Julia Extra Band 0293
als hätte er ihre Gedanken gelesen, hob Elias Antonides sie zum zweiten Mal an diesem Tag in seine Arme. Schlimmer war jedoch, dass sie diesmal Dankbarkeit empfand. Für die muskulöse Stärke, an die sie sich schmiegte, für die kräftige Brust, an die sie sich kuschelte, für das markante Kinn, an …
Augenblick mal! Eine Sekunde. Ein markantes Kinn hatte nichts damit zu tun, dass Elias sie zum Sofa trug.
Selbstverständlich wusste sie das. Sie sprach im Delirium. Wegen der Schmerzen. Oder … so ähnlich.
Trotzdem spürte sie seinen Herzschlag überdeutlich, während er sie trug. Sie beobachtete, wie sich sein Adamsapfel bewegte, als er schluckte. Und sie bemerkte eine kleine Verletzung, wo er sich beim Rasieren geschnitten haben musste. Darunter, an der Seite seines Kinns, befand sich eine ältere Narbe.
Vorsichtig ließ er sie auf das Sofa gleiten. Sein Gesicht befand sich nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt. Und, Narbe hin oder her, er war zweifellos der attraktivste Mann, den sie je gesehen hatte. Selbst mit ihrem schmerzumwölkten Gehirn konnte sie das erkennen. Ihr Körper kam zu derselben Erkenntnis. Ohne willentliches Zutun lehnte sie sich ihm entgegen.
Ihre Blicke trafen sich. Irgendetwas passierte zwischen ihnen. Oh, Hilfe!
Doch bevor sie einschätzen konnte, was genau geschehen war, hatte Elias sich schon wieder aufgerichtet und war hastig einen Schritt zurückgewichen.
„Ich hole Ihnen noch ein paar Kissen.“ Er sammelte die farbenfrohen Kissen ein und errichtete einen weichen Turm am Fußende des Sofas. Dann wartete er, dass sie ihren Fuß darauf bettete. Der Kissenstapel hätte ebenso gut der Mount Everest sein können.
Elias schien das im selben Moment zu bemerken wie sie. Behutsam hob er ihren eingegipsten Knöchel auf den Turm.
„Danke.“ Erleichtert atmete Tallie auf.
„Okay, ich fahre zurück ins Büro und hole Ihre Tabletten. Sie bleiben hier.“
Tallie sah ihn einfach nur an. „Als wenn ich zu etwas anderem in der Lage wäre.“
Er hätte die Medikamente mit einem Boten schicken sollen. Ein Taxi rufen und dem Fahrer auftragen, Tallie die Tabletten zu bringen. Das wäre auf jeden Fall klüger, als selbst zurückzukommen.
Es war schon schlimm genug, sich Fantasien über Tallie Savas hinzugeben, wenn sie ihm im Meeting gegenübersaß. Aber es war etwas ganz anderes zu wissen, wie weich und warm sie wirklich war.
Das Gefühl, ihren Körper in den Armen zu halten, als er sie zum Taxi trug, hatte sich in sein Gedächtnis eingebrannt. Und die kurze Strecke in ihrer Wohnung zum Sofa, die er sie nur getragen hatte, um sich selbst zu beweisen, wie resistent er gegen ihren Charme war, hatte ihm das genaue Gegenteil bewiesen.
Als er sie auf das Sofa hinunterließ, hatte er sich nur mit größter Mühe beherrschen können, sie nicht zu küssen oder sich neben sie zu legen. Musste ein Phänomen seiner Erinnerungen sein, versicherte er sich. In der Vergangenheit hatte er eine Frau nur auf ein Sofa oder Bett gesetzt, wenn er auch mit ihr schlafen wollte.
Und das war eine Richtung, die seine Gedanken definitiv nicht einschlagen sollten. Mit Tallie Savas schlafen? Sonst noch etwas?
Er würde ihr die Tabletten bringen und ihr viel Spaß damit wünschen. Dann würde er nach Hause fahren und – wie hieß sie noch? Denise? Patrice? – anrufen.
Clarice. Die Frau, die er im Fitnessstudio getroffen hatte.
Genau, er würde mit Clarice ausgehen. Und sich dann in ihre Wohnung einladen lassen. Diesmal würde er nicht ans Telefon gehen! Sie würden einen ungestörten Abend verbringen, und er könnte Tallie Savas’ weiche Kurven vergessen. Das schien ihm eine so gute Idee zu sein, dass er sie noch vom Büro aus anrief.
„Hier ist Elias“, sagte er. „Wie wäre es, wenn wir uns bei Casey’s treffen? Wir könnten einen oder zwei Drinks nehmen? Danach Dinner?“
„Klingt großartig“, schnurrte Clarice. „Ich freue mich.“
Und er freute sich auch. Es spielte keine Rolle, was nach dem Essen passierte, redete er sich auf dem Rückweg zu Tallies Apartment ein, solange es Tallie Savas’ große braune Augen, die sinnlichen Lippen und die weichen Brüste aus seinem Gedächtnis verbannte.
Tallie lag noch immer auf dem Sofa, ihr Kater Harvey schnurrte an ihrer Seite. Sie hatte die Schuhe ausgezogen und die Nadeln aus ihren Haaren gezogen. Es fiel in grandiosen Wellen über ihre Schultern auf das helle Leder des Sofas. In einer Hand hielt sie ein Telefon.
Jeder Gedanke an Clarice war
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