Julia Extra Band 0294
die gründliche Reinigung vorzubereiten, die vor der Übernahme durch die neuen Mieter am Samstag erfolgen musste. Durch das lange Schlafen war sie ohnehin schon ins Hintertreffen geraten, und nun forderte er noch mehr Zeit von ihr.
„Ich verstehe“, sagte er ruhig. „Nach dem Essen bringe ich dich nach Hause. Ich hätte dich nicht fragen sollen.“
Und ich hätte nicht eine Sekunde zögern sollen. Sie schluckte. „Bist du dir wirklich sicher, dass du die Hunde behalten willst? Hast du durchdacht, was du damit auf dich nimmst?“ Die ganze Situation erschien ihr unbegreiflich, denn für Dauerhaftigkeit und Verlässlichkeit war er nun einmal nicht zu haben. „Es bedeutet zwölf, dreizehn Jahre Verantwortung, vielleicht sogar länger. Hast du deine Meinung seit gestern wirklich so komplett geändert?“
Harry nahm ihre Hand, wie selbstverständlich, und sie musste sich in Erinnerung rufen, dass es für ihn eine rein freundschaftliche Geste war. Sie hingegen empfand ein elektrisierendes Prickeln. „Ich kann deine Skepsis verstehen“, sagte er sanft. „Aber ich meine es ernst. Vielleicht verlangt ein Teil von mir schon länger nach einem geregelten Leben. Unser Gespräch gestern, der Fund der Welpen … das alles hat etwas in mir ausgelöst.“
Sie bemühte sich um eine ausdruckslose Miene. „Du hast also ernsthaft vor, eine ganze Weile zu bleiben?“ Ein Grund mehr für mich zu gehen . „Dann willst du zu gegebener Zeit doch die Firma übernehmen? Dein Vater würde sich freuen.“
Er ließ ihre Hand los und lehnte sich zurück. „Das habe ich nicht gesagt. Ich sehe mich nicht in Dads Rolle. Wir sind sehr verschieden. Ich neige eher zu freiberuflicher Firmenberatung. Ich möchte selbst entscheiden, wann und wo ich arbeite und wie viel Urlaub ich mache.“
„Könntest du dir das denn leisten? Und hättest du genug Klienten?“
Seine Augen funkelten belustigt. „Hätte ich ein zu großes Ego, wärst du das beste Gegenmittel. Aber um deine Frage zu beantworten: Ich habe gute Kontakte.“
Nichts hat sich geändert, dachte Gina niedergeschlagen. Er mochte beschlossen haben, eine Art Stützpunkt in seinem Leben zu errichten, doch er war noch immer ein Freigeist, der völlig unabhängig und für niemanden verantwortlich sein wollte, nicht einmal im Berufsleben. Sie nickte. „Wie schön für dich! Es klingt perfekt.“
„Das denke ich auch.“ Er aß weiter und fragte: „Was hältst du denn nun von meinen Kochkünsten?“
„Auf einer Skala von zehn …“ Sie gab vor nachzudenken. „Acht oder neun.“
Er spielte Enttäuschung vor. „Nicht die volle Punktezahl? Ich merke schon, dass du sehr schwer zu beeindrucken bist.“
„Absolut richtig.“ Sie blickte ihm in das gebräunte Gesicht. Wie kann man einen Menschen derart lieben, ohne es sich an merken zu lassen? „Du hast gewonnen, was die Welpen angeht. Ich helfe dir. Aber nur ihretwegen, nicht deinetwegen“, betonte sie und erwartete eine amüsierte Erwiderung.
Doch Harry blickte ihr versonnen ins Gesicht und sagte leise: „Danke, Gina. Du bist etwas ganz Besonderes.“
Bitte nicht! Sei nicht so sanft! Beinahe alles andere konnte sie verkraften. Ein dicker Kloß in der Kehle verschlug ihr die Sprache, daher schenkte sie ihm nur ein strahlendes Lächeln.
Es schien ihm zu genügen, der Wärme in seinen Augen nach zu urteilen. Mit dem Gefühl, gegen den Strom zu schwimmen und jeden Moment unterzugehen, widmete sie sich dem Essen auf ihrem Teller, und obwohl Harry hervorragend gekocht hatte, aß sie ohne jeden Genuss.
8. KAPITEL
Nach einer gründlichen Untersuchung erklärte der Tierarzt die Welpen für gesund, verschob jedoch die Impfung um zwei Wochen.
Gina und Harry kehrten mit Unmengen von Hundezubehör in das Cottage zurück, und bald glich der Heizungsraum dem Lager einer Tierhandlung.
„Nein, ich habe mich nicht übernommen“, bemerkte Harry trocken, als Gina skeptisch die Utensilien musterte.
„Ich habe kein Wort gesagt.“
„Das ist auch nicht nötig. Ich sehe es dir an.“ Er lächelte. „Ich bin schon ein großer Junge, falls du das noch nicht gemerkt hast.“
Leider ist mir das nicht entgangen.
„Und ich bin sehr wohl fähig, mich um die kleine Meute zu kümmern. Ich werde einen Auslauf im Garten bauen und noch heute das Buch von Anfang bis Ende durchlesen.“ Er deutete zu dem dicken Wälzer mit dem Titel Dein Hund von der Ge burt bis ins hohe Alter , das er auf Empfehlung des Tierarztes gekauft hatte.
Sein
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