nicht so wie jetzt. Du bist hier, und du gehörst mir.“ Er legte ihr den Arm um die Taille und zog sie an sich, um sie zärtlich auf den Mund zu küssen. Es war ein Versprechen, und sie bekam plötzlich weiche Knie.
„Lukas …“ Mehr brachte sie nicht heraus.
„Später“, sagte er sanft. „Erst wollen wir essen. Und tanzen und singen!“
Lachend ließ sie sich führen, am Hafen entlang, hinein ins pralle Leben, wo Lichter funkelten und Musik zu hören war.
Die Tische der Taverne standen direkt am Wasser und waren bis auf wenige voll besetzt. Die meisten Gäste schienen Lukas zu kennen, riefen ihm einen fröhlichen Gruß zu, und er antwortete lachend,
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