Julia Extra Band 0293
fühlte ich mich unglaublich gut, irgendwie im Einklang. Als ob … als ob sich Mutter Natur höchstpersönlich um mich kümmern würde.“ Sie wurde verlegen und spürte, wie sich ihre Wangen röteten, aber Flynn sah sie an, als ob jedes Wort, das von ihr kam, irgendwie lebenswichtig wäre. Das gab ihr die Kraft weiterzusprechen.
„Die letzten sechs Wochen waren dann noch einmal eine Herausforderung … ich meine, das Laufen fiel mir schwer. Ich bin geschwankt wie eine Hochseefregatte, kam mir unheimlich langsam und voluminös vor. Außerdem bin ich sehr müde gewesen. Aber Tante Marie war ganz großartig und hat mich immer dazu angehalten, mich auszuruhen.“
„Und wie war die Geburt? Was passierte an dem Tag?“
„Ich bin um ein Uhr morgens mit Wehen aufgewacht. Ich wusste gleich, dass es jetzt losgehen würde, denn ich war eine Woche über die Zeit. Meine Tante rief einen Krankenwagen, und die Sanitäter kamen und brachten mich ins Krankenhaus. Ich lag fast zwanzig Stunden in den Wehen.“ Sie schnitt ein Gesicht.
Als Flynn hörte, dass sie so lange gelitten hatte, wurde ihm ganz anders.
„Zwischenzeitlich gab es Komplikationen, und die Ärzte haben überlegt, einen Kaiserschnitt zu machen. Aber ich wollte unbedingt eine natürliche Geburt! Irgendwie wusste ich, dass alles gut gehen würde … ’Gottvertrauen’ könnte man das auch nennen. Sorcha hatte starke Lungen und brüllte den ganzen Kreißsaal zusammen. Da hätte ich mir schon denken können, dass sie mal eine Menge zu erzählen haben würde!“
Als Flynn Caitlin auf der Dorfstraße begegnet war, hatte er Wiedergutmachung für das gewollt, was sie ihm angetan hatte. Doch jetzt von der Geburt seiner Tochter zu hören, führte dazu, dass er nicht einmal den Gedanken ertrug, Caitlin oder Sorcha würde ein Haar gekrümmt. „Und dann, als du mit ihr nach Hause gekommen bist, wie hat sie geschlafen? Danny hat immer …“ Er sprach nicht weiter, wollte auch den Gedanken, der ihm so unerwartet gekommen war, nicht zu Ende denken. Trotzdem spürte er einen Stich im Herzen.
„Was hat Danny immer getan?“, drängte Caitlin sanft und beugte sich zu Flynn. „Hat er wenig geschlafen? Musstest du nachts zu ihm gehen?“
Flynn, der unwillkürlich die Luft angehalten hatte, atmete langsam wieder aus, und das Gefühl der Enge in seiner Kehle löste sich. Er strich sich die Locke zurück, doch sie fiel ihm erneut in die Stirn. „Manchmal sogar mehrmals die Nacht. Isabel hat sich immer über ihre gestörte Nachtruhe beschwert, also habe ich mich um ihn gekümmert. Mir hat das nie etwas ausgemacht. Es war eine Gelegenheit für uns beide, einmal nur Zeit miteinander zu verbringen.“ Flynn konnte gar nicht glauben, dass er Caitlin das alles erzählte, und schluckte noch einmal vergebens.
„Er muss dir unheimlich viel bedeutet haben.“
„Lass uns bitte bei Sorcha bleiben, ja?“ Bestimmt wollte Caitlin ihn noch mehr über das andere Kind in seinem Leben ausfragen, aber er hatte den Eindruck, ihr ohnehin schon zu viel erzählt zu haben. Jetzt musste er über ihre Tochter, über das kleine Mädchen sprechen, das bereits begann, sein Herz zu erobern. „Erzähl mir noch ein bisschen von Sorcha, als sie ein Baby war.“
Caitlin machte es sich auf der luxuriös gepolsterten Couch bequem, und ein Lächeln überzog ihr Gesicht, als wäre gerade die Sonne aufgegangen. „Sie war einfach nur süß, unheimlich zufrieden, trotz der ganzen Situation, und sie hat wahnsinnig viel geschlafen. In dieser Beziehung hatte ich also glücklicherweise keine Probleme. Sonst hätte ich niemals daran gedacht, wieder arbeiten zu gehen, als sie anderthalb war. Mit zu wenig Schlaf hätte ich das alles nicht geschafft.“
„Aber du hast es geschafft. Und wenn ich mir Sorcha so ansehe, hast du einen tollen Job gemacht, Caitlin. Du bist die geborene Mutter.“
„Ich weiß nicht … Manchmal bin ich ziemlich chaotisch. Aber ich tue mein Bestes. Und ich liebe sie sehr!“
„Das ist mir auch schon aufgefallen.“
„Gibt es noch etwas, das du wissen möchtest, Flynn?“
Er lächelte ganz gelöst und ohne die sonst übliche Zurückhaltung. „Ich denke, das reicht fürs Erste …“
9. KAPITEL
Caitlin genoss es, dass Flynn so offen mit ihr gewesen war. Das kam nicht oft vor, deshalb wollte sie es ganz auskosten. Auch sein Lächeln war eine Überraschung gewesen, und jetzt sonnte sie sich regelrecht darin.
Da er nun einmal etwas versöhnlicherer Laune war, hatte sie auch einige
Weitere Kostenlose Bücher