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Julia Extra Band 0292

Julia Extra Band 0292

Titel: Julia Extra Band 0292 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: VALERIE PARV BARBARA HANNAY ELIZABETH POWER HELEN BIANCHIN
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„Kann ich da drin baden?“
    „Nur wenn ich dabei bin“, warnte Shannay.
    Zum Lunch leistete Manolo ihnen Gesellschaft. Seiner legeren Aufmachung zufolge hatte er den Vormittag im Haus verbracht. In schwarzer Jeans, weißem Hemd mit offenem Kragen und aufgekrempelten Ärmeln sah er überwältigend männlich aus. Sein Haar war zerzaust, als hätte er es verzweifelt gerauft. Doch warum?
    In den frühen Tagen ihrer Ehe wäre sie zu ihm gegangen, hätte sein Gesicht in die Hände genommen, stürmisch seine Lippen geküsst und sich in seiner wachsenden Erregung gesonnt.
    „Ich muss doch jetzt nicht schlafen, oder?“, fragte Nicki mit flehender Miene.
    „Doch.“ Shannay schmerzte die Enttäuschung auf dem Gesicht ihrer Tochter und lächelte sie beschwichtigend an. „Nach dem Mittagessen macht jeder eine Siesta.“
    Nickis Augen wurden groß vor Staunen. „Jeder? Auch die Großen?“ Sie blickte Manolo an. „Du auch?“
    Ein Schmunzeln verwandelte seine Züge, ließ sie weicher wirken. „Meistens, wenn ich zu Hause bin und Zeit dazu habe.“
    Shannay spürte dieses vertraute Prickeln in sich aufsteigen, als sie sich erinnerte, wie sie gemeinsam Siesta gehalten hatten – ohne auch nur einen einzigen Gedanken an Schlaf zu verschwenden.
    Seine Antwort überzeugte Nicki. Gehorsam ließ sie sich ins Bett bringen und war im Nu fest eingeschlafen.
    Shannay ging hinüber in ihr eigenes Zimmer und blätterte rastlos in einer Zeitschrift. Sosehr sie sich auch bemühte, sie konnte eine unerklärliche düstere Vorahnung nicht abschütteln.
    Am frühen Nachmittag fuhr Carlos mit einem luxuriös ausgestatteten Wagen vor und chauffierte Nicki, Shannay und Manolo in den nächsten Park.
    Nickis Begeisterung für alles Neue war wie gewöhnlich grenzenlos. Immer wieder lenkte sie Manolos Aufmerksamkeit auf einen Schmetterling, eine Biene oder eine hübsche Blume.
    Am Abend nach dem Essen, als sie müde und zufrieden im Bett lag, las Manolo ihr eine Gutenachtgeschichte vor. Danach gab er ihr einen Kuss auf die Stirn, und sie war bereits eingeschlafen, noch bevor er den Raum verließ.
    Shannay schaltete das Nachtlicht und das Babyphon ein und ging in ihr Zimmer hinüber. Sie hätte gern bloß dort gegessen, anstatt zum Dinner zu erscheinen. Aber das hätte Manolo als Ausweichmanöver empfunden. Und diese Blöße wollte sie sich nicht geben. Also schlüpfte sie in einen eleganten Hosenanzug, legte dezentes Make-up auf und gesellte sich zu ihm ins Erdgeschoss.
    Beim Anblick seiner großen Gestalt hatte sie Schmetterlinge im Bauch. In seinen dunklen Augen lag ein wissender Ausdruck, der verriet, dass er in ihr Inneres blickte und mehr sah, als ihr lieb war. In der Blütezeit ihrer Liebe war ihr dieses Einfühlungsvermögen unendlich faszinierend erschienen.
    Doch nun fühlte sie sich ihm ausgeliefert und fuhr ihn schroff an: „Es ist nicht nötig, dass du dein Privatleben verkümmern lässt, nur weil Nicki und ich hier sind.“
    „Wenn unsere Tochter erst einmal im Bett liegt, soll ich mich also nicht mehr verpflichtet fühlen, ihre Mutter zu unterhalten?“
    „Du hast es erfasst.“
    „Wie kommst du darauf, dass ich einen Gast in meinem Haus vernachlässigen würde?“
    „Unterlass doch bitte die höflichen Floskeln, ja? Es besteht kein Grund, meine Intelligenz zu beleidigen und vorzutäuschen, dass wir in irgendeinem Bereich unseres Lebens etwas anderes sind als erbitterte Gegner.“
    „Mit Ausnahme von Nicki?“
    „Der einzigen Ausnahme.“
    „Aber ein sehr wichtiger Faktor, meinst du nicht?“
    Mit finsterem Blick setzte Shannay sich an den Tisch. „Ich räume durchaus ein, dass wir in ihrer Gegenwart freundlich zueinander sein sollten. Davon abgesehen ist es jedoch umso besser, je weniger ich von dir sehe.“
    „Angst?“
    „Vor dir? Nein.“
    „Vielleicht solltest du welche haben“, warnte Manolo sanft. Er bedeutete ihr, sich von dem Hähnchengericht zu bedienen, das auf einer Warmhalteplatte dampfte.
    „Also wirklich, nun mach mal halblang!“ Sie bedachte ihn mit einem durchdringenden Blick und nahm sich eine kleine Portion.
    Er füllte seinen Teller und griff zu einer Gabel. „Fast vier Jahre ist es her“, sagte er andächtig, „aber der Puls an deinem Hals pocht noch immer schneller in meiner Nähe.“
    „Dein Ego verblüfft mich.“
    „Fragst du dich eigentlich nie, wie unser Leben jetzt aussähe, wenn du geblieben wärst?“
    „Keineswegs“, behauptete sie und dachte an die zahllosen Nächte, in denen

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