JULIA EXTRA Band 0287
klopfte manchen auf die Schulter. Rhia hatte das Gefühl, dass er wie ausgewechselt war, ein anderer Mann.
Niemanden schien es zu kümmern, dass Lukas steinreich war. Die Menschen hier waren keine eifrigen Angestellten, sondern Freunde, und die älteren Männer behandelten ihn wie einen jüngeren Bruder oder einen Sohn.
Lukas legte Rhia den Arm um die Schultern und zog sie an sich. Sie hörte ihn auf Griechisch etwas sagen und vermutete nach der Reaktion der Leute, dass er sie als seine Frau vorgestellt hatte. Dem allgemeinen Erstaunen folgten lautstark gerufene herzliche Glückwünsche.
Schließlich saßen sie an einem der Tische, vor sich zwei Gläser Wein und eine Schale Oliven.
„Hier kennt man dich“, sagte Rhia.
Er lächelte. „Man kennt mich überall.“
Diese arrogante, selbstbewusste Antwort war typisch für ihn. Dennoch hatte sie gerade eine andere, eine menschlichere Seite an ihm erlebt.
„Ja, als Lukas Petrakides, den mächtigen Immobilienunternehmer, doch hier bist du … einfach du selbst, nicht wahr?“
Nachdenklich sah er sie an. „Wahrscheinlich hast du recht. Hier kann ich ich selbst sein. Meine Großmutter stammt von Amorgos, und als mein Vater unsere Insel kaufte, habe ich einen Teil meiner Kindheit hier verbracht. Es waren glückliche Zeiten.“
In einem sonst unglücklichen Leben? Rhia wollte nachfragen, tat es aber nicht. Allmählich formte sich ein Bild von Lukas’ Vergangenheit: die zerrissene Kindheit, als seine Mutter ihre Familie aufgab, um dem Geliebten zu folgen, der strenge, vom Leben enttäuschte Vater, der ihm ein unerschütterliches Pflichtbewusstsein eingebläut hatte, ohne zu sehen, dass er ihm damit das Vertrauen in die Liebe raubte.
„Was hat dich so glücklich gemacht?“
„Angeln, Schwimmen, Segeln lernen – was Jungen eben Spaß macht.“
„Zusammen mit Menschen, die dich geliebt haben?“ Die Worte waren ihr herausgerutscht, ohne dass sie es wollte. Jetzt würde er sie wieder kalt zurückweisen.
Lukas schwieg und drehte das Glas in den Händen. „Ja“, sagte er schließlich. „Da ist etwas dran.“
„Eigentlich hatten wir eine ähnliche Kindheit, trotz einiger gravierender Unterschiede.“
Fragend hob er die Augenbrauen.
„Deine Familie hatte viel Geld“, beeilte sie sich zu erklären, „und doch waren wir beide …“ Sie zögerte.
„Beide …?“, wiederholte er.
„Unglücklich“, ergänzte sie leise und blickte auf ihren Wein.
„Gut, dass wir gelernt haben, glücklich zu sein“, meinte er nach einer Pause, und der sachliche Tonfall verriet ihr, dass der Moment, wo sie Vertrautheit, eine verborgene Verbindung gespürt hatte, vorbei war.
„Sie haben nicht gewusst, dass du verheiratet bist“, meinte sie, und er lachte leise.
„Nein, bis vor Kurzem war es ein wohlgehütetes Geheimnis.“
„Die Medien werden sich überschlagen.“
Lukas legte seine Hand auf ihre. „Deshalb habe ich dich geheiratet. Unsere Hochzeit wird Staub aufwirbeln, aber der legt sich schnell wieder. Hättest du mich nicht geheiratet, hätten sie geschrieben, dass du meine Geliebte seist und wahrscheinlich Schlimmeres. Das wollte ich verhindern, Rhia.“
„Ja.“ Ihr wurde das Herz schwer. Deshalb habe ich dich geheiratet. Die Worte hallten wie ein trauriges Echo in ihr nach. Lukas hatte seine Gründe, aber sie waren kalt und allein praktischer Natur. Sie schüttelte den Kummer ab. „Woher wussten deine Freunde, dass du kommst?“
Er lächelte, und seine weißen Zähne blitzten auf. „Ich habe verbreitet, dass ich heute Abend eine Überraschung für sie hätte. Auf eine Ehefrau sind sie nicht gekommen!“
„Anscheinend hat keiner damit gerechnet, dass du jemals eine präsentieren würdest.“
„Weil ich es immer abgelehnt habe.“
„Und warum? Hat dein Pflichtgefühl dir nicht gesagt, dass du einen Erben für das Petrakides-Imperium brauchst?“
Lange sagte er nichts, seine markanten Züge wirkten noch härter als sonst. Rhia fragte sich, ob sie nicht zu weit gegangen war.
„Ich habe drei Schwestern, die Erben produzieren können“, entgegnete er dann barsch. „Dafür bin ich nicht verantwortlich.“
Überrascht blickte sie ihn an. Wollte er damit ausdrücken, dass sein Verantwortungsbewusstsein Grenzen hatte? Dass er sich nicht verpflichtet fühlte, zu heiraten?
Dennoch hatte er geheiratet, um eine Pflicht zu erfüllen.
„Und ich habe dir die Schlinge um den Hals gelegt“, sagte sie tonlos.
„Nein. Ich hatte die Wahl, und ich habe
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