Julia Extra Band 0293
kurzem auf einer Radtour mit zwei Teilnehmerinnen angefreundet“, begann Claire. „Wir haben uns gegenseitig unser Herz ausgeschüttet, über Dinge, die wir in jungen Jahren falsch gemacht hatten, Dinge, die wir wiedergutmachen wollten.“
Deshalb hat sie sich jetzt bei mir entschuldigt, erkannte Ethan. „Und weiter?“
„Die eine Freundin hat alles in ihrem Tagebuch notiert. Auch Namen.“
Ihm wurde unbehaglich zumute. „Meinen ebenfalls?“
„Ja.“ Sie räusperte sich. „Ich habe von unserer Hochzeit und unserer Scheidung erzählt. Auch von dem Scheck, den mein Vater dir gegeben hat.“
„Ich hatte bisher keine Ahnung, dass du davon wusstest“, meinte Ethan. „Es war eine beachtliche Summe“, fügte er bitter hinzu.
Was hätte er mit dem Geld nicht alles anfangen können! Aber er hatte den Scheck gefaltet und in seine Brieftasche gesteckt, als ständige Mahnung, in Zukunft nicht mehr auf sein Herz, sondern nur noch auf seinen Verstand zu hören.
„War ich das wert?“, fragte Claire leise.
„Was?“
„Ach, egal“, winkte sie ab. „Um aufs eigentliche Thema zurückzukommen: das Tagebuch, in dem all diese Details stehen, ist einem Journalisten in die Hände geraten.“
„Einem Journalisten?“, rief Ethan aufgebracht.
„Ja, einem Australier. Bisher hat er die Informationen noch nicht verwertet.“
Als ob das ein Trost wäre! dachte er.
„Aber wenn er es tut, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die amerikanischen Medien sich ebenfalls auf die Story stürzen“, befürchtete Claire. „Der Name Mayfield ist ja allgemein bekannt.“
„Und damit wären wir wieder bei mir als dem Exmann der Tochter des Hauses Mayfield!“
Frustriert fuhr Ethan sich mit den Fingern durchs Haar. Eine derartige Story wäre das Letzte, was er jetzt brauchte, wo er sich um einen finanzstarken Investor für sein neuestes Projekt bemühte.
„Lass es mich mal zusammenfassen, Claire“, fügte er hinzu. „Du hast mit zwei Frauen, die du gerade erst kennengelernt hattest, bei einem gemütlichen Plausch Geheimnisse ausgetauscht. Die eine hat sämtliche Einzelheiten, meinen Namen inklusive, notiert, und diese Notizen sind irgendwie in die Hände eines Reporters gelangt.“
Zuerst schien sie protestieren zu wollen, dann nickte sie.„Das ist mehr oder weniger richtig. Es tut mir so leid, Ethan.“
Leise fluchend ging er zu ihr. „Leid? Es tut dir leid?“ Er packte sie bei den Schultern und schüttelte sie leicht. „Darauf läuft es immer wieder hinaus, richtig?“
Es lief noch auf etwas anderes hinaus, wie er plötzlich erkannte. Er war wütend auf sie. Sie hatte ihn benutzt. Sie hatte ihm wehgetan. Sie konnte seinen Ruin bedeuten.
Trotzdem konnte diese Einsicht nicht verhindern, was dann geschah.
Als er hörte, wie Claire scharf einatmete, durchflutete ihn plötzlich heißes Verlangen, ihr wieder so nah zu sein wie damals, mit ihr dieselben Freuden zu genießen wie vor einer halben Ewigkeit …
Langsam neigte er den Kopf, wobei er hoffte, noch rechtzeitig wieder zur Vernunft zu kommen. Schließlich waren seine Lippen nur noch wenige Zentimeter von ihren entfernt … und sie war es, die den letzten kleinen Abstand überbrückte.
Sie schmiegte sich an ihn und drückte den Mund auf seinen. Ihre Wärme schien ihn einzuhüllen, vor allem, als sie die Arme hob und ihm um den Nacken legte. Dann küsste sie ihn leidenschaftlich.
Jetzt küsst sie besser als damals, dachte Ethan wie benommen. Oder hatte er sich nur nicht daran erinnern wollen, wie gut sie küsste? Es brachte ihn aus der Ruhe, ebenso wie die Tatsache, dass diese Frau sich so gut anfühlte, besser als jede andere, die er jemals umarmt hatte.
„Ich wollte dich hassen“, flüsterte er schließlich, und ließ seine Lippen über ihre Wange zu der zarten Haut unter ihrem Ohr gleiten.
Claire stöhnte leise und strich ihm über den Rücken. „Ich weiß, Ethan.“
Sie klang, als könnte sie verstehen, wie er sich damals gefühlt hatte. Wie er sich jetzt fühlte … Dabei hatte sie keinen blassen Schimmer!
„Du kannst das nicht wissen“, erwiderte er schroff und ließ nun nicht nur die Lippen, sondern auch die Zähne über ihren Hals gleiten. „Du …“
Den Rest seiner Standpauke vergaß er augenblicklich, als er Claires kalte Finger unter seinem Pullover auf der Haut spürte und fühlte, wie sie zu seinem Bauch weiterglitten, wie sie knapp über dem Knopf der Jeans still hielten.
Das ist Wahnsinn, sagte Ethan sich. Er musste sofort
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