Julia Extra Band 0295
mit der bewussten Frau zusammen, und das wusste Reese auch.
„Und anschließend?“, fragte er herausfordernd, während der alte Ärger wieder an die Oberfläche stieg. Er gab sich nicht die geringste Mühe, Reeses Irrtum über seine Beziehung zu Breanna Devin richtigzustellen. Aus bitterer Erfahrung wusste er, dass es ein vergebliches Unterfangen sein würde. „Was ist, wenn das Adoptionsverfahren abgeschlossen ist?“
„Danach werde ich – werde ich …“ Ihre Stimme erstarb, und ein seltsamer Ausdruck glitt über ihr Gesicht. Ein Hauch von Verletzlichkeit, von Weichheit, der absolut nicht zu ihrem harten Mund passen wollte.
„Wirst du dann auch noch Probleme damit haben, Reese? Wird es dir nicht gleichgültig sein?“
Sie räusperte sich leise. „Nach Abschluss des Adoptionsverfahrens ist es allein deine Sache, mit wem du dich triffst.“
„Aha. Wie praktisch für dich“, meinte er und konnte seine Enttäuschung nicht ganz verbergen. Aber was hatte er denn erwartet?
„Ich weiß, dass ich eine Menge verlange“, gab sie zu.
„Du hast nicht die geringste Ahnung.“ Duncan zerrte seine Krawatte vom Hals und warf sie auf das Bett.
„Liebst du sie?“
Er rührte sich nicht, sondern sah Reese nur scharf an. „Was glaubst du denn?“
Eine volle Minute verstrich, während sie sich fest in die Augen sahen. Es war ein schaler Sieg für Duncan, dass Reese sich als Erste abwandte.
„Ich lasse dich erst einmal auspacken“, sagte sie endlich.
„Glaubst du mir wenigstens, wenn ich dir mein Wort gebe?“ Er musste die Frage einfach stellen.
Sie sah ihn über die Schulter hinweg an und nickte langsam.
„Wieso, Reese?“
„Was soll das heißen?“ Mit gerunzelter Stirn drehte sie sich wieder zu ihm.
„Vorher hat dir mein Wort ja auch nicht genügt.“
„Duncan, du hattest … du hast eine …“
„Nein, es geht nicht um mich“, unterbrach er sie und schüttelte den Kopf. „Es geht um dich und um die Tatsache, dass du mir nach sieben Jahren Ehe nicht traust.“
Er beobachtete, wie sie zusammenzuckte und rasch Luft holte. Zweifellos bereitete sie einen Gegenschlag vor, und es würde garantiert ein guter werden. Sie war eine Meisterin im Debattieren – eine weitere Eigenschaft, die er einst bewundert hatte. Doch jetzt ging sie ihm nur noch furchtbar auf die Nerven. Er wollte Reeses Rechtfertigung nicht hören. Bevor sie den Mund öffnen konnte, ging er hinüber und schlug ihr die Tür vor der Nase zu.
Duncans schroffe Zurückweisung verblüffte Reese – aber nicht stärker als seine Beschuldigung.
Du vertraust mir nicht.
Nein, das tat sie nicht – aus gutem Grund. Am liebsten hätte sie mit der Faust an die Tür getrommelt und ihn an diese Tatsache erinnert. Doch was würde es ändern? Was würde sie mit ihrer Verärgerung erreichen, so begründet und berechtigt sie auch sein mochte? Sie kannte die Antwort: nichts. Absolut nichts.
Außerdem würde Jenny Lawford bald hier sein. Sie, Reese, brauchte Duncan. Sie durfte ihn sich nicht zum Feind machen. Am Ende würde er seine Zustimmung noch einmal überdenken, wieder ins Haus zu ziehen und ihr zu helfen. Bisher hatte er keine Sekunde gezögert. Natürlich nicht. Schließlich bedeutete es, dass er sie anschließend los war und frei sein würde, um seine Beziehung mit Breanna ungehindert fortzusetzen.
Soll er tun, was er will, dachte Reese. Es war ihr egal.
Ich werde Mutter sein. Endlich werde ich ein Baby haben, das ich lieben und aufziehen kann.
Das war das Allerwichtigste. Energisch verdrängte sie die innere Stimme, die Zweifel anmeldete.
War es tatsächlich das Allerwichtigste?
Kam es wirklich nur darauf an?
Reese bereitete den Besuch der Sachbearbeiterin vor. Sie stellte eine Kanne mit heißem Tee auf den Couchtisch, kostbares Porzellan für die Kanapees, die geschmackvoll auf einer Silberplatte angerichtet waren – ein Erbstück der Familie. Auch Leinenservietten fehlten nicht. In der Mitte stand eine Vase mit frischen Blumen. Ihre Schwiegermutter hätte beifällig genickt.
Und das galt heute mehr denn je.
Reese fragte sich nicht zum ersten Mal, wie ihre reizbare Schwiegermutter die neueste Wende der Ereignisse aufnehmen würde. Louise Newcastle hatte nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass sie ihre Schwiegertochter für nicht gut genug für ihren Sohn hielt. Zu eigensinnig und viel zu – nun, zu gewöhnlich. Reese stammte aus einer ehrbaren Arbeiterfamilie, während Duncan der Sprössling alten Geldadels war.
„Wer sind
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