Julia Extra Band 0297
an seinem rotschwarzen Rennanzug hoch.
„Wo ist sie denn?“ Magnus sah sich im Zelt um. „Ich würde ihr gern persönlich sagen, dass ich nicht wütend auf sie bin.“
„Wahrscheinlich ist sie in der Villa und packt ihre Sachen.“
„Nein, mein Lieber, sie müsste hier sein“, widersprach Magnus. „Sie hat mir eine sehr fröhlich klingende Nachricht auf meinem Handy hinterlassen, dass sie herkommt, um dich anzufeuern. Als ob du das brauchen würdest, um zu gewinnen“, fügte er ein bisschen neidisch hinzu.
„Wann hat sie dich angerufen?“ Plötzlich fühlte Paolo sich wieder sehr unbehaglich.
„Vor einer Stunde.“
In der Zeit hätte sie es problemlos zur Rennstrecke schaffen müssen! Hoffentlich war nichts passiert.
Er rief Bertolli zu sich und fragte ihn, ob der Isabelle gesehen habe.
„Nein, Signor Caretti. Das Rennen beginnt gleich. Sie müssen an den Start.“
„Das ist mein Stichwort“, meinte Magnus. „Viel Glück, Paolo. Möge der bessere von uns beiden gewinnen.“
„Warte einen Moment! Bertolli, wissen Sie, ob die Polizei René Durand schon gefunden hat?“
„Bisher nicht. Er scheint wie vom Erdboden verschluckt zu sein“, antwortete Bertolli. „Soll ich noch mehr von unseren Männern auf die Suche nach ihm ansetzen?“
Paolos Unbehagen verwandelte sich in eisige Furcht. Durand trieb sich irgendwo da draußen herum, und Isabelle war anscheinend verschwunden.
„Sie müssen zum Start“, drängte Bertolli. „Sonst werden Sie disqualifiziert.“
„Na und? Es ist doch nur ein Rennen“, rief Paolo heftig.
Kopfschüttelnd verließ Bertolli das Zelt.
Magnus blieb. „Nur ein Rennen?“, wiederholte er und zog die Brauen hoch.
Paolo antwortete nicht, er war zu tief in Gedanken versunken. Wenn Isabelle etwas zustieß, würde er sich das niemals verzeihen. Wahrscheinlich hatte sie recht, ihm nicht zu trauen: Er hatte sie nicht vor Durand gewarnt.
Also hatte auch er ihr wichtige Informationen vorenthalten. Sie hatte ihm ihr gemeinsames Kind verschwiegen, was ein schwerer Fehler war, aber auch er hatte Fehler gemacht – zum Beispiel versucht, sie ohne ihr Wissen zu schwängern, um sie zu einer Heirat zu nötigen.
Glücklicherweise hatte er das nicht geschafft.
Plötzlich fiel ihm siedend heiß ein, wie sie vorwurfsvoll gesagt hatte, er habe sich nie sterilisieren lassen. Nun begriff er endlich. Weil er gesagt hatte, sie würde nie schwanger und al lein enden, war sie davon ausgegangen, dass er sterilisiert wäre. Deshalb hatte sie nicht darauf bestanden, dass er Kondome verwendete.
Und wenn sie jetzt wusste, dass er immer noch imstande war, Kinder zu zeugen – ohne dass er es ihr gesagt hatte –, konnte das nur eins bedeuten: Sie war schwanger.
Womöglich schwebt Isabelle in Gefahr, weil ich zu stolz war, meine Gefühle einzugestehen, dachte Paolo erschüttert. Stattdessen hatte er Isabelle befohlen, die Sachen zu packen und ihn zu verlassen …
„Du liebst sie“, stellte Magnus ruhig fest. „Sonst wärst du nicht bereit, auf das zu verzichten, was dir bisher am meisten bedeutet hat: Rennen zu gewinnen.“
„Richtig“, gab Paolo niedergeschlagen zu.
Er hatte sein Leben lang versucht, vor der Liebe zu fliehen. Aber er war nicht schnell genug gewesen. Die Liebe hatte ihn eingeholt.
Die Liebe hatte gesiegt.
Wenn er Isabelle jetzt verlor, würde sein Leben jeden Sinn und Inhalt verlieren …
„Ich fürchte, René Durand hat sie in der Gewalt“, teilte Paolo seinem Bruder mit und nahm sein Handy vom Tisch, um die Polizei zu benachrichtigen.
„Der Kunstdieb?“
„Er ist etwas noch viel Schlimmeres“, meinte Paolo. Gerade in dem Moment klingelte sein Handy. Die Nummer des Anrufers war unterdrückt – kein gutes Zeichen. „Ja, hallo?“, meldete er sich schroff.
„Ich habe etwas, auf das Sie großen Wert legen“, klang eine Männerstimme aus dem Hörer.
Paolo erkannte sie sofort. „Wenn Sie ihr wehtun, bringe ich Sie eigenhändig um, Sie Schuft.“
„Schreiben Sie lieber die Zahlen auf, die ich Ihnen diktiere!“
Er nahm einen Filzstift vom Tisch, fand aber keinen Zettel. Drängend winkte er Magnus zu sich, der leicht verwundert gehorchte.
Als Durand ihm eine lange Zahlenreihe diktierte, notierte Paolo sie auf dem weißen Ärmel von Magnus’ Rennanzug.
„Sobald das Geld auf meinem Konto ist, sage ich Ihnen, wo Sie ihr Goldstück finden“, erklärte der Entführer und legte auf.
„Was ist passiert?“, wollte Magnus wissen.
„Isabelle ist
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