Julia Extra Band 0294
müsstest du nicht groß bestehen. .
Und genau das war das Problem. Schon beim ersten Date wäre sie schwach geworden. Und danach hätte sie die Stunden bis zum nächsten Wiedersehen gezählt, sich bis dahin verrückt gemacht mit Vorstellungen von ihm mit einer anderen und bei jedem Treffen befürchtet, dass es das letzte sein könnte.
Im Laufe des vergangenen Jahres hatte sich gezeigt, dass ihre Gefühle sie in eine Person zu verwandeln drohten, die ihr nicht gefiel. Wenn sie sich zu seiner heimlichen Affäre machen ließ, verlor sie den letzten Rest ihrer Selbstachtung.
„Ich will überhaupt keine Verbindung mehr zu Yorkshire“, erklärte Gina. „Ich brauche einen glatten Bruch.“ Zu ihrem Entsetzen schwang ein Schluchzen in ihrer Stimme mit.
Rau murmelte er: „Ich wollte dich nicht aufregen.“
Aufregen? Das ist die Unterreibung des Jahres! Du hast mir mein Herz gestohlen . „Das hast du auch nicht getan. Es ist alles in Ordnung.“
Er streckte eine Hand aus und berührte ihre zitternden Lippen. „Ich könnte ihm den Hals umdrehen!“
In seinen Augen blitzte etwas auf, das sie nicht definieren konnte. Mit jeder Faser ihres Körpers sehnte sie sich danach, auf seinen atemberaubenden Vorschlag einzugehen.
Ein seltsames Gefühl überkam sie. Einen Moment lang schien sie neben sich zu stehen und die Szene wie eine Außenstehende zu beobachten, die sie zu einer Zusage drängte.
Du kannst für eine Weile sein Leben teilen, und wenn es en det, bleiben dir kostbare Erinnerungen an Augenblicke der Heiterkeit und Liebe – zumindest auf deiner Seite. Das wäre immerhin etwas, während du jetzt gar nichts hast …
Schon schickte sie sich an, das verlockende Angebot doch anzunehmen, doch in diesem Moment startete Harry den Motor und fuhr zurück zur Hauptstraße.
Gina ärgerte sich maßlos, weil sie ihre große Chance vertan hatte. Verstohlen warf sie ihm einen Blick aus den Augenwinkeln zu. Um seinen Mund lag ein grimmiger Zug. Sie ballte die Hände im Schoß und murmelte kleinlaut: „Es tut mir leid.“
„Drei Entschuldigungen in drei Minuten sind zwei zu viel unter Freunden. Außerdem muss dir nichts leidtun. Ich hätte wissen sollen, dass es zu früh für dich ist. Du bist ja noch nicht mal weg.“
Ich will ja gar nicht weg. Frag mich noch mal, und ich blei be.
„Wir frühstücken jetzt, und dann bringe ich dich nach Hause. Okay?“
Sie nickte niedergeschlagen.
Er nahm ihre Hand und drückte sie ganz fest. „Nimm es nicht so tragisch. Das war nicht der Sinn der Übung. Ob du es glaubst oder nicht, für gewöhnlich habe ich nicht so eine negative Wirkung auf Frauen.“
Sein Aufmunterungsversuch verstärkte nur Ginas Kummer, ebenso wie die Berührung seiner Hand. Warum hatte sie sein Angebot abgelehnt? Was war in sie gefahren? Was war schon dabei, dass er ihr nicht den Himmel auf Erden bot und kein Happy End versprach? Zumindest war er ehrlich. Wie viele Männer schworen ewige Liebe, nur um eine Frau ins Bett zu locken, und gaben Fersengeld, sobald sie ihr Ziel erreicht hatten? Hunderte, Tausende, Tag für Tag, auf der ganzen Welt.
Andererseits hatte sich die Situation seit Ginas Ausscheiden aus der Firma grundlegend geändert. Nun ging es um alles oder nichts. Sie liebte ihn zu sehr, um Kompromisse zu schließen. Und das war furchtbar, denn unterm Strich lief es für sie auf nichts hinaus.
Wie sollte sie sich nur entscheiden? Sie schwankte und war unentschlossen.
Harry hielt ihre Hand nur für einen kurzen Augenblick, doch das Gefühl der Verbundenheit blieb bei ihr, und als er auf einen von Bäumen gesäumten Rastplatz abbog, war ihr Körper noch immer entflammt. Mit kritischem Blick musterte sie das ausladende flache Gebäude, das überwiegend aus Holz bestand und recht wackelig aussah. Davor standen einige Tische und Stühle scheinbar wahllos verstreut.
Er schmunzelte über ihre missmutige Miene. „Ich habe dich ja gewarnt, dass es hier weder feines Porzellan noch Spitzendeckchen gibt.“
„Ich glaube, du hast das Wort ‚anrüchig‘ benutzt.“
„Stimmt. Komm und sieh es dir selbst an. Wir müssen ja nicht draußen sitzen. Drinnen ist reichlich Platz.“
Ein wenig angespannt betrat Gina an seiner Seite das Café. Alles sah zwar sauber, aber reif für den Sperrmüll aus. Tische und Stühle waren mit alten Holzscheiten geflickt, die Dielen fleckig und verschrammt, die Tischdecken aus Wachstuch statt aus Leinen.
Ein kleiner drahtiger Mann mit unzähligen Runzeln und grauem
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