Julia Extra Band 0294
behalten.“
„Was?“
„Nicht was, sondern wen. Die Hundebabys. Ich will sie behalten.“ Mit gesundem Appetit nahm Harry einen großen Bissen. „Ich habe Mrs. Rothman schon angerufen und gebeten, in nächster Zeit montags bis freitags von zehn bis vier zu bleiben, damit sie sich um die Kleinen kümmern kann, während ich im Büro bin.“
„Und sie hat Ja gesagt?“
„Unter der Bedingung, dass sie ihre eigenen Hunde mitbringen darf, wenn ihr Mann nicht zu Hause ist.“
„Aber …“
„Was?“
„Na ja, ich hasse es, Phrasen zu dreschen, aber Hunde hält man so lange, wie sie leben, nicht nur über Weihnachten oder in den Sommerferien. Du planst doch, künftig viel zu reisen und sogar nach Übersee zu gehen, und du betonst immer, dass du keine Verantwortlichkeiten übernehmen willst. Willst du etwa die Tiere für eine Weile behalten und dann in ein Tierheim abschieben? Das ist herzlos!“
Harry lehnte sich zurück und musterte sie nachdenklich. „Du hältst nicht besonders viel von mir, wie?“
Wenn du wüsstest!
„Ich habe nicht vor, sie abzuschieben. Das ist den armen Würmchen schon mal passiert, und ein Mal ist mehr als genug. Ich will sie ihr Leben lang behalten.“
„Mit Hunden im Schlepptau herumzureisen oder sogar in ein anderes Land zu gehen, ist kein Pappenstiel.“
„Stell dir vor, das weiß ich.“
Gina ignorierte den schroffen Unterton in seiner Stimme. „Ich glaube nicht, dass du dir wirklich im Klaren darüber bist.“
„Ich habe beschlossen zu bleiben.“
„Wie bitte?“
Ihre Verblüffung vertrieb seine Verärgerung. Er lächelte jetzt. „Du kennst mich wohl doch nicht so gut, wie du denkst. England sagt mir zu. Dieses Haus sagt mir zu, und es dürfte schwer sein, woanders etwas Vergleichbares zu finden.“
„Aber du wolltest doch …“
„Entschuldige bitte. Hast du mir etwa nicht geraten, dieses ‚hübsche leere Gehäuse‘ in ein Zuhause zu verwandeln?“
Gut gekontert, dachte sie mit einer Mischung aus Unmut, weil er auf alles eine Antwort wusste, und aus Genugtuung, weil ihre Worte offensichtlich nicht auf taube Ohren gestoßen waren. „Ich habe dir doch nicht vorgeschlagen, es mit einem Rudel Hunde zu füllen!“
„Und ich hätte mich wohl nicht entschlossen zu bleiben, wenn das Schicksal nicht in Form dieser Knirpse mitgemischt hätte“, gab er zu. „Aber es spricht einiges dafür. Das Grundstück ist groß genug, Hunde sind angeblich die beste Abschreckung für Einbrecher, und mir liegt sehr daran, dass die vier zusammenbleiben nach allem, was sie durchgemacht haben. Mrs. Rothman bekommt für die zusätzliche Arbeit mit ihnen eine Gehaltserhöhung, die ihr bei ihrer ständig wachsenden Enkelkinderschar sehr gelegen kommt.“
Gina konnte seinen radikalen Sinneswandel nicht fassen. „Du willst also alle behalten?“
„Warum nicht?“
Weil ich dir nicht glaube, dass du wirklich hierbleibst, dachte sie. Ins Gesicht sagen wollte sie es ihm jedoch nicht. „Willst du viermal Chaos und Strapazen auf dich nehmen?“
„Viermal Freude und Spaß.“
Sie runzelte die Stirn. „Viermal Gejaule und Gebell?“
„Viermal Hundeliebe.“
Insgeheim gestand sie sich ein, dass die vier in dem großen Garten tatsächlich ein wundervolles Leben führen konnten – wie im Hundeparadies. „Hunde sollten nicht den ganzen Tag allein gelassen werden.“
„Ich habe doch gerade erklärt, dass sie nicht allein sein werden“, konterte Harry in übertrieben geduldigem Ton. „An den Wochenenden bin ich sowieso zu Hause. Frühmorgens kann ich von hier aus arbeiten, und Mrs. Rothman ist hier, wenn ich es nicht bin.“ Er wirkte amüsiert. „Ich dachte, du beglückwünschst mich dazu, dass ich nach deiner gestrigen vernichtenden Kritik Verantwortung übernehme.“
„Die war doch gar nicht vernichtend!“
„Nein? Dann möchte ich nicht in die Schusslinie geraten, wenn du dich richtig ins Zeug legst.“
Ich hätte nicht über Nacht bleiben sollen, dachte Gina niedergeschlagen. „Tu einfach, was du willst. Es hat nichts mit mir zu tun.“
„Wahrscheinlich nicht. Aber ich habe heute Nachmittag einen Termin beim Tierarzt. Er soll die Welpen impfen, sofern sie alt genug dafür sind. Ich wollte dich bitten, bis dahin zu bleiben und mir dabei zur Hand zu gehen. Außerdem hoffe ich, dass du mir hilfst, Körbchen, Halsbänder, Futter und so weiter auszusuchen.“
Betreten senkte sie den Blick. Sie hatte geplant, den ganzen Tag lang die Wohnung auszuräumen und alles für
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