Julia Extra Band 0297
meine überstürzte Flucht und dieses surreale, taube Gefühl im Innern erklären. Ich stehe ganz sicher unter Schock!
Jede Frau wäre außer sich, wenn sie herausgefunden hätte, was Maggie an diesem Tag erfahren hatte.
„Aufhören!“ Mit festem Griff legte er seine Hand unter ihr Kinn und zwang sie, zu ihm rüberzuschauen. Seine Finger fühlten sich auf ihrer klammen Haut beruhigend fest und warm an.
„Womit?“, fragte sie mit erstickter Stimme und starrte wie hypnotisiert in seine tiefschwarzen Augen.
Dann verschluckte sie sich an ihrem eigenen Atem, und ihr Herz schien einen Schlag auszusetzen. Ruckartig sog sie Luft ein und spürte ein leichtes Brennen in ihrem Brustkorb.
„Sie laufen Gefahr, hysterisch zu werden.“
Die Wärme seiner Finger brannte förmlich auf ihrer Haut. „Tut mir leid, ich … ich bin wohl etwas neben der Spur.“ Nur mühsam brachte sie ihre Zunge und ihre Lippen dazu, einigermaßen verständliche Worte zu formulieren. „Es geht gleich wieder.“
„Sie sind zu lange hier draußen im Sturm gewesen“, brummte er und schlang die Decke fest um ihre Schultern. Dabei wurde Maggie wie eine kraftlose Puppe leicht in seine Richtung gezogen. Energisch richtete er sie wieder auf. „Wo kommen Sie her? Wie lange waren Sie dort draußen?“
Ihr Mund verzog sich zu einem verträumten Lächeln, während sie seinen maskulinen Duft einatmete und langsam die Lider schloss. Sie liebte diesen fremdländischen Akzent – er klang so herrlich geheimnisvoll und verführerisch. Erschrocken riss sie die Augen auf, als er kurz ihre Schulter berührte.
„Hat Ihnen jemand etwas angetan?“ Sein Tonfall wurde auffallend scharf.
„Nein, nein, mir geht es gut. Es ist nur …“ Verwirrt blinzelte sie. „Ich muss unbedingt zurück. Bitte!“
Er nickte nur und griff nach ihrem Gurt. Die Nähe seines Körpers, während er sie anschnallte, wärmte sie mehr als die dicke Decke.
„Wohin?“
Er setzte sich zurück in den Fahrersitz, und Maggie fröstelte unwillkürlich. Dann startete er den Motor. Ihr Instinkt sagte ihr, dass sie diesem Fremden vertrauen konnte.
„Noch sechs Kilometer, dann rechts. Von dort ist es dann noch ein ganzes Stück.“
Der Wagen setzte sich in Bewegung, und dichter Regen prasselte unablässig auf die Windschutzscheibe. Maggies Blick fiel auf ihre Stiefel.
„Entschuldigen Sie, meine Schuhe sind ganz dreckig“, flüsterte sie.
„Dies ist ein Geländewagen“, beruhigte er sie. „Der hat mit Sicherheit schon viel Dreck gesehen.“
So spricht ein Mann, der noch nie ein Auto von innen reinigen musste, dachte sie sofort. Schließlich wusste sie, dass dieser Geländewagen für wichtige Gäste reserviert wurde, die nur das Beste gewohnt waren.
„Wie heißen Sie?“ Einen Moment lang glaubte sie, er hätte ihre Frage nicht gehört.
„Khalid. Und Sie?“
„Maggie.“ Sie zog die Decke fester um sich. „Maggie Lewis.“ Zum Glück hatten ihre Zähne aufgehört zu klappern.
„Schön, Sie kennenzulernen, Maggie.“ Sein Tonfall klang sehr formell. Sie fragte sich, was er wohl so machte, wenn er nicht gerade ein australisches Pferdegestüt besuchte oder verlorene Frauen von einsamen Straßen auflas.
Khalid konzentrierte sich auf die Straße, die im Regen immer schlechter zu erkennen war. Er machte sich ernsthafte Sorgen um die völlig durchnässte, verstörte Frau neben sich. Sechs Kilometer und dann noch ein ganzes Stück? So lange durfte er nicht mehr damit warten, sie ins Trockene zu bringen. Er würde mit ihr nach Tallawanta fahren und sie dort pflegen, bis sie sich erholt hatte.
Ihr Erscheinen war ihm ein Rätsel. Er hatte kein Auto in der Nähe bemerkt, und unter ihrem Ölzeug trug sie auch keine Arbeitskleidung. Die langen, schlanken Beine, die unter ihrem Regenmantel hervorlugten, hatten sofort seine Aufmerksamkeit erregt. Außerdem hatte sie Highheels in der Hand getragen, die dazu gemacht waren, die Nacht durchzutanzen und einen Mann zu verführen.
Was war geschehen? Hatte ihr irgendein Mann Schaden zugefügt?
Trotz ihrer Größe hatte sie etwas sehr Zerbrechliches an sich. Ihre Augen wirkten in dem blassen Gesicht riesig, und die Linie ihres Halses war geschmeidig und fragil.
Sie war heute Abend nicht auf der offiziellen Feier zu Ehren des Thronerben von Shajehar gewesen, das wäre Khalid aufgefallen.
Aus dem Augenwinkel betrachtete er sie, während sie mit geschlossenen Augen dasaß. Es machte ihn neugierig, was sie bei diesem Wetter vor die Tür
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