Julia Extra Band 0297
ihrer rechten Hand und betrachtete sie aufmerksam. Der Ehe-ring, fiel ihm auf, steckte noch am richtigen Finger. War das ein Zeichen, dass sie in einem Winkel ihres Herzens Vergebung für ihn finden konnte?
„Ich liebe dich“, sagte er noch einmal, als sie keine Antwort gab. „Ich liebe dich, Alice. Mehr kann ich nicht sagen … ich kenne die richtigen Worte nicht.“
Alices Herz schien einen Schlag auszusetzen. So offen und verletzlich hatte sie Kyros noch nie erlebt. Möglicherweise war es das erste Mal in seinem Leben, dass er eine menschliche Schwäche eingestand. Auf jeden Fall stimmte es, ihm fehlten die Worte, um Liebe auszudrücken. Woher sollte er sie auch wissen? Schließlich hatte sie ihm nie jemand verraten.
Aber er hatte gesagt, dass er sie liebte. Einem Mann wie Kyros kam so ein Satz niemals leichtfertig über die Lippen. Gab seine Behauptung ihr nicht die Freiheit, sich auf das größte Abenteuer ihres Lebens einzulassen? Hatte sie das nicht immer gewollt? Ihn zu lieben und ihn zu lehren, wie man liebte?
„Oh, Kyros“, wisperte sie mit erstickter Stimme. „Kyros.“
Er ergriff ihre andere Hand. „Warum weinst du denn?“
Sie schüttelte den Kopf. „Mein lieber, lieber, Kyros … ich weine, weil ich glücklich bin. Das ist alles.“
Nun war es an ihm, verwirrt zu sein. Aber auch das Gefühl tiefen Friedens schlich sich in sein Herz. Er bedachte jede ihrer Fingerspitzen mit einem zärtlichen Kuss. „Kommst du mit mir nach Hause?“
Alice schlang die Arme um seinen Nacken. Eine letzte Träne lief ihr über die Wange. „Oh, ja, mein Liebling“, flüsterte sie. „Ich komme nach Hause.“
EPILOG
Zwei Gläser stießen mit hellem Klang aneinander. Dann brachten die beiden Männer, aufmerksam von ihren Frauen beobachtet, einen Toast aus. Anscheinend war sich keiner der vier bewusst, dass jede ihrer Bewegungen von den anderen Gästen des exklusiven New Yorker Restaurants verstohlen verfolgt wurde.
Alice wandte sich an Xandros’ Frau. „Kannst du sie auseinanderhalten?“
Rebecca lächelte. „Oh, ja.“
„Ich auch. Ich glaube, etwas an der Art, wie Kyros lächelt, ist anders.“
Sie seufzte glücklich, denn Kyros lächelte sehr oft in letzter Zeit. Und er versicherte ihr immer wieder, dass es sehr viel gab, für das es sich zu lächeln lohnte. Dass er sie beinahe verloren hätte, schien etwas in ihm ausgelöst zu haben. Jetzt empfand er Dankbarkeit für alles, was das Leben ihm schenkte.
Er und Alice verbrachten eine Woche in New York, um Xandros und seine Familie zu besuchen. Vom ersten Moment an mochte Alice seinen Bruder und ihre Schwägerin. Außerdem hatte sie sich unsterblich in die Zwillingsbabys der beiden verliebt.
Kyros beobachtete, wie sie den kleinen Andreas knuddelte. Ein verstehender Ausdruck trat in seine Augen. „Möchtest du nicht auch ein Baby bekommen, Alice?“
Darüber hatte sie – vermutlich genau wie er – in den vergangenen Tagen häufig nachgedacht. „Oh, ja“, antwortete sie. „Nur nicht sofort. Zunächst möchte ich dich ganz für mich haben, mein Liebling. Und das will Olympia auch.“
Denn Olympia hatte mittlerweile einen Platz in ihrem Haus sowie in Kyros’ Herzen gefunden.
So ist das, wenn man die Liebe zulässt, überlegte Alice. Sie vermag alles und noch viel mehr.
Sie verspürte ein warmes Leuchten in ihrem Inneren. Kyros und Xandros unterhielten sich derweil auf Griechisch und bestellten weitere Drinks.
Stirnrunzelnd sah Alice zu, wie die beiden Männer kleine Gläser mit einer milchigen Flüssigkeit an die Lippen hoben.
„Was trinken die beiden?“, wandte sie sich flüsternd an Rebecca.
„Ouzo“, warf Kyros ein, der ihr zugehört hatte.
„Igitt.“ Die beiden Frauen verzogen das Gesicht.
Kyros lachte. Dann beugte er sich vor und küsste die Hand seiner Frau. „Möchtest du bald aufbrechen?“
Ihre Blicke trafen sich in einem Moment von liebevollem Einverständnis. „Ja, bitte“, sagte sie.
„Sehen wir uns morgen?“, fragte Xandros.
„Natürlich“, entgegnete Kyros. „Es ist schließlich unser letzter Tag. Ich lade euch zum Essen ein.“
„Wieder in dem kleinen griechischem Restaurant am Hafen?“, wollte Rebecca nervös wissen.
Alice warf ihrer Schwägerin einen entsetzten Blick zu. „Das, in dem die beiden lauthals gesungen haben?“
„Wir werden sehen“, sagte Kyros. Aber in seinen Augen blitzte es schelmisch auf, als er seinen Bruder ansah. „Okay, gehen wir, agape mou.“
Er wollte seine wunderschöne
Weitere Kostenlose Bücher