Julia Extra Band 0294
Morgenlicht ließ alles noch brutaler erscheinen. Es waren nicht nur die Babysachen, die überall herumlagen, weit mehr störte Xandros der Schnickschnack, den Rebecca im Zimmer verteilt hatte. Selbst auf der kleinsten Fläche stand etwas, das er völlig überflüssig fand. Und jetzt auch noch der Zwillingskinderwagen …
Als er das letzte Mal hier gewesen war, hatte er kaum etwas wirklich wahrgenommen, da war er nur darauf bedacht gewesen, mit Rebecca zu schlafen und dann schleunigst wieder fortzukommen. Aber nun ging es um seine Kinder.
„Das Durcheinander hier ist schrecklich“, erklärte er.
„Na gut, aber das ist allein mein Problem“, betonte sie.
„Nicht unbedingt.“
Seufzend sah sie Xandros an. Sie fühlte sich schwach, obwohl sie gerade erst aufgestanden war. In der Klinik hatte man sie gewarnt, sie würde schnell erschöpft sein, doch sie war sicher gewesen, mit Willenskraft dagegen angehen zu können. Aber da hatte sie sich geirrt. Gerade hatte sie ihre dunkelhaarigen Lieblinge gestillt, sie gebadet und gewickelt, und jetzt fühlte sie sich völlig ausgelaugt.
Doch Xandros’ sanfter Ton machte sie argwöhnisch, sie war jetzt hellwach. „Was willst du damit sagen?“, fragte sie beherrscht.
Er schwieg, um seiner Erklärung Gewicht zu verleihen, wie er es bei den Aufsichtratssitzungen sein Leben lang getan hatte. „Was du tust, agapi mou ,ist deine Sache. Wenn es jedoch um meine Kinder geht, habe ich auch ein Wort mitzureden: zum Beispiel, wie und wo sie aufwachsen sollen.“
Beunruhigt atmete Rebecca ein und überlegte, was sie antworten sollte. Bei einem Mann wie Xandros musste es das Richtige sein, sonst hatte sie schlechte Karten. Wenn sie ihm vorhielt, dass sie schließlich nicht zusammenlebten, konnte das so klingen, als wollte sie genau das erreichen. Hatte er überhaupt ein Mitspracherecht bei der Erziehung der Zwillinge? Aber er würde sowieso bald gehen. Zurück nach Amerika, zu seinem dortigen Leben, zu dem weder sie noch die Jungen gehörten.
„Das geht dich nichts an“, hielt sie ihm vor.
Xandros spürte, dass es jetzt zum Kampf kommen würde, er spannte sich an. Sicher, er hatte gedacht, seine beiden Sprösslinge würden ihn nur oberflächlich interessieren, und sich einzureden versucht, er sei einfach nur neugierig, als er nach England geflogen war, um sie zu sehen. Aber jetzt war da so viel mehr!
Während der drei Nächte, die Rebecca in der Klinik verbracht hatte, war er aufgeregt und völlig durcheinander gewesen. Nur noch ein Gedanke beherrschte ihn: Er wollte, dass seine Söhne bei ihm lebten.
„Ich gedenke dafür zu sorgen, dass sie mich etwas angehen.“
Sein herausfordernder Ton warnte sie. Sie zweifelte keine Sekunde daran, dass Xandros es mit seinen Mitteln und Möglichkeiten schaffen würde, sich durchzusetzen. Nur eine starke, wohlhabende Frau würde ihm die Stirn bieten können, und selbst wenn sie wie eine Löwin kämpfte, fehlte ihr das Geld, um es mit dem griechischen Milliardär aufnehmen zu können.
Wäre es da nicht besser, seinen Wünschen scheinbar entgegenzukommen, statt sich mit ihm auf einen Kampf bis aufs Messer einzulassen, den sie nicht gewinnen konnte? Immerhin lebte er in den Vereinigten Staaten! Da würden sie nur selten zusammentreffen, wenn sie ihre Karten richtig ausspielte.
„An was hast du denn gedacht, Xandros?“, fragte Rebecca vorsichtig.
Er blickte zur Tür, die in die winzige Küche führte. „Diese Wohnung ist einfach zu klein für euch.“
Es hätte wenig Sinn gehabt, das abzustreiten. „Und?“
„Ich möchte, dass du in ein größeres Apartment umziehst.“
Sie unterdrückte einen Seufzer. Gleich nach der Heimkehr mit den Zwillingen war ihr klar geworden, dass sie hier nicht bleiben konnte, ganz gleich, wie überzeugt sie davon gewesen war. Doch selbst wenn sie auf das großzügig bemessene Unterhaltsgeld zurückgriff, das Xandros ihr regelmäßig überwiesen hatte, konnte sie sich eine halbwegs anständige größere Wohnung nicht leisten. Die Mieten in London hatten astronomische Höhen erreicht.
„Ich kann es mir leisten“, versicherte Xandros ihr.
„Ja, das weiß ich.“ Rebecca atmete tief durch. „Und was ist, wenn ich sage, ich will keine milden Gaben von dir?“
Nun war er in seinem Fahrwasser. „Du willst nicht, dass ich dich finanziell unterstütze? Hier geht es nicht um milde Gaben oder deinen falschen Stolz, Rebecca. Mein Angebot hat nichts mit dir zu tun. Ich will nur sicherstellen, dass meine
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