Julia Extra Band 0293
ging sie am nächsten Morgen leichteren Herzens ins Büro. Entschlossen ignorierte sie die neugierigen Blicke ihrer Kollegen.
Zu ihrer Enttäuschung war Julian nicht da. Er hatte ihr eine Nachricht auf dem Schreibtisch hinterlassen, dass er am Nachmittag wieder da sein würde. Unten auf den Zettel hatte er den Satz geschrieben: Ich wollte dir Zeit geben.
Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen, und an Arbeit war gar nicht zu denken. Nach dem Mittagessen klingelte ihr Telefon, und Susan griff erwartungsvoll zum Hörer.
„Ja?“
„Susan? Hier ist Jan Hassell.“
„Jan.“ Ihr Hals fühlte sich plötzlich unerträglich trocken an, und der Telefonhörer rutschte ihr fast aus der Hand. „Ich muss mich für mein Benehmen gestern Abend bei Ihnen entschuldigen. Julian hat Ihnen wohl alles erklärt?“
„Ja, das hat er. Keine Sorge, ich weiß doch, wie turbulent es bei jungen Paaren zugeht. Sie müssen noch so viele Dinge miteinander klären.“
„Vielleicht …“
„Ich wollte Julian eigentlich nur noch einmal zum Auftrag gratulieren. Wir hoffen sehr, Sie beide bald wieder in Sint Rimbert begrüßen zu dürfen. Der Vertrag sollte heute Nachmittag per Kurier kommen. Und sobald er unterzeichnet ist, sollten Sie beide feiern!“
„Feiern“, wiederholte Susan geschockt. „Ja, danke, das werden wir tun.“ Irgendwie schaffte sie es, noch ein paar belanglose Nettigkeiten mit Jan auszutauschen und das Gespräch dann zu beenden.
Julian hat mich schon wieder angelogen, dachte Susan fassungslos. Jan hält uns für ein Paar, und der Vertrag ist unter Dach und Fach.
Nichts war echt, was mit Julian Douglas zu tun hatte. Er konnte einfach nicht aus seiner Haut und ein aufrichtiges Leben führen, weil er es niemals gelernt hatte. Und ihn ändern zu wollen, war zwecklos …
Spät am Nachmittag erschien Julian in Susans Büro.
„Susan?“, begann er zaghaft, und sie sah ihn nur verständnislos an.
„Jan hat angerufen.“
„Hat er das?“, fragte er in neutralem Ton.
„Wie du schon sagtest, er war ziemlich verständnisvoll.“ Sie zog die Augenbrauen hoch. „Und er schien immer noch zu glauben, wir wären verheiratet. Der Vertrag für das Resort wurde heute per Kurier gebracht.“ Mit kaltem Blick reichte sie ihm den Umschlag.
„Alles klar.“
Nichts war klar! Susan hatte nicht die geringste Ahnung, was in seinem Kopf vor sich ging. Sie wollte eine Erklärung für all diese Dinge hören, aber Julian versuchte nicht einmal, die Angelegenheit aufzuklären.
„Du hast es also getan“, fuhr sie fort. „Der Auftrag gehört endlich dir. Herzlichen Glückwunsch.“
„Danke.“
„Dann ist hiermit wohl alles erledigt. Du brauchst mich nicht mehr. Ich bin für dich nicht länger von Nutzen.“ Herausfordernd starrte sie ihn an.
„Für den Vertrag nicht, nein.“
Sie nickte, und ihre Knie gaben nach. „Soll ich einfach gehen? Du kannst mir ja einen Scheck schicken.“
„Ist es das, was du möchtest?“ Sein ruhiger Tonfall zerriss ihr beinahe das Herz.
Sie versuchte zu lachen, aber es klang mehr nach einem Schluchzen. „Was erwartest du denn von mir?“
Er hob leicht die Schultern. „Du hast um Zeit gebeten, und die wollte ich dir geben. Dies scheint nun deine Entscheidung zu sein.“
Ungläubig riss sie die Augen auf. „Meine Entscheidung? Was ist denn mit deiner Entscheidung, mich permanent zu belügen? Ich will doch einfach nur wissen, warum du das tust, Julian. Wieso erzählst du mir, du würdest mich lieben? Jan hat dir dein Theater offenbar abgekauft, also war es vollkommen unnötig, auch noch mit meinen Gefühlen zu spielen.“
„Ich habe nicht gelogen.“
„Wie bitte?“ Sie kämpfte mit den Tränen.
„Ich habe nicht gelogen“, sagte er noch einmal. „Gestern Abend habe ich dir die Wahrheit gesagt. Aber wie soll ich dich überzeugen, Susan? Du weißt, aus was für einem Holz ich geschnitzt bin. Da ist es kaum verwunderlich, dass du kein Vertrauen zu mir hast.“
Er stöhnte auf. „Ich habe keine Ahnung, was Jan dir erzählt hat. Und ich weiß auch nicht, warum er noch immer glaubt, wir wären verheiratet. Ich habe ihm nur gesagt, dass wir ein Paar sind, weil ich genau das glaubte. Ich glaubte an uns. Ich liebe dich, weil du mich zuerst geliebt hast, obwohl ich alles andere als liebenswert war.“
„Eigentlich hat Jan auch nur davon gesprochen, dass wir zusammen wären“, überlegte Susan laut.
„Ich habe keinen Schimmer, wieso er seine Meinung geändert und mir doch noch den
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