Julia Extra Band 0292
Simone!“
„Okay, es eilt nicht so sehr. Wenn Sie sich heute nicht fotogen genug fühlen, können wir einen Termin für die nächsten Tage vereinbaren“, bot sie an. „Oder wir verwenden einfach ein Bild aus unserem Archiv.“
„Ticken Sie nicht ganz richtig, Simone? Oder ist das Ganze ein Scherz?“
„Mr. Tanner, ich bin Chefredakteurin eines viel gelesenen Magazins und habe keine Zeit für alberne Scherze.“
Ihm fiel auf, wie anders sie heute klang. Nicht defensiv und ängstlich wie in dem chinesischen Restaurant, sondern so kühl und selbstsicher, wie sie am Flughafen gewirkt hatte. Tatsächlich schien sie sich insgeheim zu amüsieren.
Auf seine Kosten!
Im Stillen zählte er bis zehn, bevor er bewusst beiläufig antwortete. „Simone, Sie irren sich, wenn Sie glauben, Ihre ehrgeizigen Yuppie-Leserinnen wären an einem Zeitungsschreiberling interessiert, der am liebsten am Strand herumlungert.“
Mit Schrecken fiel ihm auf, dass sein Vater ihn genau so beschreiben würde.
„Oh nein, Sie irren sich, Mr. Tanner“, konterte Simone. „Frauen – vor allem die ehrgeizigen – sind immer an Märchenprinzen interessiert, die so tun, als wären sie bloß Frösche.“
„Was soll das denn heißen?“
„Sie sind der Märchenprinz, der sich als armer Schlucker ausgibt! Aber Ihre Tarnung ist aufgeflogen, mein Lieber. Eine meiner Journalistinnen spricht zurzeit mit Ihrem Bruder Christopher, um die genaue Höhe des Tannerschen Vermögens zu erfahren.“
Beinah hätte Ryan laut gestöhnt, aber er wollte Simone keine Genugtuung gönnen. Ja, sie hatte ihre Hausaufgaben gemacht! Seine Familienverhältnisse aufzudecken war allerdings nicht allzu schwer, da niemand ein Geheimnis daraus machte. Dass es zwischen ihm und seinem Vater nicht zum Besten stand, hatte sie wahrscheinlich auch schon herausgefunden.
Ihr geplanter Artikel über ihn war offensichtlich eine Art verquerer Retourkutsche für seinen vermeintlichen Plan, ihr Tagebuch zu veröffentlichen. Wieso glaubte sie ihm nicht, dass er es nicht gelesen hatte?
Wenn man es genau nahm, versuchte sie sogar, ihn zu erpressen!
„Simone, wir müssen das alles besprechen. Unter vier Augen.“
Sie antwortete nicht.
„Ich lade Sie ein, Simone. Diesmal bin ohnehin ich dran.“ Und er würde sämtliche Register ziehen: sie ins teuerste Restaurant der Stadt ausführen und mit den feinsten Delikatessen und den besten Weinen verwöhnen.
Noch immer reagierte sie nicht.
Ryan verzog das Gesicht und fuhr sich durchs Haar, das sich vom mittlerweile getrockneten Salzwasser ganz starr anfühlte.
„Simone, bitte! Sie müssen mich anhören. Sie schulden mir ein Treffen, bei dem ich Ihnen meinen Standpunkt klarmachen kann, warum Sie die Story nicht veröffentlichen sollten.“
Endlich bequemte sie sich zu einer Erwiderung. „Das muss ich mir erst mal durch den Kopf gehen lassen, Mr. Tanner.“
„Zum Kuckuck, Simone, ich möchte das Ganze sofort klären!“
Den Ausbruch hätte er sich sparen können. Sie hatte bereits aufgelegt.
4. KAPITEL
„Wahnsinn! Der ist echt attraktiv.“
„Ich finde, er sieht aus wie ein griechischer Gott.“
„Ja, wirklich umwerfend.“
Das Team von City Girl scharte sich um den Computer der Bildredakteurin und kommentierte begeistert das Porträt auf dem Bildschirm.
Simone stand daneben und beobachtete die anderen nachdenklich. Sie wollte durchaus, dass Ryan Tanner Begeisterung auslöste, aber …
„Er ist der beste Junggeselle, den wir je hatten“, schwärmte Cate. „Seht euch mal den Waschbrettbauch an. Und dieses Lächeln!“
„Ganz zu schweigen von diesem schmelzenden Blick. Wie George Clooney. Ist der Mann echt oder eine Computerfantasie?“, erkundigte sich Donna.
Karin, die Grafikerin, lachte. „Der ist hundertprozentig echt. Ich habe ihm sozusagen kein einziges Haar gekrümmt – oder geglättet. Dabei würde ich ihm gern übers Haar fahren … und nicht nur darüber!“, fügte sie hinzu und seufzte theatralisch.
Simone musste sich zusammenreißen, um keine bissige Bemerkung zu machen.
Das Bild, das die anderen zum Schwärmen brachte, war ein Schwarz-Weiß-Foto von Ryan Tanner, das vor einigen Jahren bei einem Triathlon für Surfer aufgenommen worden war. Der Wettbewerb hatte aus Wettschwimmen, Wellenreiten und Strandlauf bestanden – ein ziemlich anspruchsvolles Programm.
Ryan stand am Strand, nur mit einer knappen Badehose bekleidet, muskelbepackt und mit einem charmanten Lächeln auf den Lippen.
„Er muss
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