Julia Extra Band 0294
Jetzt gab es zwei winzige Wesen, die von ihr abhängig waren. Das hätte ihr Angst machen müssen, doch seltsamerweise war das Gegenteil der Fall. Eine nie gekannte Kraft erfüllte sie. Die Kraft, sich zu widersetzen, selbst einem so beherrschenden Mann wie Xandros.
„Warum hast du mir nicht angekündigt, dass du kommst?“, fragte sie.
Er küsste das Baby auf das seidige Haar und blickte auf. „Ich wollte dich überraschen.“
„Oder mich überprüfen?“, bemerkte Rebecca trocken.
Die Säuglingsschwester runzelte die Stirn, sie schien auf eine Auseinandersetzung gefasst zu sein. „Sie sollten sich jetzt ausruhen und schlafen …“
„Ich sorge dafür, dass sie sich ausruht“, unterbrach Xandros die Frau. „Bitte lassen Sie sich von uns nicht von der Arbeit abhalten. Ich möchte gern eine Weile allein mit der Mutter meiner Söhne sein.“
Rebecca wollte aufbegehren, ihm erklären, sie würde selbst entscheiden, ob sie ausruhen wolle oder nicht. Doch es widerstrebte ihr, eine Szene zu machen. Außerdem spürte sie, dass er die Schwester bereits für sich gewonnen hatte, die ihm einen ehrfürchtigen Blick zuwarf, ehe sie den Raum verließ. Und im Moment fühlte Rebecca sich körperlich so schwach und erschöpft, als hätte sie zehn Boxrunden durchgestanden.
Matt blickte sie auf den kraftvollen Mann vor sich. Sie brauchte wirklich Ruhe. „Vielleicht möchtest du später wiederkommen, Xandros?“, schlug sie ihm höflich, fast gleichmütig vor. Er bedeutete ihr nichts. Xandros mochte der Vater ihrer beiden neugeborenen Söhne sein, doch zwischen ihnen war nichts mehr, das durfte sie nicht vergessen.
Immer noch blickte er fasziniert auf die schlafenden Babys. „Hast du schon an Namen gedacht, Rebecca?“, fragte er, als hätte er sie nicht gehört.
Natürlich hatte sie es getan. An den langen Winterabenden, während sie immer schwerer und unförmiger geworden war, hatte sie genug Zeit dazu gehabt. Doch etwas in ihr hatte sich dagegen gesträubt, das Schicksal herauszufordern. In all den Monaten hätte sie Xandros dringend gebraucht, aber seit der Begegnung in New York war sie vor Gefühlsaufwallungen zurückgeschreckt, hatte ihn einfach nicht wiedersehen wollen. Zu oft hatte er sie früher verletzlich und schwach erlebt. Damit war es jetzt vorbei.
„Soll ich dir Namensvorschläge aufschreiben?“, schlug er ihr vor, als hätte er ein Recht dazu.
Rebecca war zu erschöpft und müde, um sich auf eine Auseinandersetzung einzulassen. Sicher würden sie sich auf Namen einigen, die ihnen beiden gefielen. „Ja, tu das. Oder hast du an etwas Bestimmtes gedacht? Zum Beispiel Alexandros I und Alexandros II?“, setzte sie ironisch hinzu.
Doch Xandros schien ihr nicht mehr zuzuhören. Staunend beobachtete sie, wie er das Baby behutsam in sein Bettchen zurücklegte und seinen zweiten Sohn aufnahm. Sie traute ihren Augen nicht. Wie konnte so ein großer kraftvoller Mann sich so einfühlsam auf die Neugeborenen einstellen? Beim Gedanken, was hätte sein können, zog Rebeccas Herz sich schmerzlich zusammen.
„Du scheinst schnell zu lernen“, bemerkte sie.
„Das habe ich mein Leben lang getan“, erwiderte er und berührte sanft die Wange des Babys. In kürzester Zeit würde er die Zwillinge unterscheiden können, auch wenn andere sie zum Verwechseln ähnlich fanden.
Als eineiiger Zwilling hatte er sich stets bemüht, Unterschiede zu seinem Bruder festzustellen.
Das Baby in Xandros’ Armen begann zu schreien, und Rebecca wurde bewusst, dass ihre Brüste prall waren und schmerzten. Sie streckte die Arme nach dem Kleinen aus. „Er hat Hunger“, sagte sie leicht verlegen, und ihre Wangen röteten sich. Das berührte sie seltsam, denn schließlich kannte dieser Mann ihre Brüste besser als jeder andere. Warum fühlte sie sich also auf einmal so scheu?
Vorsichtig reichte Xandros ihr das Baby. Und zum ersten Mal blickte er Rebecca richtig an, die ihr Nachthemd beiseiteschob und sich das Neugeborene vorsichtig an die Brust legte.
Ihre Wangen waren gerötet, das honigblonde Haar trug sie mit einem blauen Band zurückgebunden, dem einige seidige Strähnen entschlüpft waren. Und sie gab seinem Kind die Brust! Wie oft hatte er diese Brüste mit den Lippen liebkost, bis sie lustvoll aufstöhnte!
Etwas Seltsames geschah mit ihm, das er nicht deuten konnte. War er schockiert, weil er Rebecca jetzt als Mutter erlebte, als Mutter seiner Kinder, und nicht einfach als sexuell begehrenswerte Frau?
Xandros presste die
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