Julia Extra Band 0294
danach stattfindet.“
Er hob ihre Hand an seine Lippen und wurde ernst. „Nur wenn deine Gesundheit es zulässt und der Arzt einverstanden ist.“
„Ich werde die Untersuchung spielend meistern … du wirst schon sehen!“ Sie lächelte strahlend. „Und jetzt lauf … geh zu deiner Verlobten!“
Aber Lily zu finden besaß für Paolo nicht länger oberste Priorität. Die Dinge entwickelten sich mit halsbrecherischer Geschwindigkeit. Was als Täuschung begann, verwandelte sich aufgrund der Initiative seiner genesenden Mutter immer mehr in etwas ganz anderes.
Lächelnd betrat er sein Arbeitszimmer. Es gab einiges zu arrangieren, bevor er seine angebliche Braut überzeugen konnte, auch in Wirklichkeit seine Verlobte zu werden.
So würde er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Einerseits sicherte er Madres Glück, ihren Seelenfrieden und gab ihrem Wunsch nach Enkelkindern eine berechtigte Hoffnung. Und gleichzeitig konnte er seine eigenen Bedürfnisse befriedigen, einerseits Lily zu beschützen und andererseits mit ihr zu schlafen.
Auf einmal kam ihm die Vorstellung zu heiraten gar nicht mehr so abwegig vor. Lily würde eine Ehefrau sein, der er vertrauen konnte.
Ein harter Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. Er wollte, dass sie zu einem Teil seines Lebens wurde. Und normalerweise bekam er, was er sich wünschte.
Entschlossen nahm er den Telefonhörer ab und wählte eine Nummer.
Lily fühlte sich ein wenig schwindelig. Deshalb ließ sie sich ins duftende Gras sinken, legte die Arme um die angezogenen Beine und ließ den Kopf auf die Knie sinken.
Sie war schon früh aufgestanden und wie ein Dieb auf Zehenspitzen durch die Villa geschlichen. Um jeden Preis wollte sie eine Begegnung mit Paolo vermeiden, denn die Erinnerung an den gestrigen Abend schmerzte noch immer.
Als sie jedoch Carla getroffen hatte, die gerade ein Frühstückstablett in Fioras Zimmer trug, hatte sich ihr Gewissen gemeldet. Paolos Mutter war ihr stets mit Wärme und Freundlichkeit begegnet. Sie war eine sehr liebenswerte alte Dame und würde sich nur Sorgen machen, wenn ihre Abwesenheit entdeckt würde. Und Lily hatte vor, für mehrere Stunden zu verschwinden.
Deshalb hatte sie Fiora freudestrahlend einen guten Morgen gewünscht und ihr zugerufen, dass es sie bei dem wunderschönen Wetter in den Garten hinausziehe.
Dabei war sie sich sicher, dass Paolo nicht nach ihr suchen würde. Dass er gestern so abrupt vom Tisch aufgestanden war, anstatt den Abend mit ihr und seiner Mutter zu verbringen, war doch der beste Beweis, dass er die Szene im Schlafzimmer als höchst geschmacklos empfunden hatte.
Schließlich inszenierten sie ein Theaterstück für Fiora … auf einer persönlichen Ebene hatten sie einander nichts zu sagen. Aus diesem Grund brauchte sie zumindest für ein paar Stunden räumlichen Abstand zu der Villa.
Als sie also eine hölzerne Tür in der den Garten umgebenen Steinmauer entdeckte, öffnete Lily sie, ohne lange nachzudenken. Dahinter lag ein unbebauter Hügel. Sie setzte sich ins Gras und machte sich so klein wie möglich.
Insgeheim wusste sie genau, dass sie viel mehr als ein paar Stunden benötigte, um ihr emotionales Dilemma zu lösen.
Sie hatte sich in Paolo Venini verliebt.
Immer wieder hatte sie sich zu überzeugen versucht, dass sie nichts Ernstes für ihn empfand. Alles entsprach den ganz normalen Reaktionen einer Frau auf einen charismatischen Mann mit einem enormen Sexappeal. Lust und Verlangen würden glücklicherweise rasch wieder verschwinden, sobald sie nicht mehr ununterbrochen in seiner Nähe weilte. Ein klassischer Fall von aus den Augen, aus dem Sinn.
Nur vergessen würde sie ihn niemals. Das war die traurige Wahrheit. In ihrem Herzen würde er immer einen Platz besitzen, ihr Herz sich nach ihm sehnen.
Und ihr Körper würde immer vor Scham brennen, wenn sie sich daran erinnerte, wie sie nackt vor ihm gestanden hatte.
Er hatte ihr den Rücken zugekehrt und war gegangen. Schließlich spielte er ja den heißblütigen Verliebten nur für seine Mutter. Man musste sich ja nur die schier endlose Parade blonder langbeiniger Frauen ansehen, mit denen er wiederkehrend abgelichtet wurde, um zu verstehen, dass dünne Nobodys mit karamellfarbenem Haar ihn kaltließen.
Er bezahlte sie dafür, eine bestimmte Rolle zu spielen. Hätte er keine vorgetäuschte Verlobte gebraucht, um seiner Mutter einen letzten Gefallen zu erweisen, hätte er sie nicht einmal beachtet. Das durfte sie nie vergessen. Es würde
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