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Julia Extra Band 0292

Julia Extra Band 0292

Titel: Julia Extra Band 0292 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: VALERIE PARV BARBARA HANNAY ELIZABETH POWER HELEN BIANCHIN
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Woche, die es gedauert hatte, seine Vaterschaft zu beweisen und die Reisedokumente zu beschaffen, ihr allerbester Freund geworden.
    Als sie ihn jedoch mit kindlicher Unschuld fragte: „Bist du mein Onkel?“, breitete sich eine nahezu greifbare Spannung zwischen den Erwachsenen aus.
    „Ich gehöre zu deinen spanischen Verwandten“,erwiderte er ausweichend.
    Verwirrt runzelte sie die Stirn. „Kennst du denn meinen Daddy?“
    „Ja.“
    „Sehe ich ihn bald?“
    Lieber Himmel, bitte nicht!, flehte Shannay im Stillen, nicht jetzt, noch nicht.
    „Ganz bestimmt“, versprach er zärtlich.
    Sie redete sich ein, dass sie das enge Verhältnis begrüßte, das sich zwischen den beiden entwickelte. Doch die sanfte Geduld, die er seiner Tochter entgegenbrachte, löste bei ihr Unbehagen aus.
    Unwillkürlich dachte sie an die Zeiten zurück, als sie selbst die zärtliche Berührung seiner Hände und sein warmherziges Lächeln genossen hatte.
    Aber sie würde damit fertig werden, redete Shannay sich ein. Sie musste es schaffen, um Nickis willen. Das Glück, das Wohlergehen und die Sicherheit ihrer Tochter standen an erster Stelle.
    Sanft landete der Jet, rollte aus und glitt auf den zugewiesenen Platz. Nachdem sie von Bord gegangen waren, kümmerte sich Manolo um die Einreiseformalitäten. Eine Limousine mit dem diskreten, aber bedeutungsträchtigen Emblem der Familie Martinez erwartete sie vor dem Terminal.
    In Madrid herrschten im Oktober ähnliche Temperaturen wie in Perth im Frühsommer. Es war eine angenehme Jahreszeit, nicht zu kalt und nicht zu warm.
    Nicki rutschte in die Mitte der Rückbank, und ihre Eltern nahmen rechts und links von ihr Platz.
    Shannay rechnete mit einer etwa halbstündigen Fahrt in die Innenstadt. Sie machte sich keine Gedanken darüber, welches Hotel Manolo für sie gebucht hatte. Aber es erleichterte sie, dass sie schon bald seiner Gegenwart bis zum nächsten Tag entfliehen konnte.
    Es war ein aufregendes Gefühl, nach all der Zeit wieder in dieser Stadt zu sein. Ihre faszinierende Mischung aus alter und moderner Architektur zu bewundern, das bunte Treiben auf den Straßen zu beobachten und das Stimmengewirr in der Sprache zu hören, die sie seit fast vier Jahren nicht mehr gehört hatte.
    Nicki starrte durch die getönten Scheiben, drückte Shannays Hand und murmelte verhalten: „Hier ist alles so anders.“
    „Die Autos fahren hier auf der anderen Seite, aber du gewöhnst dich bald daran“, versicherte Manolo mit einem Blick zu Shannay.
    Sie zog die Augenbrauen hoch und dachte: in nur drei Wochen? Das glaube ich kaum.
    Mit einem Lächeln auf den Lippen wandte er sich wieder an Nicki. „Es dauert nicht mehr lange, pequeña , und dann sind wir da.“
    Sie blickte ihn ernst an. „Was hast du zu mir gesagt?“
    „ Pequeña “, wiederholte er sanft. „Das ist ein Kosename für ein kleines Mädchen.“
    Sie sprach es nach, imitierte seine Aussprache und kicherte entzückt, als er sie voller Stolz lobte.
    Shannay fragte sich erneut, warum ihr die Zuneigung zwischen den beiden so wehtat. Sie begegnete Manolos Blick, aber seine Miene verriet keinerlei Gefühlsregung. Sein Verhalten verwirrte sie. Ein wenig enttäuscht wandte sie sich wieder dem Fenster zu.
    Aber was hatte sie denn von ihm erwartet? Dass die Wärme, die er ihr in Nickis Gegenwart entgegenbrachte, echtes Gefühl beinhaltete? Nicht wirklich. Schließlich empfand auch sie nichts mehr für ihn.
    Es war nur die Anspannung, die ihren Herzschlag beschleunigte oder Schmetterlinge in ihrem Bauch flattern ließ – und die Sorge um Nickis Wohlergehen.
    Madrid hatte sich nicht verändert. Shannay kannte sich noch immer gut aus. Und so wunderte sie sich, als die Limousine von der Straße abbog, die in die Innenstadt führte. Sie bemühte sich um einen gelassenen Tonfall, obwohl sie innerlich vor Wut kochte. „Wohin bringst du uns, Manolo?“
    „Zu meinem Haus in La Moraleja.“
    „Ein Hotel wäre angemessener.“
    „Dort wäre es aber schwierig, die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen einzuhalten“, entgegnete er sachlich.
    Ihre Augen funkelten vor Zorn. Allein Nickis Gegenwart ließ sie sich beherrschen. Doch ihr Blick sagte etwas ganz anderes.
    Manolos Villa in La Moraleja, einem sehr exklusiven Vorort von Madrid, zeugte von Reichtum und einer angesehenen Position in der Gesellschaft. Inmitten eines parkähnlichen Gartens, verborgen hinter hohen Mauern und von gesicherten Toren umgeben, stand das Herrenhaus. Es war ein cremefarbenes

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