Julia Extra Band 0292
Chefredakteurin von City Girl waren.
Und seine Privatsphäre war ihm heilig, hieß es. Das bedeutete, dass sie ein Druckmittel gegen ihn in der Hand hatte, denn bestimmt wollte er nicht, dass sie über ihn schrieb.
Ja, sie war sozusagen auf eine Goldader gestoßen!
Was du vorhast, klingt mir aber sehr nach Erpressung, meldete sich plötzlich ihr Gewissen.
Erpressung? Ein hässliches Wort.
Simone war stolz darauf, dass sie als Redakteurin Erfolg hatte, ohne jemals auf wirklich aufdringlichen Klatsch einzugehen. Ihr Magazin war über so etwas erhaben.
Und nun wollte sie seine Privatangelegenheiten veröffentlichen, die niemanden etwas angingen außer ihn persönlich? Damit würde sie sich ebenso schäbig verhalten wie Ryan Tanner, falls er ihre Geschichte ausschlachtete.
Wollte sie das wirklich?
Unter anderen Umständen hätte sie Erpressung niemals in Betracht gezogen, aber hier ging es nicht nur um sie, sondern auch um ihre Freundinnen, die sie schützen musste.
Der Zweck heiligte bekanntlich die Mittel. Ryan Tanner hatte ihr keine Wahl gelassen.
Kein Grund, sich seinetwegen schuldig zu fühlen!, sagte Simone sich beruhigend. Ihr Team würde ihr sofort zustimmen, dass er der perfekte Kandidat war für die nächste Folge ihrer Artikelserie „Unsere begehrtesten Junggesellen“.
Kurz vor zwölf lief Ryan über den heißen Sand zu der Stelle, wo er seine Sachen deponiert hatte. Er legte das Surfbrett hin und checkte als Erstes sein Handy, das er im Badetuch eingewickelt hatte.
Drei Anrufe in Abwesenheit, teilte es ihm mit.
Während er noch überlegte, ob er sich gleich darum kümmern oder zuerst duschen und essen sollte – sein Magen meldete sich hörbar –, wurde ihm die Entscheidung abgenommen.
Sein Handy klingelte.
„Einen wunderschönen guten Tag“, meldete Ryan sich munter.
„Mr. Tanner?“
Zwar hatte er in den vergangenen vierundzwanzig Stunden fast ununterbrochen an Simone Gray gedacht, trotzdem traf es ihn wie ein Schlag, ihre Stimme so unerwartet zu hören.
„Hallo, Simone.“
„Sie sind nicht leicht zu erreichen“, klang es vorwurfsvoll aus dem Hörer.
„Na ja, ich war … beschäftigt.“
„Wirklich? Beim Chronicle konnte man mir nicht sagen, wo Sie sind.“
„Das liegt daran, dass ich nicht fest für den Chronicle arbeite, sondern freiberuflich“, erklärte Ryan freundlich.
„Und haben Sie momentan einen Artikel in Arbeit?“, erkundigte Simone sich nach einer kurzen Pause.
Lächelnd betrachtete er das in der Sonne glitzernde Meer unter dem strahlend blauen Himmel. „Mehr oder weniger. Ich recherchiere für einen Report übers Wellenreiten.“
„Also sind Sie gerade am Strand?“
„Ja.“
„Tatsächlich? An welchem?“ Simone klang nicht, wie erwartet, missbilligend, sondern erfreut.
„Weshalb möchten Sie das denn wissen? Haben Sie vor, sich einen Bikini anzuziehen und mit mir am Strand spazieren zu gehen? Das wäre keine schlechte Idee. Es ist wirklich herrlich hier.“
„Träumen Sie ruhig weiter, Tanner!“
„Ach, sind Sie keine Wasserratte?“
„Doch. Aber ich schwimme im Coogee Rock Pool, und zwar nach der Arbeit“, erwiderte sie pikiert.
Während er sich Simone in einem knappen Badeanzug im Wasser vorstellte, hörte er sie leise stöhnen. Anscheinend bedauerte sie, ihm unabsichtlich ihren Lieblingsstrand verraten zu haben.
Doch sie fasste sich schnell wieder. „Was halten Sie davon, wenn ich mit einem unserer Fotografen zu Ihnen komme und Sie auf Ihrem Surfbrett ablichte?“
„Fotograf?“ Schlagartig verging Ryan sein Lächeln. „Wozu?“
„Für die Bilder, mit denen wir die tolle Geschichte illustrieren, die ich gerade über Sie verfasse“, erklärte Simone gelassen.
Er fluchte leise. Simone trieb ihre Spielchen mit ihm! Kein Wunder, dass sie so munter klang. Ganz anders als bei ihrem gestrigen Treffen.
„Das halte ich für keine gute Idee“, wehrte er schroff ab.
„Ich schon, Mr. Tanner. Mein Team ist auch begeistert. Sie sind der perfekte Kandidat.“
„Kandidat wofür?“, hakte er nach, und trotz des Sonnenscheins erschauderte er plötzlich.
„Für die City Girl – Serie ‚Unsere begehrtesten Junggesellen‘ natürlich.“
Wieder fluchte er, diesmal deutlich hörbar. „Kommt nicht in Frage!“
„Oh doch! Wir haben es geschafft, Sie in die nächste Nummer von City Girl zu bringen. Uns fehlt nur noch ein richtig gutes Foto. Sie am Strand zu fotografieren wäre ein perfektes Motiv.“
„Vergessen Sie’s,
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