Julia Extra Band 0297
Hass. „ Ein Kind mit dir zu haben ist schon schlimm genug. Zum Glück haben wir kein zweites.“
Ihr stockte der Atem vor Schmerz. Nun war alles verdorben. Sie konnte Paolo unmöglich noch sagen, dass sie ein Kind erwartete.
„Du bist so schön, Isabelle“, sagte er und schüttelte den Kopf. „Aber das ist nur die Fassade. Du hast einen hässlichen Charakter und eine hässliche Seele.“
„Paolo, bitte …“
„Genug!“ Er wandte sich ab. „Ich muss jetzt los. Das Rennen fängt bald an.“
„Bitte, vergiss das Rennen“, flehte sie ihn an. „Bleib hier, und rede mit mir über alles.“
„Auf das Rennen verzichten? Das tue ich weder dir noch sonst jemandem zuliebe. Rennen sind mein Leben. Ich habe keine Frau, die mir wie ein Klotz am Bein hängt und mich bremst, also bin ich der Schnellste von allen. Ich bin der Sieger.“
Isabelle klammerte sich an ihn. „Du kannst mich nicht einfach so verlassen!“
„Und warum nicht?“
„Weil ich dich liebe.“
Kurz sah er sie erstaunt an, dann verfinsterte sich sein Blick wieder. „In dem Fall kannst du etwas für mich tun, Isabelle.“
„Alles, was du willst“, erwiderte sie mit erstickter Stimme.
„Pack deine Sachen, und verschwinde, bevor ich vom Rennen zurück bin.“ Er stieg aufs Motorrad und steckte den Schlüssel ins Zündschloss. „Demnächst wird sich mein Anwalt bei dir melden – wegen des Sorgerechts für Alexander.“
Mit aufheulendem Motor schoss er davon und ließ Isabelle in einer Wolke aus Staub und Abgasen stehen.
10. KAPITEL
Ich habe alles auf eine Karte gesetzt – und mein Glück verspielt, dachte Isabelle bestürzt.
Wenigstens war sie nicht dazu gekommen, Paolo von ihrer Schwangerschaft zu erzählen. Schließlich konnte er sich nichts Schlimmeres vorstellen, als noch ein Kind mit ihr zu haben …
Na gut! Dann würde sie auch dieses vor ihm geheim halten und sich irgendwo verstecken bis … Nein, das ging nicht! Um ihr wehzutun, wollte er das Sorgerecht für Alexander beantragen und dessen Leben ruinieren.
Das durfte sie nicht zulassen!
„Prinzessin Isabelle?“, sagte eine Frauenstimme hinter ihr.
Isabelle machte sich nicht einmal die Mühe, die Tränen abzuwischen, bevor sie sich umdrehte. „Was wollen Sie, Valentina?“
„Mich entschuldigen“, erwiderte die Sekretärin stockend. „Ich wollte doch nur Ihr Kleid anprobieren.“ Sie lachte verlegen und errötete. „Dabei passe ich nicht einmal annähernd in eine so kleine Kleidergröße. Sie führen ein so perfektes Leben, Hoheit, und ich dachte, es färbt ein bisschen auf mich ab.“
„Perfektes Leben?“, wiederholte Isabelle und lachte rau. „Worum speziell beneiden Sie mich? Um die Paparazzi, die mir am liebsten bis ins Bad folgen würden? Um die politischen Berater, die jede kleinste Einzelheit meines Lebens planen und mir ständig vorschreiben, was ich zu tun habe? Oder um den großartigen Palast, der sogar im Sommer kalt wirkt, voll gestellt mit wurmstichigen Antiquitäten, die ich nicht einmal berühren darf, weil sie sonst zusammenbrechen?“
„Ich beneide Sie um Paolo“, gestand Valentina ruhig. „Ich würde sonst etwas dafür geben, einen Mann zu finden, der mich so sehr liebt wie er Sie.“
Das verschlug Isabelle erst einmal die Sprache. „Er liebt mich nicht“, widersprach sie dann.
„Natürlich tut er das. Das sieht doch ein Blinder, wie man so sagt.“
„Er hat mir selbst gesagt, dass er mich nicht liebt und nie lieben wird.“
„Ja, gesagt hat er das vielleicht, aber sein Verhalten spricht eine andere Sprache“, gab die Sekretärin zu bedenken.
Plötzlich stand Paolo überdeutlich vor Isabelles innerem Auge. Wie er lachte. Wie er sie nachts in den Armen hielt. Wie er ihr jeden Wunsch erfüllte, ob es sich um Lektionen im Kochen oder im Motorradfahren handelte.
Er hatte ihr beigebracht, sich Vergnügen zu erlauben und den eigenen Ängsten ins Gesicht zu sehen, um sie zu überwinden.
Er hatte sie beschützt, an sie geglaubt, sie respektiert.
Als ihr die schreckliche Erkenntnis dämmerte, taumelte sie: Denn wenn sich einer von ihnen falsch verhalten hatte, dann sie.
Nicht er hatte sie betrogen, sondern sie ihn.
Jedes Mal, wenn sie ihm nicht gebeichtet hatte, dass Alexander sein Sohn war.
Jedes Mal, wenn sie Paolo niedrige Beweggründe unterstellt hatte.
Jedes Mal, wenn sie vor ihm davongelaufen war, anstatt die Wahrheit zu erkennen … und die lautete, dass er sie liebte.
Ich bin feige gewesen, aber damit ist jetzt
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