Julia Extra Band 0293
Ordnung. Es hat nichts mit uns zu tun. Aber dein Vater würde endlich aufhören, sich in dein Leben einzumischen. Du könntest deine Karriere vorantreiben. Und …“, er zuckte unbehaglich die Schultern, „… du musst zugeben, der Sex ist gut.“
Vielleicht würde sie nicht nur ihren Vater umbringen.
„Der Sex ist gut?“ Tallie verschränkte die Hände im Schoß, damit sie Elias nicht auf der Stelle erwürgte.
Auf seinen Wangen erschienen hektische rote Flecken. „Ja! Du weißt es. Besser als gut. Fantastisch.“
„Ja.“
„Und?“ Erwartungsvoll schaute er sie an.
„Sonst noch etwas?“, fragte sie nach einem Moment. Was ist zum Beispiel mit Liebe?
Elias’ Blick verfinsterte sich. Er fuhr mit den Fingern durchs Haar und nahm sein ruheloses Umhergehen wieder auf.
Komm schon, Elias, drängte sie ihn in ihrem Kopf. Du kannst es. Ich weiß, sie hat dich verletzt, aber ich werde dir niemals wehtun. Ich liebe dich. Du kannst diese drei kleinen Worte sagen.
„Es würde auch meinen Vater zum Schweigen bringen“, murmelte er. „Er und meine Mutter haben sich in den Kopf gesetzt, mich mit jedem ledigen griechischen Mädchen der Stadt bekannt zu machen.“
„Ich verstehe.“
„Nein, das tust du nicht!“ Er schrie fast. „Ich will nicht, dass sie mich mit einer Frau nach der anderen verkuppeln wollen. Ich kann nicht denken, wenn sie hinter meinem Rücken Pläne schmieden. Und jetzt bist du hier, und sie glauben, ich hätte Zeit und könnte noch mehr Frauen kennenlernen und …“
„Was für ein schreckliches Schicksal.“
„Ja, das ist es. Dein Vater tut genau dasselbe mit dir. Eine Hochzeit würde uns also beiden zum Vorteil gereichen. Dann könnten wir den Rest unseres Lebens in Ruhe leben, ohne dass unsere Eltern uns auf die Nerven gehen.“
„Und der Sex ist gut.“ Tallie wusste nicht genau, ob sie lachen oder weinen sollte.
„Genau.“ Elias nickte begeistert, offensichtlich erleichtert, dass sie ihn verstand. „Also, wie ist es? Heiratest du mich?“
Tallie schluckte und betete, die Tränen würden nicht jetzt kommen, da sie das schlimmste Wort ihres Lebens sagen musste. „Nein.“
11. KAPITEL
Sosehr Tallie auch Ja sagen wollte, sie konnte es nicht.
Für sie war eine Ehe ein heiliger Bund zwischen zwei Menschen, die einander liebten. Sie bedeutete lebenslange Treue, ein Zeugnis von Glaube und Liebe und Vertrauen.
Es war nicht einfach ein ’Geschäft’.
„Nein“, sagte sie deshalb noch einmal heiser. „Vielen Dank, aber es würde nicht funktionieren.“
Sie konnte ihn nicht aus den falschen Gründen heiraten. Sie konnte ihn nicht lieben, wenn er nur auf guten Sex und eine angenehme geschäftliche Beziehung aus war. Aber das konnte sie ihm nicht erklären. Nicht ohne zu gestehen, dass sie sich verliebt hatte … und sich nichts sehnlicher wünschte, als dass er sie auch liebte.
Elias starrte sie an, als habe sie den Verstand verloren. Doch dann zuckte er nur gleichgültig die Schultern. „Was auch immer“, sagte er leichthin. „War nur so ein Gedanke.“ Als spiele es wirklich überhaupt keine Rolle.
Weshalb ich dankbar sein sollte, abgelehnt zu haben, schoss es Tallie durch den Kopf. Irgendwann würde sie das auch sein – eines Tages. Im Moment jedoch wollte sie nur noch, dass er ging.
„Also“, meinte er einen Augenblick später. „Ich mache Feierabend.“ Er bewegte sich auf die Tür zu, blieb dann stehen und sah sich zu ihr um. „Fürchte, heute Abend habe ich keine Zeit für guten Sex. Ich habe bereits eine andere Verabredung.“
Tallie fühlte sich, als habe er sie geschlagen.
Sie brachte ein Nicken zustande. „Kein Problem“, sagte sie, fest entschlossen, ihn nicht sehen zu lassen, wie sehr seine Oberflächlichkeit sie verletzte.
Einen endlosen Moment sahen sie einander an. Elias’ Miene blieb ausdruckslos. Dann wandte er sich wie in Zeitlupe ab und ging.
Sekunden später fiel die Tür zu Antonides Marine leise ins Schloss.
Lange blieb Tallie in der Stille des verlassenen Büros sitzen. Es ging mir besser, dachte sie und blinzelte eine Träne fort, als ich all die Jahre seit Brians Beerdigung nichts gefühlt habe.
Langsam, wie eine alte Frau, stand sie auf und humpelte auf ihre Krücken gestützt in den Empfangsbereich. Vor Rosies Schreibtisch hielt sie inne und betrachtete ein letztes Mal die Räumlichkeiten, in denen sie so gerne geblieben wäre. Aber hier konnte sie nicht mehr arbeiten. Elias jeden Tag sehen zu müssen, wäre
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