Julia Extra Band 0295
lassen: zu weltgewandt, zu kultiviert für ihren Geschmack. Letztendlich zu schön. Das dunkle, beinahe schwarze Haar … das kantige Kinn, breite Schultern, schmale Hüften und eine unwahrscheinlich muskulöse Brust. Duncan Newcastle war ein atemberaubendes Musterexemplar männlicher Perfektion.
Reese hatte nie ganz begriffen, was Duncan umgekehrt an ihr fand. Gewiss, sie war auf ihre Weise attraktiv mit ihrem wilden Haar, den Sommersprossen auf der Nase und dem breiten Lächeln. Doch sie machte sich nichts vor. Sie war nicht im klassischen Sinn schön wie einige Frauen, mit denen Duncan vor ihr ausgegangen war. Frauen, die Mitglied im Klub seiner Eltern waren. Frauen, die niemals sorgfältig überlegen mussten, welche Gabel für ihren Salat gedacht war.
Frauen wie Breanna Devin.
„Wir sind wirklich ein seltsames Paar“, stellte sie fest.
Duncan drehte sich zu ihr und zog fragend die dunklen Brauen in die Höhe. „Weshalb sagst du das?“
Sie hatte nicht die Absicht gehabt, es laut auszusprechen. Vor allem jetzt nicht, obwohl ihr dieser Gedanke ziemlich oft gekommen war. Deshalb zuckte sie mit den Schultern. „Ich habe nur laut gedacht. Du kennst mich ja.“
„Das habe ich einmal geglaubt.“
Und sie hatte es auch geglaubt. Sie hatte geglaubt, Duncan würde sie restlos verstehen, ebenso wie sie geglaubt hatte, ihn zu verstehen. Doch dann war das Problem ihrer Unfruchtbarkeit wie eine drohende Gewitterwolke am Horizont heraufgezogen und hatte die Normalität ihrer Ehe zerstört. Am Ende hatte sich herausgestellt, dass sie einander überhaupt nicht kannten.
„Wir sind sehr verschieden“, murmelte Reese. Früher hatte sie gedacht, dass die Chemie zwischen ihnen deshalb so großartig stimmte. Gegensätze zogen sich bekanntlich an. Heute war sie sich nicht mehr so sicher. „Zu verschieden, nehme ich an.“
„Zu verschieden?“ Duncan zog eine Hand aus der Tasche, rieb seinen Nacken und zog an dem dunklen Haar, das seinen Hemdkragen streifte. Es war eine vertraute Geste, die sie immer als seine „Denkerpose“ betrachtet hatte. Nach einer ganzen Weile steckte er die Hand in die Tasche zurück. „Ja, du könntest recht haben.“
Weshalb tat seine Zustimmung so weh?
Bevor ihr eine Antwort einfiel, verkündete er: „Jenny kommt.“
2. KAPITEL
„Hallo, kleine Mama!“
Jenny Lawfords fröhliches Lachen klang durch die Diele, nachdem sie Reese und Duncan begrüßt hatte. „Jetzt kommt der schönste Teil meines Berufs. Sie können sich nicht vorstellen, wie sehr es mich freut, Sie endlich so nennen zu dürfen.“
„Und Sie können sich nicht vorstellen, wie gern ich diese Bezeichnung höre“, antwortete Reese aufrichtig. Ihr Herz hämmerte wie wild in ihrer Brust, und ihre Hände waren feucht vor Nervosität und freudiger Erregung.
Jenny lächelte breit. Sie betrat die Diele und wickelte ihren gestrickten Schal vom Hals. Sie hatte mittelbraunes Haar und war einen halben Kopf kleiner als Reese. Sie war auch gut zehn Jahre jünger. Doch mit ihrer Kompetenz und ihrer Selbstsicherheit hätte sie manchmal die klügere ältere Schwester sein können.
Reese war nervös. Sie war entschlossen, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, damit Jenny nicht den geringsten Verdacht erhielt, dass es mit der Ehe der Newcastles nicht zum Besten stand. Gewiss rechtfertigte das Ziel in diesem Fall die Mittel.
Dies könnte meine letzte Chance sein.
Genau das hatte sie zu Duncan gesagt … Duncan. Ihr Herz begann erneut zu hämmern. Von ihm hing so viel ab.
Duncan hockte vor dem Kamin und legte ein weiteres Scheit auf das Feuer, als Reese und Jenny das Wohnzimmer betraten. Das Bild, das er bot, war so schmerzlich vertraut, dass Reese gern geglaubt hätte, er wäre endgültig nach Hause zurückgekehrt. Aber davon konnte natürlich keine Rede sein. Er richtete sich auf, staubte seine Hände ab und kam zu ihnen.
„Schön, Sie zu sehen“, sagte er im förmlichen Ton eines Bankiers und streckte Jenny die Hand hin.
Die Wärme, die Reese einen Moment durchströmt hatte, verebbte wieder. Duncan wirkte so reserviert, ganz wie seine Mutter. Zum Glück schien die Sachbearbeiterin nichts bemerkt zu haben.
„Guten Tag. Freut mich ebenfalls, Sie zu sehen“, erklärte sie strahlend. „Daddy“, fügte sie augenzwinkernd hinzu.
„Ich nehme Ihren Mantel“, bot er sich an und trat hinter Jenny, um ihr aus dem Kleidungsstück zu helfen.
Wenn Duncan nervös war, verschanzte er sich stets hinter guten Manieren. Nun, das gab ihr
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