Julia Extra Band 0294
verschwinden.
Stattdessen fühlte er sich wie magisch von ihr angezogen. Sie sah atemberaubend aus. Leidenschaftliches Verlangen stieg in ihm auf.
Warum reagierte sie nicht? Wurde wütend? Schrie ihn an?
Fühlte sie – wie er –, dass dieser Moment vom Schicksal bestimmt war? Dass es nichts gab, was einer von ihnen hätte dagegen unternehmen können?
Noch näher. Sein Blick traf den ihren und hielt ihn fest. Einladend hatte sie den Mund ein wenig geöffnet. Die rosigen Knospen ihrer perfekten kleinen Brüste hatten sich verräterisch aufgerichtet. Begehrte sie ihn ebenso wie er sie?
Mit der ersten Berührung würde es kein Zurück mehr geben. Dessen war er sich absolut gewiss. Ihr schlanker Körper übte auf ihn eine unwiderstehliche Anziehung aus.
Paolo atmete tief ein. Sie war nicht sein Typ, keine langbeinige Blondine, für die guter Sex ein angemessener Tausch darstellte für ein paar Wochen seiner Aufmerksamkeit, Besuche in schicken Restaurants, Wochenenden in St. Tropez oder Rom. Die am Ende ein kostspieliges Geschenk annehmen und sich ohne Reue und Bedauern von ihm verabschieden würde.
Das Gefühl, dass er eher sterben würde, als Lily wehzutun, überwältigte ihn.
Der Gedanke ließ ihn endlich seine Selbstkontrolle wiederfinden. Er griff nach dem Morgenmantel, der achtlos auf einem Stuhl lag, und legte ihn um Lilys Schultern.
Als er die Hälften vor ihrer Brust zusammenzog, streifte er mit den Handrücken unabsichtlich über die warme Haut ihrer Schlüsselbeine. Das wäre beinahe sein Untergang gewesen.
„Verzeih mir“, sagte er ruppiger als beabsichtigt und trat einen Schritt zurück. Er brauchte einen gewissen Sicherheitsabstand. „Dein Zimmer ohne Einladung zu betreten war unhöflich.“ Dann warf er einen flüchtigen Blick auf seine Armbanduhr. „In fünf Minuten wird das Dinner serviert. Mamma wartet auf uns.“
Eilig flüchtete er, bevor er der Verwirrung in ihren Augen doch noch erlag.
7. KAPITEL
„Ich habe eine Überraschung für euch!“
Fiora hatte bis zum Fischgericht gewartet, das von der schweigenden Donatella serviert wurde. Mit Schrecken sah Lily, dass ihre Augen aufgeregt funkelten.
„Wir feiern am Freitag eine Verlobungsparty!“, verkündete sie. „Ich habe bereits heute Nachmittag alles per Telefon arrangiert.“
„Hinter meinem Rücken?“, fragte Carla ungläubig.
„Genau!“
„Und du meinst nicht, du solltest warten, bis du wieder ganz gesund bist, um so einen Trubel besser verkraften zu können?“
„Mamma?“, bestätigte Paolo Carlas Frage. Zum ersten Mal, seit sie das Esszimmer betreten hatten, schaute Lily ihn direkt an. Spätestens jetzt musste er doch eingreifen und seiner Mutter diese verrückte Idee ausreden!
Doch er blickte seine Mutter ganz entspannt und mit einer fragend hochgezogenen Augenbraue an. Lily fühlte sich, als habe ihr jemand in die Magengrube geboxt.
Sie glaubte nicht, ihm jemals wieder unbefangen begegnen zu können. Verschämte Röte breitete sich auf ihrem Gesicht aus.
Jetzt hatte er sie schon zum zweiten Mal nackt ertappt! Und wieder war sie unbeweglich stehen geblieben, weil die erotische Spannung, die sie plötzlich empfunden hatte, sie schlicht und ergreifend gelähmt hatte. Auf ihn musste ihr Verhalten wie eine Einladung gewirkt haben. Sie zu berühren? Sie zu küssen? Mit ihr zu schlafen?
Allerdings hätte er ihr sein mangelndes Interesse nicht drastischer demonstrieren können. Er hatte sich für sein Eindringen entschuldigt und ihren Körper mit diesem Bademantel verhüllt. Und dann war er gegangen! Deutlicher hätte er Nein danke, kein Bedarf nicht sagen können!
Es hatte mehr Mut bedurft, als sie zu besitzen glaubte, ihr unscheinbarstes Kleid anzuziehen und zum Essen hinunterzugehen. Jetzt allerdings wünschte sie, sie hätte sich für die feigere Variante entschieden: Kopfschmerzen vortäuschen und sich unter der Bettdecke verstecken, bis dieser ganze Albtraum vorüber war.
„Reg dich nicht auf, Paolo!“ Fiora spießte ein Stückchen des köstlichen Fischs auf die Gabel. „Es ist doch nur eine kleine Party … um eure Verlobung zu feiern, wie es sich gehört. Nur im Kreis der Familie.“ Sie legte ihr Besteck auf den nun leeren Teller. Augenscheinlich war ihr Appetit zurückgekehrt.
Noch einmal wappnete Lily sich innerlich, Paolo direkt anzusehen. Sie wartete darauf, dass er seiner Mutter Einhalt gebot und jede Idee an eine Party verwarf.
Aber er sagte nur: „Versprich mir, dass du dich nicht
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