Julia Extra Band 0297
das ist das Geheimnis meines Erfolges, mon ami … und wahrscheinlich auch deines!“
Mit seinen dunklen Augen, dem flirtenden Lächeln, der stets zwischen ironisch und zynisch changierenden Aura war Leon ein Franzose durch und durch. Als Kyros aufstand, um ihn zu begrüßen, sagte sein Geschäftspartner etwas in seiner Muttersprache, was Kyros zu einer angespannten Antwort nötigte.
Das verspricht ja, interessant zu werden, dachte Alice. Lächelnd streckte sie die Hand zur Begrüßung aus. Doch anstatt sie zu schütteln, ergriff der Franzose sie und hob sie an seine Lippen. Kyros’ finstere Miene ignorierte er.
„Wo hat er denn Sie so lange versteckt?“, fragte Leon.
„Bei Ihnen klingt es, als sei ich eine Raupe unter einem Blatt“, protestierte Alice, und Leon lachte.
„Ah, wie charmant die Engländerinnen doch sind“, schnurrte er.
„Wollen wir nun bestellen?“, meldete Kyros sich verärgert.
„Sie kaufen also Kyros’ Olivenöl, oder, Leon?“, fragte Alice, nachdem der Kellner ihre Bestellungen aufgenommen und der Sommelier einen blassgelben Weißwein in äußerst langstielige Gläser eingeschenkt hatte.
„Das tue ich“, bejahte Leon. „Es ist das beste Olivenöl der Welt.“
„Leon besitzt einige Restaurants in Frankreich“, erklärte Kyros. „Dieses hier gehört ihm auch.“
Ungläubig schaute Alice sich um. „Ist das Ihr Ernst?“
„Aber ja“, erwiderte Leon lächelnd. „ C’est vrai. Wissen Sie, dass Restaurants nicht mehr um die besten Weine kämpfen, sondern um die erlesensten Öle? Denn daran werden sie mittlerweile von ihren anspruchsvollen Kunden gemessen.“
„Das wusste ich nicht“, entgegnete Alice kopfschüttelnd. „Du musst deine Sache sehr gut machen“, wandte sie sich versonnen lächelnd an Kyros. „Und dein Olivenöl muss absolut erstklassig sein, wenn du es an ein solches Spitzenrestaurant verkaufst. Ich kann kaum erwarten, es zu probieren.“
Nach einem raschen Blickwechsel zwischen den beiden Männern runzelte Leon die Stirn. „Du hast es ihr nicht erzählt?“, fragte er.
„Was erzählt?“, wollte Alice wissen.
Kyros legte seine Hand über ihre. Bronzefarbene Finger streichelten zärtlich ihre Haut und weckten in Alice den Wunsch, wieder allein mit ihm zu sein. „Oh, wie gut meine Geschäfte zurzeit laufen“, murmelte er. „Du weißt ja, wie ungern ich mit meinem Können hausieren gehe.“
Alice öffnete den Mund, um zu unterstreichen, dass es sehr wohl Gebiete gab, auf denen er sich unverblümt seiner Fähigkeiten rühmte – vor allem im Schlafzimmer –, aber jetzt war weder die Zeit noch der Ort dafür.
„Was hast du ihr noch verschwiegen?“, fragte Leon weiter.
„Wie gut der Hummer ist“, entgegnete Kyros mit warnendem Unterton. Die beiden Männer wechselten noch einen seltsamen Blick.
Alice begann, den Abend zu genießen, woran der exzellente Wein und das hervorragende Essen ihren Anteil hatten. Allerdings ließ sich nicht übersehen, dass Leon ziemlich aufdringlich mit ihr flirtete. So höflich wie möglich wies sie seine Avancen zurück.
Irgendwann trat ein Kellner an ihren Tisch und überbrachte ihm eine Nachricht. Alice erkannte die geschwungene Handschrift einer Frau.
„Nein, danke. Richten Sie ihr das bitte aus“, meinte der Franzose, nachdem er den Zettel überflogen hatte.
„Ist es sehr vermessen zu fragen, was sie geschrieben hat?“, meldete Alice sich neugierig.
„Lass mich raten“, warf Kyros ein. „Eine Einladung in ihr Bett?“
„ Bien sûr! Aber die einzige Frau, mit der ich gerne das Bett teilen würde, ist für heute Nacht bereits vergeben.“ Leon zuckte die Schultern. Dann blitzten seine dunklen Augen auf, als er seinen Blick über Alices blondes Haar wandern ließ. „Warum tauschen Sie nicht Ihre Männer aus, ma belle Alice? Paris ist viel näher als Kalfera.“
An diesem Punkt riss Kyros der Geduldsfaden endgültig. Nach einem kurzen Blick auf seine unschuldige und wunderschöne Alice dachte er daran, was Leon mit ihr tun würde … was er vielleicht sogar tun konnte, sobald er, Kyros, nach Kalfera zurückgekehrt war. Denn in einer Hinsicht hatte der Franzose recht: Paris lag viel näher an England als die kleine griechische Insel. Und wenn es nicht Leon war, dann eben jemand anderes. Jemand, der ihren perfekten Körper betrachten, ihr die Kleider ausziehen würde und …
Ohi! Das konnte und würde er nicht ertragen!
Abrupt stand er auf. Wie eine symbolische Kraft der Dunkelheit legte sich sein
Weitere Kostenlose Bücher