Julia Extra Band 0295
sich nicht für ein Nickerchen ins Wohnzimmer zurückziehen durfte. Also beschloss er, einen Moment an die frische Luft zu gehen. Als er aufstand und das Geschirr zusammenräumte, erhob Brooke sich und half ihm.
Aber Simone hielt sie zurück. „Bleib sitzen. Ich bestehe darauf.“
Zuerst wollte Brooke noch diskutieren, ließ es dann aber lieber sein. Mit hochrotem Kopf setzte sie sich rasch wieder hin.
Kaum war Emily mit Dan allein in der Küche, fauchte er sie an: „War es wirklich nötig, Simone auch noch darin zu bestärken, als sie diese alberne Studie ins Gespräch gebracht hat?“
„Ich kenne diese Studie eben auch.“ Emily lachte und stupste Dan an. „Offenbar betrügen tatsächlich ganze achtzig Prozent der Männer ihre Frauen.“
„Kein sehr angemessenes Thema in dieser Runde heute“, gab Dan zurück. „Außerdem ist diese Zahl nichts als feministisches Geschwafel.“
„Du kommst nie vom rechten Weg ab?“, fragte Emily. „So ein großer attraktiver Kerl wie du! Immerhin gewinnst du die Herzen sämtlicher Frauen bei Partys und Bällen im Nu. Nicht zu vergessen all die Cheerleader und Sportlerinnen, die dir ständig über den Weg laufen. Was für eine Versuchung!“
„Trotzdem“, murrte Dan, lehnte sich an den Tresen und verschränkte die Arme. „Ich gehöre nicht zu diesen Männern.“
Emily drehte den Heißwasserhahn auf und begann, die Teller abzuspülen. „Fremdgehen – dahinter steckt mehr als nur heimliche Küsse oder eine schnelle Nummer. Ich spreche dabei auch von emotionalem Betrug.“
„Emotionaler Betrug?“, wiederholte Dan. „In welcher albernen Frauenzeitschrift stand diese äußerst anregende Studie eigentlich?“
Emily drehte den Wasserhahn zu.„Klassische Verdrängungstechnik, mein Freund. Sag lieber die Wahrheit: Wie oft hast du dir in den Armen einer Frau vorgestellt, mit einer anderen zu schlafen? Hast du dabei wirklich nie an eine andere gedacht?“
Jetzt wünschte Dan, Simone wäre da – um ihr den Hals umzudrehen, weil sie dieses Thema aufgebracht hatte.
„Sieh mich nicht so an, Dan.“ Emily bog sich vor Lachen. „Ich habe doch nur Spaß gemacht. Wir wissen alle, was du für ein guter Junge bist. Der letzte Ehrenmann.“
Dan atmete auf. „Erinnere mich daran, dass ich keinem von euch jemals wieder Lammkoteletts anbiete. Die scheinen das zwielichtige Wesen in euch wachzurufen.“
Vergnügt grinste Emily ihn an. „Das gefällt mir so an Dinnerpartys. Bei einem Glas Wein und gedämpftem Licht entwickeln sich die aufschlussreichsten Gespräche.“
Dan blickte zur Schwingtür und war froh, dass Emily ihre pikanten Fragen nicht zehn Minuten vorher gestellt hatte. Dann hätte er entweder als Schürzenjäger oder als Lügner dagestanden.
„Hast du Angst, dass die da drinnen unruhig werden, wenn wir nicht für Unterhaltung sorgen?“ Emily war seinem Blick gefolgt. „Oder wäre es dir lieber gewesen, wenn ich Mrs. Findlay die Gastgeberrolle überlassen hätte? Dann hättest du ihr allerdings den Platz am Kopfende des Tisches zuweisen müssen. Wessen Idee war es eigentlich, mich dorthin zu setzen?“
„Ist das so wichtig?“, brummte Dan und übernahm das Spülen.
„Selbstverständlich. Wenn es deine Entscheidung war, heißt das, alle sollen glauben, ich sei dein Mädchen. Wenn es aber ihre Entscheidung war, solltest du besser mal gründlich darüber nachdenken, was das bedeutet.“
„Sie hat es bestimmt“, gab er zu und stellte den letzten Teller auf das Abtropfbrett.
„Nun, mein Freund, dann will sie dir damit entweder sagen, dass du sie in Ruhe lassen sollst. Oder dass sie ein Problem damit hat, sich selbst zurückzuhalten.“
Dan holte tief Luft und blickte an die Decke. „Ich schätze, du würdest nicht für mich reingehen und fragen, welche der beiden Überlegungen die richtige ist?“
„Tut mir leid.“ Emily lachte und tätschelte seinen Arm. „Dich scheint es ja ordentlich erwischt zu haben, Schätzchen.“ Lachend küsste sie ihn auf die Wange und eilte zu den anderen.
Dan berührte seine Wange. Emilys Kuss hatte keinerlei Empfindungen in ihm ausgelöst, hatte kein Prickeln, keine Wärme hinterlassen.
Ja, anfangs hatten sie es mit romantischen Verabredungen probiert. Doch Dan war froh, dass er und Emily nach diesen katastrophalen Versuchen Freunde geblieben waren. Emily war seine unterhaltsame Begleitung bei Abendveranstaltungen und auch beruflich eine große Stütze – sie hatte ein Auge für talentierte junge Footballspieler.
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