Julia Extra Band 0297
tanzen können. Und dann sah ich dich an der Tür stehen …“
Bei der Erinnerung wurde ihr noch immer ganz elend.
„Du hattest diese Blondine von nebenan im Arm und hast sie leidenschaftlich geküsst.“
„Damit willst du rechtfertigen, dass du mich zehn Jahre um meine Vaterschaft betrogen hast?“, fragte Paolo ungläubig. „Weil ich mich mit einem One-Night-Stand trösten wollte, nachdem du mich für immer abserviert hattest?“
„Ich dachte, ich könnte dir nicht trauen!“, konterte sie.
„Natürlich! Ich bin ja der Sohn eines gefährlichen Gangsters, also musstest du unseren Sohn vor mir schützen.“ Aus zusammengekniffenen Augen funkelte er sie an. „Und das denkst du noch immer, obwohl du seit einem Monat jeden Tag mit mir verbracht hast – und jede Nacht.“
„Ich hatte Angst“, versuchte Isabelle sich zu rechtfertigen. „Angst, dass Alexander dann nicht Fürst bleiben kann … und vor allem Angst, dass du das Sorgerecht für ihn beantragst … und nicht zuletzt vor dem Skandal, den die Geschichte auslösen würde.“
„Du hast mir meinen Sohn gestohlen!“ Paolo ließ sich nicht besänftigen.
„Es tut mir schrecklich leid!“ Tränen traten ihr in die Augen. „Ich wollte es dir ja sagen, aber ich hatte Angst, du würdest mich hassen.“
„Die Angst war gerechtfertigt“, konterte er rau. „Ich werde dir nie verzeihen, was du mir angetan hast, Isabelle. Nie. Du hast nicht nur unser Kind weggegeben, du hast mich gezwungen, meinen Sohn unwissentlich im Stich zu lassen.“
„Ich weiß, ich habe einen schlimmen Fehler gemacht“, gestand sie schuldbewusst. Sie nahm seine Hände in ihre und drückte sie gegen ihre tränennasse Wange. „Bitte, vergib mir, Paolo. Du musst mir vergeben.“
Einen Augenblick schwieg er, dann zog er eine Hand aus ihrem Griff und wollte ihr anscheinend übers Haar streichen, beruhigend und tröstend.
Isabelle hielt den Atem an. Sie sehnte sich so sehr nach seiner Berührung, dem Beweis, dass er sie nicht hasste …
Doch im letzten Moment zog er die Hand wieder zurück. „Du traust mir noch immer nicht, oder? Du glaubst, ich habe mit Valentina geschlafen.“
„Das könnte ich dir verzeihen, wenn du ehrlich zu mir wärst und es zugibst“, sagte sie leise.
„Warum soll ich mir die Mühe machen?“ Verächtlich blickte Paolo auf sie herunter. „Du hast dir doch schon deine Meinung gebildet.“
„Was soll ich denn denken, wenn ich dich mit ihr im Schlafzimmer entdecke und sie halb nackt ist?“, fragte Isabelle heftig. „Was erwartest du da von mir?“
„Dass du mir vertraust. Dass du an mich glaubst. Dass du mir zugestehst, auch ich könnte mich wie ein Ehrenmann verhalten, trotz meiner Herkunft“, erwiderte er barsch. „Das hätte ich erwartet. Aber wie mir jetzt klar wird, habe ich das Unmögliche gehofft.“
Nun zog er auch die andere Hand aus ihrem Griff, als würde ihn die Berührung plötzlich anwidern. Mit allen zehn Fingern fuhr er sich durchs Haar.
„Lieber Himmel, ich habe einen Sohn!“ Er klang noch immer fassungslos. „Weiß Alexander, dass ich sein Vater bin?“
„Nein. Und so soll das auch bleiben. Er hat erst vor Kurzem seine vermeintlichen Eltern verloren und trauert noch um sie.“
„Du willst ihn in dem Glauben durchs Leben gehen lassen, dass er eine Waise ist?“, hakte Paolo ungläubig nach.
„Hältst du es für besser, ihm zu sagen, dass seine leibliche Mutter ihn weggegeben hat und die Eltern, die er so liebte, ihn sein Leben lang angelogen haben?“, hielt sie dagegen.
„Die Wahrheit ist immer besser als jede noch so gut gemeinte Lüge.“
„Hast du mich nie belogen, Paolo? Nicht ein einziges Mal?“
„Richtig.“
„Du hast dich nie sterilisieren lassen, oder?“
Verständnislos blickte er sie an. „Was soll denn die Frage?“
„Du hast nie Kondome benutzt. Ich habe nicht darauf bestanden, weil ich dachte, du machst nur einen Scherz, als du gesagt hast, du wolltest mich schwängern.“
„Das war mein Ernst. Ich habe dir von Anfang an die Wahrheit gesagt: dass ich dich zur Frau haben will. Dass ich dich schwängern möchte, weil du mich dann heiraten musst, um einen Skandal zu vermeiden.“ Er lachte bitter. „Ein Glück, dass es mir nicht gelungen ist. Du hättest unser Baby dem ersten Besten in die Hand gedrückt.“
Diese Unterstellung traf Isabelle wie ein Schlag ins Gesicht. „Wie kannst du so etwas Grässliches sagen?“
„Weil du es verdienst.“ Nun waren seine dunklen Augen voller
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