Julia Extra Band 0292
zartem Porzellan, feinem Silber und funkelnden Kristallgläsern gedeckt war. „Lass uns essen, ja?“
María hatte sich selbst übertroffen mit einer delikaten Vorspeise, gefolgt von einer würzigen Paella mit Meeresfrüchten.
„Ramón kann es kaum erwarten, Nicki kennenzulernen.“ Manolo hob sein Glas in einem stummen Toast. „Was hältst du von morgen?“
„Vielleicht lässt es sich um einen Tag verschieben? Sie hat schon so viel Neues erlebt. Allein der lange Flug.“ Sie machte eine ausladende Handbewegung. „Und dann all das hier.“
„Nun gut, dann also übermorgen.“
Mit Ramón kam sie gut zurecht. Sie freute sich sogar auf das Wiedersehen mit dem alten Mann, denn er war sehr liebenswert. Doch das traf auf seine verwitwete und kinderlose Tochter Pilar so gar nicht zu. Sein Sohn, Manolos und Sergios Vater, war vor vielen Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Somit war Nicki der einzige leuchtende Stern am Firmament der Familie. In ihrer Gegenwart gestattete Ramón sicherlich niemandem ungebührliche Äußerungen, nicht einmal Pilar.
Shannay kostete die Vorspeise nur und aß wenig von der Paella. Sie war es nicht mehr gewohnt, so spät zu essen. Nur hin und wieder nippte sie an dem Wein und trank hauptsächlich Wasser. Dessert und Kaffee lehnte sie ab.
„Trink deinen Wein aus.“ Gleichmütig begegnete sie Manolos Blick. „Ich behalte lieber einen klaren Kopf.“
Er lehnte sich auf dem Stuhl zurück und betrachtete sie interessiert. „Um einen verbalen Schlagabtausch zu inszenieren?“
„Was dachtest du denn?“, entgegnete sie in bitterem Ton. „Ich habe ausdrücklich eine eigene Unterkunft verlangt.“
„Aber ich habe euch doch eine Unterkunft bereitgestellt, oder etwa nicht?“
„Ja, und sie ist sogar luxuriöser als jedes Hotel. Aber darum geht es nicht.“
„Worum geht es denn dann?“
„Du hättest mich vorher fragen sollen.“
„Und wie hätte deine Antwort gelautet?“
„Im Leben nicht!“
„Genau.“
Sie verspürte den Drang, irgendeinen Gegenstand nach ihm zu werfen, um ihn aus seiner Gemütsruhe zu reißen. „Kümmert es dich gar nicht, dass ich nicht hier sein will?“
„In Madrid? In diesem Haus? Oder bei mir?“
„All das – und mehr!“
„Vielleicht hättest du daran denken sollen, mich gleich zu Anfang über Nickis Existenz zu informieren, anstatt darauf zu bauen, dass Distanz und Schicksal mich weiterhin im Dunkeln tappen lassen, querida .“
„Nenn mich gefälligst nicht so!“
Er lächelte sanft. „Aber du bist doch meine Geliebte.“
„Nicht mehr – und nie wieder!“, erwiderte Shannay verärgert, doch vor ihrem geistigen Auge stiegen sehr lebhafte sinnliche Szenen auf. Sie sah sich mit ihm nackt in ihrem Ehebett, die Beine um seine Taille geschlungen und nach der Erfüllung sehnend, die sie nur bei ihm fand. Deutlich erinnerte sie sich an die glutvolle Leidenschaft, an die verzehrende Liebe, die sie an ihn gefesselt hatte.
„Vorsicht“, warnte er gelassen. „Ich könnte es als Herausforderung auffassen, mi esposa .“
„Hör auf damit!“, stieß sie hervor, in dem Gefühl, dass er Katz und Maus mit ihr spielte. „Ich bin auch nicht mehr deine Ehefrau.“
„Vor dem Gesetz bist du es noch. Hast du das etwa vergessen?“ Nachdenklich musterte er sie. „Hätte ich von der Schwangerschaft gewusst, wäre ich unverzüglich nach Perth geflogen, um dich zurückzuholen.“
„Das hätte nichts an meinem Entschluss geändert, die Scheidung einzureichen.“
„Und doch hast du es bisher nicht getan.“
„Ich habe es vorgezogen, jeden Kontakt mit dir zu meiden, selbst einen indirekten über den Rechtsweg“, erklärte sie kühl. „Was offensichtlich auf Gegenseitigkeit beruht.“
„Aber die Umstände haben sich geändert.“
„Was willst du damit sagen?“
„Es wird keine Scheidung geben.“
„Oh doch!“
Lässig zuckte Manolo die Schultern. „Warum sollten wir uns mit rechtlichen Formalitäten herumschlagen?“
„Dich mag es vielleicht nicht stören, in einem anderen Land eine Ehefrau zu haben, aber ich will keinen Ehemann!“
„Nicht mal den treuen John, der geduldig im Hintergrund wartet?“
„Er ist mein Chef und ein guter Freund, mehr nicht.“
„Ach nein?“
„Verdammt, nein!“
Er kniff ein wenig die Augen zusammen. „Es sind fast vier Jahre vergangen, und du hast keinen anderen Mann in dein Bett gelassen?“
„Das geht dich gar nichts an!“
„Warum so empfindlich?“, murmelte er
Weitere Kostenlose Bücher