Julia Extra Band 0294
Enthusiasmus machte sie schwach. „Na gut. Ich hoffe, dass du Mrs. Rothman eine ausreichend große Gehaltserhöhung zugedacht hast.“
Er nickte. „Eine sehr saftige. Und wie wollen wir die Knirpse jetzt nennen? Hast du irgendwelche Vorschläge?“
„Wieso wir?“
„Du hast bei ihrer Rettung genauso mitgewirkt wie ich. Du sollst die Namen aussuchen.“
„Das geht nicht. Es sind doch deine Hunde.“
„Aber Frauen sind in solchen Dingen viel besser als Männer. Für mich heißen sie im Geist schon Eins bis Vier, und das ist nicht gut.“ Er lächelte breit. „Keine Angst, ich werde nicht mit ihnen bei dir in London auftauchen und verlangen, dass du um der Welpen willen einen anständigen Mann aus mir machst. Du sollst sie nur benennen.“
Das ist überhaupt nicht witzig! In diesem Moment hasste sie ihn ebenso, wie sie ihn liebte. Wie konnte er nur so unbekümmert über die große räumliche Trennung reden, die kurz bevorstand! Nun, auch sie konnte sich nach außen hin ganz unberührt geben. „Wie wäre es mit Blumennamen, wo wir doch gerade Frühling haben?“ Mit gespieltem Ernst schlug sie vor: „Zum Beispiel Daisy für die Kleinste, Rosie für die Größte, und vielleicht Poppy und Pansy für die beiden anderen?“
Entsetzt starrte Harry sie an. „Wenn du wirklich glaubst, dass ich mitten auf einer Wiese nach ‚Pansy‘ rufe, dann hast du dich aber gewaltig getäuscht.“
„Okay, dann eben nicht. Was hältst du von Petunia?“
„Lieber nicht.“
„Iris?“
„So heißt die beste Freundin meiner Mutter. Sie könnte es persönlich nehmen.“
„Viola?“
„Mrs. Rothmans Vorname. Sie soll mir doch gewogen bleiben.“
„Tja, ich habe drei Namen gefunden, den letzten musst du dir eben selbst einfallen lassen.“
„Okay“, stimmte er bereitwillig zu. „Wenn du so weit bist, fahre ich dich jetzt nach Hause.“
Es war für Gina wie ein Schlag ins Gesicht, doch irgendwie schaffte sie es, keine Miene zu verziehen. Sie verabschiedete sich von den glückselig schlummernden Welpen, bevor sie ihre Handtasche und Jacke holte.
Der nahende Abschied erschien ihr wie das Ende der Welt. Harry dagegen pfiff fröhlich vor sich hin, während sie zum Auto gingen. Im Stillen bedachte sie ihn mit jedem erdenklichen Schimpfwort, doch sie lächelte ihn an, als er ihr die Beifahrertür öffnete.
Er sprach nicht viel während der Fahrt. Dafür war sie dankbar. Es wäre ihr sehr schwergefallen, in ihrem Gefühlszustand höfliche Konversation zu betreiben.
Der späte Nachmittag war geprägt von strahlendem Sonnenschein und Vogelgesang, doch schon wurden die Schatten länger und kündeten vom nahenden Abend.
Sobald Harry vor dem Mietshaus anhielt, in dem ihr Apartment lag, stieg sie eilig aus. Er schickte sich an, ihr zu folgen, doch sie protestierte: „Bitte, bleib sitzen. Du musst zurück zu den Welpen.“
„Ein paar Minuten kann ich erübrigen.“ Er trat zu ihr und reichte ihr das Navigationssystem. „Das wirst du gut gebrauchen können, oder?“
Fast hatte sie das Abschiedsgeschenk ihrer Kollegen vergessen. „Ganz bestimmt. Jetzt muss ich aber wirklich anfangen, die Wohnung zu räumen. Leb wohl, Harry.“
„Du wolltest mir noch deine neue Adresse geben.“
Als ob es dich wirklich interessiert! Gina nickte. „Natürlich. Ich habe sie nur noch nicht im Kopf. Ich rufe dich morgen an und gebe sie dir durch.“
„Danke für alles, was du in den letzten vierundzwanzig Stunden für mich getan hast“, murmelte er sanft. „Ich weiß es sehr zu schätzen.“
Natürlich! Ich habe ja auch alles getan, was du von mir woll test – dumm, wie ich nun mal bin. „Das war doch nichts Besonderes. Ich bin froh, dass ich helfen konnte.“ Bitte geh einfach, bevor ich in Tränen ausbreche und mich dir womöglich an den Hals werfe!
Harry rührte sich nicht. „Ich lasse dich wissen, wie sich die Welpen so machen.“
„Danke.“
„Du musst sie dir ansehen, wenn du deine Eltern besuchen kommst.“
„Ja.“
„Bis dahin lasse ich mir einen würdigen Namen für Nummer Vier einfallen.“
Sie nickte.
Eine Zeit lang musterte er schweigend ihr Gesicht. „Ich muss dich wohl gehen lassen. Ich habe dich lange genug aufgehalten.“
Du könntest mich auf ewig aufhalten, wenn die geringste Chance bestünde, dass ich dir je etwas bedeute …
Sie wollte sich gerade abwenden, da beugte Harry sich zu ihr und senkte den Mund auf ihren.
Sie erstarrte. Seine Lippen waren warm und fest, und es war nicht nur ein
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