Julia Extra Band 0299
nächtlichen Besuch also doch nicht geträumt“, sagte er schließlich.
Sie funkelte ihn mit ihren dunklen Augen an und wirkte plötzlich gar nicht mehr so jung. „Natürlich nicht!“
„Dann bleibt nur noch zu klären, was Sie hier zu suchen haben.“
2. KAPITEL
Abby hielt dem spöttischen Blick des Prinzen stand. Sie dachte gar nicht daran, seine Frage direkt zu beantworten. Das konnte schließlich weit reichende Konsequenzen haben. Also atmete sie tief durch, wandte sich um und machte sich auf den Weg zurück in Richtung Küche.
„Kommen Sie, ich habe Ihnen Frühstück gemacht.“
Ihre forsche Art belustigte Mychale. Offensichtlich wirkte sein Status wenig beeindruckend auf sie. Das gefiel ihm und rang ihm fast ein bisschen Respekt ab.
Gehorsam folgte er ihr, wobei er erneut Gelegenheit hatte, seinen Blick über ihren Körper schweifen zu lassen. Ihr Po steckte in hautengen Designerjeans. Vielleicht war er etwas übersättigt, denn sonst hätte er viel erregter auf dieses Bild reagiert. Trotzdem vermochte Mychale den Blick nicht abzuwenden. Die Kleine hatte wirklich eine sexy Figur.
Abby führte ihn in einen neben der Küche gelegenen Frühstücksraum, der mit seinen vielen großen Fenstern eher an einen Wintergarten erinnerte. Trotz der Regenwolken am Himmel war der Raum hell und freundlich. In seiner Jugend hatte Mychale sich hier am liebsten aufgehalten. Stundenlang konnte er hier sitzen und die Bücher verschlingen, die er sich aus der Bibliothek des Chalets besorgt hatte. Aus der Küche wurde er dabei stets mit Getränken und Snacks versorgt. Nur Milly, die Köchin der Familie, hatte ihn ab und zu ermahnt, sich standesgemäß zu verhalten und bei den Mahlzeiten an seine Manieren zu denken. An der Lektüre hatte sie auch hin und wieder etwas auszusetzen gehabt. Einmal hatte sie ein anstößiges Heft in seinem Geschichtsbuch entdeckt. Eine wahre Gardinenpredigt war die Folge gewesen.
Fast ein wenig melancholisch dachte Mychale jetzt an die alten Zeiten zurück. Wo mochten all die Bediensteten heute sein? Sie waren ihm näher gewesen als sein Vater und seine Brüder, die im Krieg gekämpft hatten, während er noch die Schulbank drückte. Das Haus wirkte wie ausgestorben ohne all die Menschen, die hier gearbeitet hatten.
Dafür war jetzt diese selbstbewusste junge Frau bei ihm, aus der er noch nicht recht schlau wurde. Erst recht nicht, als er all die Speisen auf dem Tisch entdeckte, die sie offensichtlich extra für ihn zubereitet hatte.
„Warum?“, fragte er etwas ratlos.
Sie war auf dem Weg in die Küche, um den Kaffee zu holen, und antwortete im Vorbeigehen: „Sie müssen schließlich etwas essen.“
Das stimmte allerdings, erklärte jedoch nicht, warum sie meinte, dass seine Nahrungsaufnahme in ihrer Verantwortung lag. Egal, er hatte viel zu lange nichts Vernünftiges gegessen und war völlig ausgehungert. Beim Anblick der Köstlichkeiten lief ihm das Wasser im Mund zusammen.
„Sie haben doch wohl hoffentlich keine K.-o.-Tropfen in den Kaffee gemischt?“, fragte er, als er sich zu Tisch setzte und zusah, wie sie ihm einschenkte.
Abby schüttelte nur den Kopf. „Sie haben schon lange genug geschlafen.“
Offensichtlich hatte sie etwas dagegen. Es war nicht zu fassen! Trotz ihrer jungen Jahre führte sie sich auf wie eine gestrenge Lehrerin oder wie die gute alte Milly persönlich.
Vor einigen Stunden hatte er noch einen ganz anderen Eindruck von ihr gehabt. Als sie unter ihm auf dem Bett lag und zappelnd versuchte, sich zu befreien, hatte sie alles andere als erhaben gewirkt. Neugierig betrachtete er sie jetzt genauer. Unter einem dünnen Pullover zeichneten sich ihre wohlgeformten Brüste ab.
Mychale räusperte sich und versuchte, seine plötzliche Erregung unter Kontrolle zu bringen.
„Habe ich irgendetwas verpasst?“, fragte er und trank einen Schluck Kaffee. Das Getränk war kochend heiß. Erschrocken zuckte er zurück. „Wenn ich mich recht erinnere, bin ich der Hausbesitzer und Sie der Eindringling. Oder verwechselte ich da etwas?“
„Ich bin nicht eingedrungen.“ Pikiert musterte sie ihn von der Seite. „Und ich bin sehr nett zu Ihnen und bekoche Sie sogar.“
„Unter Verwendung von Lebensmitteln aus meiner Vorratskammer“, entgegnete er und biss in eine Zimtwecke. Köstlich! Leicht und locker, wie er es gern hatte. Die Frau konnte kochen – immerhin. „Oder haben Sie etwa Ihre eigenen Vorräte mitgebracht?“ Herausfordernd sah er sie an.
Die Frage schien ihr
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