Julia Extra Band 0294
kleinen Engel vor. Die Frauen blickten sie seltsam an und verstanden ihre Aufregung nicht.
So ging es bis zu dem Nachmittag, an dem der Arzt vorbeikam und sie zusammen mit Xandros im Salon zur Rede stellte.
„Bitte setz dich“, forderte Xandros sie ernst auf.
„Aber …“
„Setz dich.“
Zögernd ließ Rebecca sich auf ein Sofa sinken und blickte die Männer an. In Xandros’ dunklen Augen lag ein entschlossener Ausdruck.
„Hören Sie, Rebecca, es wird den Zwillingen wenig nützen, wenn Sie völlig erschöpft sind“, betonte der Arzt. „Sie dürfen sich nicht verrückt machen und müssen die Dinge lockerer angehen lassen.“
„Aber das versuche ich doch.“
Der Mediziner schüttelte den Kopf. „Keine nächtlichen Besuche im Kinderzimmer mehr. Sie stehen nur zum Stillen auf. Schlafmangel ist wie eine Folter. Sie brauchen Ihren Schlaf.“
„Aber ich kann nicht schlafen, Doktor.“
„Und warum nicht?“
„Weil …“ Sie zuckte die Schultern und spürte, dass Xandros sie scharf beobachtete. „Das weiß ich nicht“, gestand sie.
„Sie sollten sich mehr Ihrem Partner widmen“, fuhr der Mediziner fort. Es war nicht zu überhören, dass er Frauen nach der Schwangerschaft diesen Rat oft geben musste.
Verlegen schwieg Rebecca. Der Arzt konnte ja nicht ahnen, dass sie und Xandros nicht miteinander schliefen. Sie spielten ihre Elternrolle, mehr war zwischen ihnen nicht.
„Danke, Doktor“, erwiderte sie steif.
Der Mediziner wandte sich Xandros zu. „Und sorgen Sie dafür, dass sie viel Ruhe und Schlaf bekommt.“
Grimmig entschlossen lächelte Xandros. „Worauf Sie sich verlassen können, Doktor.“
Nachdem die Zwillinge am Abend gestillt, gebadet und eingeschlafen waren, achtete Xandros darauf, dass Rebecca mit ihm im Speisezimmer aß, was Betty für sie zubereitet hatte.
„Und jetzt trink ein Glas Wein“, ermunterte er sie. „Eins kann dir nicht schaden, agapi .“
Folgsam trank Rebecca einige Schlucke. „Zufrieden?“
„Ja. Und nun iss deinen Nachtisch.“
Der Wein entspannte sie. Wie lange hatte sie sich nicht mehr so gelöst gefühlt? „Bekomme ich ein goldenes Verdienstkreuz, wenn ich es tue?“, scherzte sie.
„Mal sehen.“ Nachdenklich trank auch Xandros seinen Wein. Er dachte an den Abend der Party, als Rebecca in seinen Armen gelegen und seinen Kuss leidenschaftlich erwidert hatte. Wollte sie nicht mehr daran denken, weil sie wegen Alexius’ Erkrankung Schuldgefühle hatte? Oder glaubte sie, Sex würde ihre ohnehin schwierige Beziehung nur noch weiter komplizieren?
An dem Abend hatte er sie geküsst, weil er wütend und eifersüchtig gewesen war. In einer solchen Situation küsste man eine Frau einfach, und alle Probleme lösten sich in Luft auf. Doch bei Rebecca hatte es damit nicht geklappt …
Nach dem Abendessen wollte Rebecca nochmals nach den Zwillingen sehen. Die Nachtschwestern lächelten verständnisvoll, als Xandros die junge Mutter zu ihrem Schlafzimmer begleitete. Doch obwohl er Rebecca so stark begehrte wie nie zuvor, war er entschlossen, sich zum ersten Mal in seinem Leben ritterlich zurückzuhalten.
„Gute Nacht, Rebecca“, sagte er leise.
Sie wagte kaum zu atmen, sah ihn forschend an. Wie nett Xandros heute Abend gewesen war! Sie sehnte sich nach ihm, aber durfte sie ihm das sagen, ihm gestehen, dass sie ihn liebte? Vermutlich würde er nur kühl und verschlossen reagieren. „Gute Nacht, Xandros“, flüsterte sie.
In ihrem Zimmer kleidete Rebecca sich aus und schlüpfte in ein Nachthemd. Seit der Geburt der Zwillinge schlief sie nicht mehr nackt. Dann schaltete sie die Lichter aus und legte sich ins Bett. Doch trotz des Weins und der Versicherungen des Arztes, dass ihre Zwillinge bei den Nachtschwestern in besten Händen seien, fand sie keinen Schlaf, wälzte sich rastlos hin und her.
Irgendwann traf sie ein Lichtkegel von der Tür her, die leise geöffnet wurde. Sie drehte sich um und erkannte Xandros’ große Gestalt schemenhaft auf der Schwelle.
Beunruhigt setzte sie sich im Bett auf. „Ist etwas nicht in Ordnung?“
„Alles ist bestens.“ Er betrat das dunkle Zimmer. „Ich habe noch gearbeitet und wollte sehen, ob du schläfst, Rebecca. Aber wie ich merke, bist du noch wach.“
„Ich kann nicht schlafen.“ Hoffnungsvoll sah sie ihn an, als könnte er einen Zauberstab schwingen und sie von ihren Ängsten befreien. Nachts fürchtete sie sich richtig vor dem Alleinsein. „Bleib ein bisschen, und leiste mir Gesellschaft“, bat
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