Julia Extra Band 0292
zweistöckiges Gebäude mit terrakottagedecktem Dach, großen Rundbogenfenstern und breiten Flügeltüren.
Ein großer Vorhof war mit edlem Marmor ausgelegt, ebenso wie die breite Freitreppe, die zu einer schweren hölzernen Doppeltür mit schimmernden Messingbeschlägen führte.
Ich will hier nicht sein, durchfuhr es Shannay. Sie wollte nicht an alte Zeiten erinnert werden, nicht an die guten und nicht an die schlechten. Es war ihr zu intim, zu schmerzlich, zu überwältigend.
Manolo musste wissen, welche Wirkung diese Umgebung auf sie ausübte, dieses Haus, in dem sie sich gestritten und geliebt hatten.
Doch für einige Wochen pro Jahr würde es in Zukunft Nickis Zuhause sein. Es war ein Ort, mit dem sie sich vertraut machen musste, an dem sie sich willkommen und wohlfühlen sollte. Insofern war es für sie auf gewisse Weise sogar sinnvoll, hier zu sein.
Für Shannay hingegen bedeutete es eine Tortur. Manolo wusste das und hatte ihr sein Vorhaben, sie hier unterzubringen, bewusst verschwiegen.
Das wird ihm noch leidtun!, schwor sie sich, während sie mit Nicki das riesige Foyer betrat. Der Marmorboden, die elegante Wendeltreppe zum oberen Stock, die bunt gemusterte Glaswand, der funkelnde Kristallleuchter – all das war ihr vertraut. Ebenso unverändert waren die antiken Möbel, die kostbaren Kunstwerke an den cremefarbenen Wänden und die exquisiten venezianischen Glaswaren in den Vitrinen.
Das Herrenhaus bestand aus zwei Flügeln, die durch das Foyer und eine Galerie im ersten Stock miteinander verbunden waren. Der Ostflügel diente vornehmlich der Unterbringung von Gästen, im Westflügel befand sich der private Bereich.
Das Anwesen verfügte über einen riesigen Swimmingpool mit Badehäuschen und Sauna, einen gut ausgestatteten Fitnessraum sowie einen Tennisplatz. Über einer Garage für sechs Fahrzeuge befanden sich die Unterkünfte des Personals.
Ein riesiges Zuhause für einen einzigen Mann, dachte Shannay. In den vergangenen vier Jahren hatten sicherlich einige Frauen sein Leben geteilt. Sich Manolo abstinent vorzustellen war schlichtweg unmöglich. Bei diesem Gedanken musste Shannay unweigerlich an seine frühere Geliebte und ihre ärgste Konkurrentin denken: Estrella de Córdoba.
War sie immer noch aktuell? Beabsichtigte Manolo womöglich, sie nach seiner Scheidung zu heiraten?
Lieber Gott, bitte nicht!
Bei der Vorstellung, dass Estrella künftig an Nickis Erziehung teilhaben könnte, drehte sich Shannay förmlich der Magen um.
María und Emilio, Manolos treue Angestellte, die im Haus lebten und sich um das Anwesen kümmerten, erschienen zum Empfang. „Ich habe Tee und einen leichten Imbiss vorbereitet“, verkündete María. „Danach möchten Sie vielleicht etwas ruhen.“
Carlos brachte das Gepäck herein und trug es die Treppe hinauf.
„Tee wäre wundervoll. Und vielleicht ein Glas Milch für Nicki“, bat Shannay.
Manolo deutete zur Treppe. „Zuerst zeige ich euch eure Zimmer.“
Es wunderte sie, dass er sich persönlich als Eskorte anbot. Sie hatte erwartet, dass er sich unverzüglich in sein Arbeitszimmer zurückziehen würde.
Im oberen Stockwerk angekommen, staunte Nicki: „Das ist aber ein großes Haus. Wohnt hier noch jemand?“
„Manchmal ist Besuch hier“, erwiderte Manolo.
„Wie Mummy und ich?“
„Genau.“
Shannays Knie drohten zu versagen, als Manolo nicht wie erwartet den Gästeflügel betrat, sondern den gegenüberliegenden Korridor.
Deutlich erinnerte sie sich an die Hauptsuite am äußersten Ende, die sie damals gemeinsam bewohnten. Sie bestand aus einem riesigen Schlafzimmer, zwei Bädern, zwei Ankleideräumen und einem Salon mit bequemen Polstermöbeln. Benutzte Manolo die Räume nun allein, oder war er umgezogen?
Aber warum interessierte es sie überhaupt, wo er schlief? Hauptsache, es war weit entfernt von den Zimmern, die er ihr und Nicki zugedacht hatte.
Er blieb vor einer offenen Tür stehen. „Ich glaube, ihr werdet euch hier wohlfühlen.“
Sie standen vor zwei Schlafräumen, die durch ein großes Bad miteinander verbunden waren. Ein Zimmer war in verschiedenen Pinktönen gehalten und wie für eine kleine Prinzessin mit Himmelbett und Spielzeug im Überfluss ausgestattet.
Es war eine Umgebung, auf die Nicki sich freuen und in der sie sich wohlfühlen konnte, wann immer sie zu Besuch kam. Dass Manolos Suite in Rufweite lag, vermittelte außerdem ein Gefühl der Sicherheit.
Einerseits ärgerte es Shannay, dass er ohne ihre Einwilligung
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