Julia Extra Band 0295
sein Wort nicht hielt, würden ihre Wunden niemals heilen.
10. KAPITEL
Um fünf Minuten nach neun lehnte Brooke sich am nächsten Morgen im Sessel in ihrem eigenen Büro in der Good Sports Agency zurück. Jahrbücher, Fotoalben und Sport-DVDs füllten die Wandregale. Vor ihr standen ein Laptop und ein Telefon mit so vielen Tasten, dass es sie an das Schaltpult eines Raum schiffs erinnerte.
Brooke überlegte, wie wunderschön der Schreibtisch wohl mit Fotos von ihren Kindern aussähe. Zufrieden legte sie die Füße hoch. Sie fühlte sich richtig erleichtert, dass am Abend zuvor nichts weiter passiert war. Wahrscheinlich würden sich die Wogen zwischen Dan und ihr ganz von selbst glätten.
Und Dan brauchte nicht zu wissen, dass sie das Gefühl seiner Lippen, seine zärtlichen Berührungen nicht vergessen konnte – noch zwölf Stunden danach …
Als das Telefon an der Rezeption läutete, nahm sie rasch die Beine vom Tisch und horchte. Stimmengewirr, das leise Geklapper auf Computertastaturen, die Geräusche aus Fernsehern in jedem Büro. Alles in dieser Agentur strahlte Energie aus. Eine Energie, die auf sie überzugehen schien und ihren Körper durchströmte.
Aber vielleicht lag es auch nur daran, dass sie bei den Schritten auf dem Flur jedes Mal glaubte, es könnte Dan sein …
Während der Fahrt nach St. Kilda war die Stimmung zwischen ihnen angespannt gewesen. Sie hatten nur über banale Themen und Nebensächlichkeiten gesprochen – und jede Nähe vermieden. Zum Teufel, sie verhielten sich wie ein altes Ehepaar.
Als das Telefon läutete, nahm sie langsam den Hörer ab.
„Hallo, Brooke“, begrüßte Lucille sie.
„Hallo, Lucille.“
„Haben Sie sich schon mit der Telefonanlage vertraut gemacht?“
„Ja. Danke.“
„Ausgezeichnet. Dan hat Leitung eins. Viel Glück.“
Damit legte Lucille auf. Brooke atmete tief durch, schüttelte die Locken und drückte auf den rotleuchtenden Knopf.
„Büro von Daniel Finch“, meldete sie sich. „Brooke am Apparat.“
Schweigen am anderen Ende. Vielleicht hatte der Anrufer Dan persönlich erwartet. Sie wollte gerade auflegen, als eine weibliche Stimme ertönte. „Brooke Findlay?“
„Das bin ich.“ Ihr stockte der Atem.
„Hier spricht Rachel Cross. Wir haben vor einigen Tagen schon einmal wegen eines Interviews telefoniert. Arbeiten Sie jetzt für Dan?“
Warum hatte sie bloß so viel Pech? Kein aufgebrachter Footballspieler war ihr erster Anrufer, kein jammernder Rennfahrer und kein verzweifelter Schwimmer. Nein, das Schicksal hatte eine Journalistin diese Nummer wählen lassen. Und durch Zufall war die Presse ihr also wieder auf die Spur gekommen. Ein gefundenes Fressen – schließlich verfolgte die ganze Stadt die Geschichte immer noch aufmerksam.
„Was kann ich für Sie tun, Miss Cross?“, fragte sie kühl und sachlich.
„Sie sagten damals, ich sollte Dan im Büro anrufen. Tja, da bin ich …“
„Richtig. Es tut mir leid, aber er ist gerade in einer Besprechung. Ich kann ihm selbstverständlich etwas ausrichten. Bleiben Sie am Apparat, ich hole nur einen Stift.“
Als Brooke die oberste Schreibtischschublade öffnete, fiel ihr Blick auf eine kleine Schachtel. Auf der beigelegten Karte stand ihr Name. Vorsichtig nahm sie die Schachtel aus der Schublade und öffnete den Umschlag. Dort las sie:
Weißt du nicht, dass jedes Mädchen zum ersten Arbeitstag ein besonderes Geschenk bekommt? Das gehört zu den tausend coolen Dingen, die ein neuer Job mit sich bringt.
Dan
Brooke musste lachen und kämpfte gleichzeitig mit den Tränen. Dasselbe hatte Dan zu Beau an dessen ersten Schultag gesagt. Dan war wirklich ein besonderer Mensch. Ein ganz besonderer.
Als jemand in diesem Moment anklopfte, zuckte Brooke zusammen. In einem schicken cremefarbenen Hosenanzug stand Emily auf der Türschwelle. Großartig. Was hatte sie nur verbrochen, dass die Götter sie so hart straften?
„Brooke?“, ertönte es aus dem Telefon.
„Oh ja. Entschuldigung.“ Sie schob die Schachtel beiseite, fand einen Stift und forderte Rachel auf: „Bitte sprechen Sie.“
„Ich würde Sie gern am nächsten Mittwoch bei uns in der Sendung sehen, falls Sie Zeit haben. In keiner Weise sind wir von Sports Scene auf Sensationen aus. Wir wollen die wahren Geschichten hinter dem Glitzer und Glamour der professionel len Sportszene zeigen. Und wir wissen, dass Ihre Geschichte viele Zuschauer rühren wird.“
„Sie meinen, Sie wollen Dan für Ihre Show?“, fragte Brooke
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