Julia Extra Band 0299
aus ihr und Brianna werden sollte, dass sie gar nicht überlegt hatte, worüber der Fürst ausgerechnet in dieser Abgeschiedenheit nachdenken wollte. Vermutlich über den Skandal, der vor zwei Tagen den Palast in seinen Grundmauern erschüttert hatte. Seitdem war sie mit dem Baby auf der Flucht. Kein Wunder, dass der Fürst so durcheinander war. Die ganze Familie war ja in heller Aufregung. Jedenfalls war ihr das zu Ohren gekommen.
Er darf auf keinen Fall auf die Idee kommen, dass der Skandal etwas mit mir zu tun hat, schoss es ihr durch den Kopf.
„Vermutlich ist Ihre ganze Familie verstört über diese … Dinge“, sagte sie, um ihm zu entlocken, wie viel er wusste.
„Was denn für Dinge?“Verständnislos blickte er sie an.
Erstaunen stand in ihrem Gesicht. Wieso wusste er nichts von dem Skandal? Wo hatte er gesteckt? Hatte er keine Zeitungen gelesen?
„Wo waren Sie denn in den vergangenen Tagen?“, fragte sie ihn geradeheraus.
Die Frage schien ihm unangenehm zu sein.
Könnte ich doch bloß die vergangene Woche aus meinem Leben streichen!, dachte Mychale missmutig. „Auf einer Mittelmeerkreuzfahrt.“
„Ach so.“ Das Glück war auf ihrer Seite! „Dann waren Sie wohl sozusagen von der Außenwelt abgeschnitten?“
„Ja.“ Beunruhigt sah er ihr in die Augen. „Was ist denn passiert? Hat jemand den Palast gestürmt?“
„Nein, das nicht.“ Aber so etwas Ähnliches.
Die Medienberichte hatten wie eine Bombe eingeschlagen. Aber davon wusste der Prinz nichts. Also konnte er sie auch nicht damit in Verbindung bringen!
„Wenn ich es mir recht überlege, habe ich seit Tagen keine Nachrichten mehr gehört.“ Fragend hob er eine Augenbraue. „Dann lassen Sie mal hören, was los ist.“
Als sie stumm blieb, fügte er hinzu: „Vielleicht sollte ich im Palast anrufen.“ Suchend blickte er um sich.
„Das Telefon funktioniert nicht.“ Abby rang sich ein Lächeln ab.
Mychale tastete nach seinem Handy in der Hosentasche – vergeblich. „Ich hab mein Handy im Auto gelassen.“
„Da kann es auch bleiben. Hier oben bekommen Sie sowieso keinen Empfang.“ Insgeheim triumphierte sie.
„Stimmt. Das hatte ich ganz vergessen.“ Er stand auf und begann, ruhelos hin- und herzugehen. „Aber hier muss doch irgendwo ein Radio sein.“
Abby lächelte nur.
„Ach ja, das funktioniert natürlich auch nicht ohne Strom.“ Nachdenklich blickte er vor sich hin, dann wandte er sich an Abby. „Offensichtlich haben Sie das Gas angestellt, sonst hätten wir weder heißes Wasser noch etwas Warmes zu essen. Wieso haben Sie nicht auch den Generator eingeschaltet?“
„Weil ich mich nicht getraut habe. Außerdem würde es im Tal Aufmerksamkeit erregen, wenn hier plötzlich das Licht angeht. Das wollte ich unbedingt vermeiden.“
Dafür hatte er vollstes Verständnis. Er lächelte frech und fragte: „Haben Sie zufällig die eine oder andere Brieftaube dabei?“
Abby lachte. „Nein.“ Das Lachen verging ihr schnell, als ihr bewusst wurde, wie abgeschieden sie hier waren. Dem Prinz eilte schließlich ein gewisser Ruf voraus. Vielleicht sollte sie doch nicht darauf bestehen, noch einige Tage hier zu bleiben …
Konnte er Gedanken lesen? Er blieb vor ihr stehen, legte eine Hand unter ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen.
„Sagen Sie mal, Abby …“ Der Blick aus seinen wunderschönen Augen zog sie sofort in seinen Bann. „Was ist denn nun eigentlich passiert, während ich nicht erreichbar war?“
„Ach, nichts weiter“, behauptete sie und gab sich betont unschuldig. „Jedenfalls nichts von Bedeutung.“
Natürlich glaubte er ihr kein Wort. Geistesabwesend fuhr er mit dem Daumen über ihre Wange. Abbys Herz begann sofort, schneller zu pochen. Was hat er vor?, überlegte sie besorgt.
„Okay, und wie lange sind Sie schon hier?“
„Ach, erst einen Tag.“ Genau genommen waren es bereits zwei Tage. Aber wie sollte sie einen klaren Gedanken fassen, während der Prinz ihr Gesicht streichelte? Ein seltsames Rauschen erklang in ihren Ohren, und wenn sie nicht aufpasste, verlor sie sich noch in den Tiefen dieser unglaublich blauen Augen.
Plötzlich ließ er sie los, trat zurück und schüttelte den Kopf. Er war kreidebleich geworden.
„Was ist denn jetzt los?“, fragte er leise und musste Halt an einer Wand suchen.
Entsetzt betrachtete Abby ihn. Offensichtlich ging es ihm nicht gut. „Setzen Sie sich wieder hin.“ Sie stand auf und wollte ihn zurück zum Stuhl führen. „Ich mache Ihnen schnell
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